Albrecht Ackerland im Münchner Samstagsblatt zum Umgang mit Flüchtlingen

Da schau her! – Über das Leben in einer Münchner Garage

München · Ich habe neulich mal versucht, mir vorzustellen, wie es so wäre, wenn hier ein schlimmer Krieg ausbricht. Oder ich verfolgt würde, ich so arm bin und mir nichts bleibt, dagegen anzukämpfen, ich fliehen muss, weil ich hier nicht mehr leben kann.…

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… Ich schaffe es in ein Land zu kommen, das sehr reich ist, das eine Verfassung hat, die sagt, der Wert eines Menschen sei unantastbar – ein Land, das sich immer wieder auf christliche Werte beruft. In diesem Land schaffe ich es mit Mühe und Not, immerhin in einer Garage untergebracht zu werden – und zwar in der reichsten Stadt des Landes. Ich höre auch von einem Haus für jugendliche Flüchtlinge, auch in dieser reichen Stadt, in dem schreckliche Zustände herrschen sollen. Und in der Hauptstadt des Landes müssen Flüchtlinge zu drastischen Maßnahmen wie Besetzungen greifen, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Ein paar Meter weiter sitzt die Regierung des Landes, weiß von schlimmen Kriegen in der Welt, von Zuständen schrecklicher Armut, weiß, dass es unserer Wirtschaft blendend geht, weiß, dass auch deutsche Waffen ein Renner in der Weltwirtschaft sind – und sie verschärft erst mal entspannt das Asylrecht des Landes. Wäre ich Flüchtling in so einer Situation, ich wüsste nicht, ob ich hier bleiben wollte.

Einen solchen Zustand haben wir hier: In München werden Menschen in Garagen gepfercht, obwohl ganze Straßenzüge leerer Bürobauten und dergleichen umherstehen. In Nürnberg bleibt verzweifelten Menschen nichts anderes übrig, als in den Hunger- und Durststreik zu treten. Menschen machen so etwas nicht aus Spaß. Ich finde es unerhört, dass wir als eines der reichsten Länder der Welt, als eine der reichsten Städte der Welt, ungefähr kein Gramm Anstand haben, um zu begreifen, dass es unsere absolute Pflicht ist, anderen Menschen zu helfen, wenn sie in der Not sind. Und einer solchen Pflicht als Land zu folgen, kostet wirklich nicht viel.

Artikel vom 11.07.2014
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