Deutsch für Asylbewerber-Kinder

Haar · Bürgerstiftung und VHS helfen weiter an der Jagdfeld-Grundschule

VHS-Deutsch-Dozentin Christiane Schlecht mit zwei Schülerinnen, beim intensiven Deutsch lernen. 	Foto: Gemeinde Haar

VHS-Deutsch-Dozentin Christiane Schlecht mit zwei Schülerinnen, beim intensiven Deutsch lernen. Foto: Gemeinde Haar

Haar · Im September 2013 kam O. neu als Zweitklässlerin in die Grundschule am Jagdfeldring. Doch in den ersten Wochen brach das Mädchen immer wieder in Tränen aus. Der Grund: Sie sprach kein Wort Deutsch. Sie lebte damals erst knapp drei Wochen in Haar. Heute kann sie wieder lachen. Denn Dank intensiven Deutschunterrichts kann das Mädchen nun kommunizieren.

Finanziert hat diesen die Bürgerstiftung Haar, die jetzt noch einmal Geld für diesen Zweck gibt. Das polnisch-deutsche Wörterbuch war anfangs das wichtigste Bindeglied zwischen O. und den Menschen hier in Haar. »Alle Mitschüler waren sehr bemüht und kümmerten sich gerne um ihre neue Mitschülerin – aber wir stießen während des Schulalltags immer wieder an unsere Grenzen«, berichtet Annette Hennrich, Lehrerin an der Jagdfeldschule. Ähnlich erging es auch D. und S.: Die beiden Erstklässlerinnen sind mit ihren Familien als Asylbewerber nach Haar gekommen und saßen ohne Deutschkenntnisse zwischen den anderen Schülern.

Doch glücklicherweise gibt ein besonderes Projekt an der Jagdfeldschule: Hier hat die Schule Unterstützung von der VHS, die mit Deutsch-als-Fremdsprache-Lehrern die Kinder ohne Sprachkenntnisse immer wieder aus der Klasse herausnimmt und gezielt fördert. Finanziell unterstützt wird dieses Projekt von der Bürgerstiftung Haar. »Das ist eine gute, eine unterstützenswerte Sache«, sagt der Vorstandsvorsitzende Jürgen Partenheimer, und gibt nun nach den 2.000 Euro Startgeld weitere 300 Euro, um das Projekt weiterlaufen lassen zu können.

Es war die Initiative der Schulleiterin Juliane Dworzak, die im Oktober 2013 – zeitgleich mit der Unterbringung einiger Asylbewerber-Familien in Haar – auf massive Probleme der Schulkinder aufmerksam machte: Sie kamen ohne jegliche sprachliche Grundlage in eine deutsche Grundschule, sitzen in ihrer Schulbank – mit einem Kulturschock, im Gepäck häufig eine traumatisierende Flucht, einem Alltag in beengter Wohnsituation ohne Intimsphäre und eben ohne ein Wort zu verstehen. Die Sprache zu erlernen sie wohl der wichtigste Anfang, um diese Situation zu ändern, meinte Juliane Dworzak. Während es bei den Kindergartenkindern die Möglichkeit der Vorkurse gibt, in denen Kindern mit sprachlichen Problemen in Kooperation von Schule und Kindergarten gefördert werden, sind in der Schulzeit die Möglichkeiten begrenzt. Es gäbe zwar Übergangsklassen für die Grundschule im Landkreis, in denen Kinder unterrichtet werden, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, betont Dworzak, doch die seien heillos überfüllt.

Alle drei Mädchen erhalten viermal pro Woche zwei zusätzliche Einzel-Förderstunden bei den Deutsch-Dozentinnen Beatrice Betzler-Reiwald und Christiane Schlecht von der Volkshochschule Haar. In diesen Stunden üben die Mädchen fleißig Deutsch zu sprechen, lernen Grammatik sowie Wortschatz und arbeiten zudem den Unterrichtsstoff auf. All das hatte ein wundervolles Ergebnis: Sehr schnell waren enorme Fortschritte in der deutschen Sprache zu bemerken, die Kommunikation mit den Kindern wurde immer besser.

Besonders wertvoll ist auch die Unterstützung bei den Hausaufgaben, die ebenfalls in diesen Differenzierungsstunden stattfindet: Da die Eltern der Kinder bei den Hausaufgaben nicht helfen können, ist die Hilfe bei den häuslichen Arbeiten besonders wichtig, damit die Schülerinnen den Anschluss an den Unterrichtsstoff nicht verlieren. Und all das gibt den Kindern neues Selbstbewusstsein. »O. spricht immer fröhlicher und lebhafter mit anderen Kindern. Mittlerweile hat sie sich auch in die Klassengemeinschaft gut eingelebt und fühlt sich an ihrer neuen Schule sichtlich wohl«, freut sich Annette Hennrichs. Der Plan geht also auf.

Artikel vom 29.07.2014
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