Kampf gegen Ebola

Aßlinger Verein »Globolab« leistet wertvolle Entwicklungshilfe

Edith und Nils Niederstebruch testen in dem kleinen Labor von Glabolab aus, welche der Geräte sich auch für die Laboratorien in der »Dritten Welt« eignen würden. 	Foto: Sybille Föll

Edith und Nils Niederstebruch testen in dem kleinen Labor von Glabolab aus, welche der Geräte sich auch für die Laboratorien in der »Dritten Welt« eignen würden. Foto: Sybille Föll

Aßling · Seit im Mai dieses Jahres der erste Ebola-Fall in Sierra Leone auftauchte, kämpft der humanitäre Aßlinger Verein »Globolab« gegen die Seuche in dem westafrikanischen Land.

Dank zahlreicher Spenden von mittlerweile rund 10.000 Euro konnte »Globolab 500« Vollschutzanzüge, einige Pakete mit so genannten berührungslosen Fieberthermometern sowie Geld für neun Tonnen Desinfektionsmittel ins Partner-Krankenhaus »St. John of God« schicken, um die Ansteckungsgefahr für Klinikpersonal, Helfer und Angehörige zu minimieren. »Viel mehr können wir im Moment nicht tun«, sagt der Bio-Ingenieur und Vorsitzende des Vereins, Nils Niederstebruch.

Eine Reise nach Sierra Leone sei bei der derzeitigen Situation ausgeschlossen. Damit die Schutzanzüge und Fieberthermometer richtig und sicher genutzt werden, blieb dem Verein nichts anderes übrig, als zwei Lehrvideos zu drehen und mitzuschicken. »Ebola ist eine große Herausforderung für uns«, so Niederstebruch. Denn das eigentliche Ziel des 2010 gegründeten Vereins ist, Krankenhäuser in der Dritten Welt bei der Planung und Ausstattung medizinisch-mikrobiologischer Laboratorien zu unterstützen, in denen geeignete Antibiotika für Patienten mit bakteriellen Infektionen sowie Resistenzen getestet werden können. Ebola ist jedoch eine Viruserkrankung, gegen die kein Antibiotikum hilft. Dennoch ist es für Globolab selbstverständlich, »St. John of God« in der Not zu unterstützen. Die Hilfe des Vereins geht ohnehin über das Medizinische hinaus: In der christlich geführten Einrichtung arbeiten viele junge Afrikaner in der Küche oder helfen anderweitig. Für sie spendete zum Beispiel der TSV Aßling im vergangenen Jahr Trikots und Fußballschuhe und Tornetze, die der Verein verschickte.

Logistische Hilfe für die Menschen in den Ebola-Gebieten

Der Kontakt mit St. John of God kam erstmals 2007 zustande, als Edith Niederstebruch, OP-Schwester an der Kreisklinik Ebersberg, zu einer Reise nach Sierra Leone eingeladen wurde. Sie war entsetzt über die dortigen Zustände. »Fast nach jeder Operation haben die Patienten eine Wundinfektion«, erzählt sie. Dann verabreichten die Ärzte irgendein Antibiotikum, ohne zu wissen, ob es das passende ist oder der Erreger eventuell schon resistent dagegen ist. Untersuchung seien auch gar nicht möglich gewesen, da das Krankenhaus-Labor miserabel ausgestattet war.

Nach der Gründung des Vereins im Januar 2010 begannen die Aßlinger zu eruieren, was technisch machbar wäre. In einem Nebengebäude auf dem Anwesen der Niederstebruchs probierten sie verschiedene Geräte wie Brutschränke für die Bakterienstämme oder Dampfdrucktopf und Gasbrenner für die Sterilisation aus. Denn einfach modernes Equipment kaufen und liefern wäre der falsche Weg. »Es müssen ältere, robuste Maschinen ohne computergesteuerte Technik sein, weil High-Tech in diesen Ländern weder bedient noch repariert werden könnte«, erklärt Niederstebruch. Bereits Ende 2010 konnten sie in Sierra Leone das Labor aufbauen und eine erste Schulung für die Mitarbeiter durchführen. Im Laufe der folgenden Monate führten Niederstebruch und Doris Sixt, leitende Medizinisch-Technische Laborassistentin (MTLA) an der Kreisklinik Ebersberg, auch eine Studie durch, die Aufschluss über geeignete Nährmedien für bestimmte Bakterien und deren Resistenz gegenüber Antibiotika geben sollte. Sie wurde 2012 in der renommierten Fachzeitschrift »European Journal of Clinical Microbiology & Infectious Deseases« veröffentlicht. Seitdem ist Globolab offiziell auch als »forschende Einrichtung« anerkannt.

Ziel der Ausbildung und Ausrüstung von Laboranten

Hauptaufgabe des Vereins, der mittlerweile rund 100 Mitglieder zählt, ist jedoch neben der Einrichtung von Laboren auch die Schulung der einheimischen Laboranten. »Die Krankenhäuser sollen irgendwann auf eigenen Füßen stehen, wir geben nur Starthilfe«, betont Niederstebruch. Wenn das Labor in Sierra Leone so weit ist, will sich Globolab dem nächsten Projekt zuwenden. »Wir haben schon Anfragen aus Liberia, Kamerun und Äthiopien«, so der Vorsitzende, »aber momentan können wir das nicht leisten. Wir bräuchten noch mehr MTLA in unserem Verein«. Und natürlich Spenden. Im „St. John of God“ wird derzeit eine Isolierstation für Ebola-Infizierte aufgebaut, Kosten: 60.000 Euro.

Nähere Informationen und Angaben zum Spendenkonto findet man unter www.globolab.org im Internet. Sybille Föll

Artikel vom 12.08.2014
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