Miss Beatle entdeckt

Ottobrunner Filmemacher entdeckt Modell neu

Liebt die Musik der vier Liverpooler bis heute: Inge Marschallek aus Unterhaching. 1964 wurde sie zur »Miss Beatle« gekürt.	Foto: Kohnke

Liebt die Musik der vier Liverpooler bis heute: Inge Marschallek aus Unterhaching. 1964 wurde sie zur »Miss Beatle« gekürt. Foto: Kohnke

Unterhaching/Ottobrunn · 50 Jahre ist es jetzt her, da stand die damals 15-jährige Inge Marschallek im Mittelpunkt der Medien. Der hübsche blonde Teenager aus München hatte Esprit, Stil und stand für ihre Generation. Neckermann kürte sie 1964 zur »Miss Beatle«.

Ein Zufall brachte ihre Geschichte jetzt wieder ans Licht. Sie lebt heute in Unterhaching. Live hat sie John, Paul, George und Ringo nie getroffen. Um ein Haar wäre es aber gelungen. »Der erste Preis für den Sieg der Miss-Wahl war eine Flugreise nach London mit Studiobesuch und Taschengeld«, erzählt sie lächelnd. Alle Schulfreundinnen seien ja so neidisch gewesen. Aber leider, leider – durfte sie nicht fahren. »Ich war halt das Nesthäkchen der Familie und hatte einen strengen Vater«. Da half auch kein Bitten und Betteln, auch das Zureden der Mutter konnte den Entschluss nicht ändern. Inge Marschallek seufzt, sie bedauert das bis heute. Nichts auf der Welt wäre ihr damals lieber gewesen. Die Beatles waren ihr Idol, sie schwärmte inniglich für Harrison und McCartney. Anlässlich der Münchner Filmpremiere des Beatles-Streifens »Yeah-Yeah-Yeah« hatte Neckermann 1964 mit United Artists die Miss-Wahl inszeniert. 26 Mädchen wurden eingeladen. »Ich hatte extra eine schwarz-weiß-kleinkarierte Hose angezogen – mit riesigem Schlag«, erinnert sich die charmante Mittsechzigerin. Alle Teilnehmerinnen seien nacheinander auf einen Laufsteg im Neckermann-Haus gebeten worden, sollten von ihren Hobbys berichten. Das fiel dem selbstbewussten Teenager nicht schwer. Bereits als Zehnjährige mit Sommersprossen posierte sie als Fotomodel für Hummelsheim und Konen, machte Wasserballett bei den Isar-Nixen. »Als ich dann aber aufgerufen wurde, blieb mein Herz stehen«, weiß sie noch von dem großen Moment.

Es gab eine Schärpe, einen Beatles-Schirm, Applaus und Blitzlichtgewitter. Das ausgezahlte Schmerzensgeld – so die Empfindung - für die nicht angetretene Reise betrug 400 D-Mark. Das ist heuer 50 Jahre her. Längst hat das Beatles-Girl von damals einen eigenen Weg gefunden, machte beruflich Karriere. »Ich habe meinen Job immer gemocht, weil er mich auch viel mit jungen Leuten zusammen brachte«, sagt sie rückblickend. Nach beruflichen Stationen auch im Ausland war sie zuletzt Managerin Personalwesen bei Panasonic und mit der Ausbildungsleitung betreut. Und doch – wenn sie im Radio einen Beatles-Song hört, berührt es sie ganz tief. »Die Beatles liebe ich heute noch, ich kann alles mitsingen«, lacht sie fröhlich. Das war der Grund, weshalb sie im April an einer Freikartenverlosung für eine Beatles-Veranstaltung mitmachte. Und prompt gewann. Gezeigt wurde im Gasteig die Premiere von »Yesterday – Zeitreise Beatles« des Neubiberger Regisseurs und Filmemachers Klaus Bichlmeier. Ein Projekt mit Live-Musik, Tanz und Kurzfilmen. In einem Ausschnitt erkannte sich Inge Marschallek wieder. Und gab sich Bichlmeier zu erkennen.

Die Zeitzeugin und der Filmemacher – was für eine Begegnung. Bichlmeier lud sie darauf in den Ottobrunner Filmclub ein, der im Wolf-Ferrari-Haus die zehn besten Filme seiner Mitglieder kürte. Als Jux bat er Inge Marschallek, die Kasse zu übernehmen. Niemand hatte sie bis dahin erkannt. Den Spaß klärte der Filmemacher erst auf, als später auch ein Teil seines Films gezeigt wurde. Stolz präsentierte er die wiederendeckte Miss Beatle. Gleiches verbindet: Seit diesem Abend sind beide per Du, wollen den Kontakt auch zukünftig halten. Zu ihrem Geburtstag macht sich Inge Marschallek selbst ein besonderes Geschenk: Sie holt die England-Reise von damals nach, will nach Liverpool und London. Aber nur kurz, sagt sie lächelnd und erzählt liebevoll von ihrer 101-jährigen Mutter im Seniorenheim St. Katharina Labouré, um die sie sich gemeinsam mit ihrer Schwester kümmert. K. Kohnke

Artikel vom 26.08.2014
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