Tirol, Wiesn, Boulder-WM

Die Musikkapelle Poing spielt auf vielen »Hochzeiten«

Dem Land Tirol die Treue! Die Poinger Blasmusikkapelle zu Gast in Roppen in Tirol. Foto: Blasmusikkapelle Poing

Poing · »Bisch a Tiroler, bisch a Mensch«, sagen die Tiroler gerne über sich selbst und haben sich damit den Ruf erarbeitet, nicht gerade das offenste und austauschfreudigste Volk in Europa zu sein.

Dass solche Selbstbeschreibungen oder Fremdwahrnehmungen oft nicht der Wirklichkeit entsprechen, konnten die Musikkapellen aus Poing und Roppen in Tirol unter Beweis stellen. Auf dem vergangenen Oktoberfest lernten sich die beiden Kapellen in zünftiger Atmosphäre im Bierzelt kennen und schlossen schnell Freundschaft. Aus dieser Verbindung entstand sozusagen ein »transnationaler Musikkapellenaustausch«.

Die Musikanten aus Tirol gaben sich beim Frühjahrskonzert in Poing die Ehre, im Gegenzug besuchten die Poinger am Kirchtag an Mariä Himmelfahrt die Tiroler Gemeinde im Bezirk Imst. Von dieser musikalischen Begegnung schwärmt Günter Scherzl, 2. Vorstand der Musikkapelle Poing e.V. noch heute und blickt anerkennend auf die Musiker aus dem Nachbarland und die Gemeinsamkeiten der Kapellen: » Generell lässt sich sagen, dass Bayern und Tirol im Blasmusikbereich Geschwister im Geiste sind. Wobei die Blasmusik in Tirol und Südtirol stärker verwurzelt ist und eine längere Tradition hat. Dennoch legen beide Formationen das Augenmerk auf hochwertige symphonische Blasmusik, aber gestalten natürlich auch kirchliche und weltliche Feste.«

Eines dieser weltlichen Feste, das Münchner Oktoberfest, ist ein absolutes Highlight im Veranstaltungskalender der Musikkapelle Poing, die seit 1993 besteht und alle zwei Jahre den Einzug in die Festzelte der Wiesn mitgestaltet. »Die Stimmung und die Begeisterung der Zuschauer aus aller Herren Länder, die quasi hautnah am Straßenrand stehen, ist etwas ganz Besonderes«, erklärt Scherzl. Jenseits des Alltags gestaltete sich am vergangenen Wochenende auch der Auftritt der Poinger Kapelle bei der Boulder-Weltmeisterschaft im Münchner Olympiapark vor 30.000 Besucher. Ein Mitglied der Musikkapelle arbeitet beim Deutschen Alpenverein, dem Veranstalter der Weltmeisterschaft, wodurch der Kontakt zustande kam. Und so marschierten die Poinger durch künstliche Kletterhindernisse und in ungewohnter Formation über eine große Matte und konnten so für einen bairischen Musiktupfer bei der WM-Eröffnung sorgen. »Als Blasmusiker muss man einfach flexibel sein«, schmunzelt Günter Scherzl.

Neben zahlreichen Auftritten im ganzen Jahr ist vor allem die Jugendarbeit das »Herzstück« des Vereins. Den Jugendlichen wird eine fundierte Instrumentalausbildung für Blas- und Schlaginstrumente vermittelt und sie können bereits erste Erfahrungen im Musizieren in der Gruppe im eigenen Jugendorchester sammeln. In der Jugendarbeit arbeiten die Poinger seit Jahren eng und vertrauensvoll mit der Musikkapelle Gelting zusammen. Nach bestandener Prüfung zum Bronzenen Musiker-Leistungsabzeichen des Musikbundes von Ober- und Niederbayern, bei der theoretische und praktische Inhalte geprüft werden, steht der Weg in das »große« Orchester offen. »Unser Nachwuchs ist unsere Zukunft«, betont Scherzl ausdrücklich. Neben der Jugendarbeit unterstützt der Verein auch die musikalische Weiterbildung aller anderen Mitglieder.

Wer nun die Poinger Blasmusik in Aktion erleben möchte, dem sei das traditionelle Herbstkonzert empfohlen. Günter Scherzl verspricht für die letzte Woche vor dem ersten Advent eine Einstimmung in die »staade Zeit« mit verschiedenen Gestaltungen von kleineren Gruppen bis zur großen symphonischen Blasmusik-Orchesterbesetzung. Von Marcus Ullrich

Artikel vom 28.08.2014
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