»Tag der Ernte«

Ebersberg · Feierliche Eröffnung des »Alten Speichers« nach 36 Jahren

Die beiden Pfarrer Josef Riedl und Hans-Dieter Strack überreichten Bürgermeister Walter Brilmayer und Markus Bachmeier (v. r.) ein Kreuz für den Stadtsaal  als Geschenk. 	Foto: Sybille Föll

Die beiden Pfarrer Josef Riedl und Hans-Dieter Strack überreichten Bürgermeister Walter Brilmayer und Markus Bachmeier (v. r.) ein Kreuz für den Stadtsaal als Geschenk. Foto: Sybille Föll

Ebersberg · Rund 600 Gäste füllten am vergangenen Freitag den Ebersberger Stadtsaal bei seiner offiziellen, feierlichen Einweihung – die maximale Besetzung.

Eigentlich war der Festakt schon auf Ende Januar terminiert, doch wegen Erkrankung des Ersten Bürgermeisters Walter Brilmayer wurde er um ein halbes Jahr verschoben – denn ohne ihn gehe gar nichts, betonte der Ebersberger Gymnasiallehrer und Kabarettist Han’s Klaffl, der die Moderation des Abends übernommen hatte. Das Warten hat sich gelohnt, denn nun ist tatsächlich alles fertig.

Im Januar hatten die Gäste der Rotary-Club-Gala, die als erste Veranstaltung im neuen Alten Speicher stattgefunden hatte, noch Toiletten ohne Trennwände vorgefunden. »Alles ist hier möglich«, sagte Brilmayer in seiner fast 30-minütigen Festrede, »auch tanzen«. Der Bodenbelag wurde mit Unterstützung der Tanzsportgemeinschaft DaCapo ausgewählt. Die Bühne kann dank Stecksystem nach Belieben vergrößert oder verkleinert werden, auch in die Höhe lassen sich die Podeste stapeln. Je nach Bestuhlung bietet der Saal Platz für bis zu 600 Besucher, stehend – zum Beispiel bei Konzerten – fasst er bis zu 1200 Menschen. Auch die Klimaanlage funktioniert, wie an einem plötzlich einsetzenden Brummen deutlich hörbar war, dem ein eisiger Hauch folgte. »Sie lässt sich auch manuell betreiben«, erklärte Simon Viktor in der Pause, einer der fünf festen Mitarbeiter, die künftig für den Stadtsaal verantwortlich sind. Betrieben wird er vom Verein »Kleinkunst im Alten Kino«. Nicht nur Klaffl und regionale Künstler wie Orchesterverein, Musikschule und die Artistengruppe »Movimento« trugen zu einem unterhaltsamen Abend bei, auch die Amtsträger wie Brilmayer und Landrat Robert Niedergesäß bewiesen nahezu Bühnenreife.

Viel Abwechslung und Unterhaltung beim Festakt

Das »Sahnehäubchen« setzte dem zweieinhalbstündigen Festakt der Erste Vorsitzende des Vereins »Kleinkunst im alten Kino« und Kabarettist Alexander Liegl auf, indem er die langwierige Entstehungsgeschichte der Kulturstätte in Wagners »Rheingold“ übertrug. So sei der Alte Speicher »schön und neu« wie Walhall, obwohl Forscher herausgefunden hätten, dass es dort keine Klo-Zwischenwände gegeben habe. Detailliert und mit zahlreichen Anekdoten gespickt beschrieb Brilmayr die städtebauliche Entwicklung zwischen Bahnhof und Marienplatz der letzten 36 Jahre, die nun mit der Fertigstellung des Stadtsaales vollendet sei. Treibende Kraft sei unter anderem der damalige Bürgermeister Hans Vollhardt gewesen, vielen Skeptikern zum Trotz. »Bemerkenswert war, dass er schon damals die Städtebauförderung miteinbezogen hat«, betonte der Rathauschef und bedankte sich für die hervorragende Zusammenarbeit bei Eva Steinkirchner, die in Vertretung der Regierung von Oberbayern gekommen war.

Auch wenn das Ganze 36 Jahre gedauert habe, die Bedingungen von damals seien heute erfüllt: einen Durchgang vom Bahnhof zum Marienplatz zu schaffen sowie eine Tiefgarage. Sein Fazit: Es ist wichtig, Menschen mit Visionen zu haben, Geduld zu zeigen und sein Ziel nie aus den Augen zu verlieren – und wenn die Finanzierung steht, alles zügig durchziehen. Rund 17,5 Millionen Euro hat die Kreisstadt in den vergangenen 20 Jahren in das Vorhaben investiert, etwa sieben Millionen davon kamen von der Städtebauförderung. Allein der Alte Speicher kostete 10,5 Millionen Euro, der mit vier Millionen Euro Fördergeldern bezuschusst wurde. Dass die Immobilie trotz klammer Kassen überhaupt gekauft werden konnte, war einem Unglück zu verdanken: »Im Juli 2001 brannte in der Baldestraße das alte Gesellenhaus ab, die Stadt bekam 900.000 Euro von der Versicherung. Dafür musste sie erst mal eine neue Feuerwehrleiter anschaffen, aber sie konnte dann das Grundstück verkaufen und vom Erlös das Grundstück mit dem Alten Speicher vom Landratsamt erwerben«, schilderte Brilmayr unter großem Gelächter der Zuhörer.

Geduld der Gemeinde hat sich ausgezahlt

Ja, der Klosterbauhof sei vom Landratsamt umzingelt, nahm Niedergesäß den Ball auf, und ursprünglich sollten im Alten Speicher Büros entstehen. Umso mehr sei die Geduld der Stadt zu loben. Den 6. Juni 2014 bezeichnete der Landrat als »Tag der Ernte«. Das Ensemble um den Klosterbauhof sei ein Ort der Begegnung, um den andere Gemeinden die Kreisstadt beneiden würden. Aber von dem, was entstanden ist, profitiere der gesamte Landkreis. »Ich selbst habe es als Bürgermeister in Vaterstetten nicht geschafft, ein solches Bürgerzentrum zu schaffen. Aber ich weiß auch warum: Weil ich nur zwölf Jahre Zeit hatte«, erklärte er. Den Segen erhielt der Alte Speicher von dem katholischen Pfarrer Josef Riedl und dem evangelischen Pfarrer im Ruhestand Hans-Dieter Strack. Als Geschenk überreichten sie Brilmayer und dem Geschäftsführer des Betreibervereins, Markus Bachmeier, ein bronzenes Kreuz, gefertigt in der Kunstschmiede Bergmeister. Dafür gilt es nun, einen angemessenen Platz zu finden. Sybille Föll

Artikel vom 10.06.2014
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