Servus und Salut! – 40 Jahre Partnerschaft Grasbrunn-Le Rheu

Gelungene Festtage – 47 französische Freunde aus Le Rheu feierten gemeinsam mit den Grasbrunnern

Große Freude: Franz Eder (r.) aus Neukeferloh schenkte dem Bürgermeister Jean-Luc Chenut (Mitte) gemeinsam mit Klaus Korneder seine angefertigte Karikatur.

Große Freude: Franz Eder (r.) aus Neukeferloh schenkte dem Bürgermeister Jean-Luc Chenut (Mitte) gemeinsam mit Klaus Korneder seine angefertigte Karikatur.

Grasbrunn · »Tjedijaho, tjedijaho, Alperer, Alperer, tjedijahooo…«, diesen Jodelruf werden die zur 40-Jahrfeier angereisten 47 französischen Freunde aus Le Rheu, aber auch alle anderen Gäste, die zum Bayerischen Festabend Ende Juli ins Bürgerhaus gekommen waren, so schnell nicht vergessen.

Mit Jodeltrainer Josef Ecker aus dem Chiemgau wurde kräftig gejodelt, geklatscht und gesungen. »So etwas habe ich in Grasbrunn noch nicht erlebt«, sagt Guy Lucas mit Tränen vor Lachen in den Augen. Guy und Martine Lucas kommen schon seit 25 Jahren regelmäßig nach Grasbrunn, seit einigen Jahren mit dem eigenen Wohnmobil, das hinterm Rathaus parkte. Alle anderen Franzosen waren bei Gastfamilien aus nahezu allen Gemeindeteilen untergebracht. Wer in diesen Tagen im Ort unterwegs war, konnte hier und da französische Wortfetzen aufschnappen, denn das Wetter war schön und man saß auf der einen oder anderen Terrasse gemütlich beisammen.

Sogar die beiden ehemaligen Studentinnen Cornelia Haselberger aus Grasbrunn und Francoise Pérol aus Le Rheu waren gekommen, deren Freundschaft der Ursprung der Partnerschaft zwischen Grasbrunn und der bretonischen Gemeinde Le Rheu ist. Cornelia Haselberger lebt heute in Philadelphia in den USA. Als sie 18 war, nahm sie an einem Austauschprogramm an einer Schule in Rennes in der Bretagne teil, wo sie auf Francoise traf. Zwischen den beiden jungen Frauen entstand eine tiefe Freundschaft, die sie trotz großer Entfernungen über all die Jahre hinweg pflegten. Es ist die Wurzel einer bis heute andauernden, lebendigen Gemeindepartnerschaft.

Lebendig und abwechslungsreich war auch das Programm für die Franzosen und deren Gastfamilien, das mit einem Empfang und der Vernissage der Fotoausstellung über die vergangenen 40 Jahre im Bürgerhaus Neukeferloh begann.

Erster Bürgermeister Klaus Korneder begrüßte die Gäste sehr herzlich und dankte bei dieser Gelegenheit auch allen Gastfamilien für ihre Gastfreundschaft sowie der Musikschule Vaterstetten für die musikalische Begleitung des Empfangs: »Gemeinsames Feiern heißt gemeinsame Freude – und was verbindet mehr, als sich zusammen zu freuen? Jede Partnerschaft zwischen einer französischen und einer deutschen Gemeinde ist auch ein Bindeglied zwischen unseren Nationen und so auch ein Garant für die Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland.«

Begeistert waren die rund 60 Teilnehmer vom Wasmeier-Museum, das sie am Freitag besuchten. Das schöne Wetter tat sein Übriges zu der guten Stimmung dazu und so genoss man gemeinsam die interessanten Führungen durch die alten Bauernhäuser und Bauerngärten genauso wie ein kühles Maß selbstgebrautes Bier. Marcel Bouffaud und Franck Berhault ließen es sich nicht nehmen, es auch einmal auszuprobieren, wie zu damaligen Zeiten die schweren Bierfässer transportiert wurden.

Die Feierlichkeiten des 40-jährigen Bestehens der Partnerschaft waren eingebettet in die 1.200-Jahrfeier des ältesten Gemeindeteils Harthausen. Nach dem Festzug durch Harthausen folgte eine bewegende Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal zum Gedenken an die Verstorbenen. Zwei Mitglieder des Veteranenvereins aus Le Rheu waren extra angereist, um an dieser Zeremonie teilzunehmen – sie hatten sogar ihre eigene Fahne mitgebracht. Bereits 2010 durfte Klaus Korneder mit seiner Delegation in Le Rheu einen Kranz niederlegen, das hat es seit Kriegsende 1945 noch nie gegeben. »Ich bin sehr froh, dass dieses Zeichen nun auch in unserer Gemeinde gesetzt wird«, so Korneder.

Der Freitagabend fand seinen Ausklang bei Kessel-fleischessen und Tanz im Feststadl und am Sonntag begeisterten die Tänzer der bretonischen Tanzgruppe L’Avant Deux das Publikum in ihren aufwändigen Trachten. Eine dreiviertel Stunde tanzten sie zu Dudelsack, Bombarde und Akkordeon unter freiem Himmel und Sonnenschein.

In den vergangenen 40 Jahren sind zwischen den Bürgern unserer beiden Gemeinden unzählige Freundschaften entstanden, es wurde viel miteinander erlebt. Seien es private Kontakte und gegenseitige Besuche, gemeinsame Veranstaltungen der Vereine oder offizielle Treffen der politischen Vertreter – beide Gemeinden, Grasbrunn und Le Rheu, konnten und können viel voneinander lernen. Deshalb fand auch bei diesem Besuch wieder traditionell eine interkommunale Gemeinderatssitzung im Rathaus statt, bei der über laufende und zukünftige Projekte beider Gemeinden gesprochen wurde. Themen waren sowohl regenerative Energieprojekte als auch Wohnbauprojekte. Le Rheu plant derzeit 1.200 neue Wohnungen – es ist daher davon auszugehen, dass bis 2016 die Bevölkerungszahl die 10.000er-Grenze überschritten haben wird. Während die Bürgermeister und die Gemeinderäte anschließend das Seniorenzentrum in Grasbrunn besichtigten, hatten die anderen französischen Gäste die Möglichkeit, an einer Stadtführung in München mit Stadtführerin und Dolmetscherin Anneliese Döhring teilzunehmen.

Am Samstagabend kamen alle wieder mit den verschiedensten Tageserlebnissen zum offiziellen Abend zusammen. Kurz vorher gab es eine lustige Spazierfahrt mit Georg Bockmaier aus Grasbrunn. Er hatte sichtlichen Spaß auf seinem Traktor, der den geschmückten Hänger mit sämtlichen Franzosen darauf hinter sich herzog. Der Abend, an dem die beiden Vorsitzenden des Grasbrunner Partnerschaftskomitees, Bernise Rivière und Bettina Rademacher, durch den Abend führten, war voller Überraschungen. Bernise Rivière sorgte für viel Beifall, als sie zu Beginn in bretonischer Tracht auf die Bühne kam, beim Publikumstanz mit dem Burschenverein Grasbrunn wurde es allen warm und die Lachmuskeln bekamen viel Training – nicht zuletzt beim »Jodelseminar«. Die Reden der Bürgermeister und der Vorsitzenden der Partnerschaftskomitees waren sehr herzlich und kurzweilig. Ehrenpräsidentin Ingrun Wagner bat alle ehemaligen Mitglieder und Personen, die sich um die Partnerschaft verdient gemacht hatten, auf die Bühne und dankte ihnen mit einer Rose. Gérard Fournier, Vorsitzender des Partnerschaftskomitees Le Rheu verteilte bretonische Fischermützen und anschließend wurden alle Gäste zum Tanz aufgefordert: Eingehakt, in Kreisen und Schlangen bewegten sich nahezu alle Gäste pro Takt einen kleinen Schritt weiter nach links, begleitet von den Musikern der Tanzgruppe Avant Deux.

Turmschreiber und Inhaber des Bayerischen Poetentalers, Franz Eder, aus Neukeferloh übergab zusammen mit Bürgermeister Korneder seine angefertigte Karikatur an Bürgermeister Jean-Luc Chenut aus Le Rheu, der sich darüber köstlich amüsierte. Auch Jean-Luc Chenut überreichte Klaus Korneder seine Gastgeschenke für die Gemeinde Grasbrunn. Es ist die Trilogie typischer Motive der Region um Rennes – die drei Radierungen eines bekannten Künstlers sollen zukünftig im Rathaus einen gebührenden Platz bekommen. In seiner Rede sprach Bürgermeister Jean-Luc Chenut die Gegeneinladung an die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Grasbrunn aus, da die runden Geburtstage der Partnerschaft immer hüben und drüben gefeiert werden. Am zweiten März-Wochenende 2015, an dem in Le Rheu auch die bekannte Wein- und Feinkostmesse »Les Tablées« stattfindet, wird es so weit sein: dort feiern wir unsere 40 Jahre Partnerschaft erneut.

Es wäre schön, wenn auch 50 Grasbrunner dort unsere Freundschaft repräsentieren würden. Das Partnerschaftskomitee wird dazu baldmöglichst eine offizielle Einladung entwerfen und die Modalitäten der finanziellen Zuschussmöglichkeiten ausarbeiten. In diesem Sinne: »Es lebe unsere deutsch-französische Partnerschaft!«

»Danken möchten wir an dieser Stelle dem Hofbräuhaus Traunstein und der Firma Bel Deutschland, die unsere 40-Jahrfeier mit Bier und Käseköstlichkeiten unterstützt haben, der Gemeinde Grasbrunn, der Gemeinde Le Rheu und allen Helfern und Helferinnen sowie den Mitgliedern beider Partnerschaftskomitees, ohne deren Wirken diese Festtage nicht möglich gewesen wären«, so die Gemeinde Grasbrunn.

Artikel vom 05.08.2014
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