In Sicherheit?

Erding · Ausstellung »Asylum« noch bis 22. Juni im Flughafen

In die Augen geblickt! Die Künstlerin Julia Wegat zeichnet seit 2007 junge Asylbewerber.	Foto: Julia Wegat

In die Augen geblickt! Die Künstlerin Julia Wegat zeichnet seit 2007 junge Asylbewerber. Foto: Julia Wegat

Erding · Das griechische Wort Asyl bedeutet wörtlich unberaubt, sicher. Die Flüchtlingsströme aus Syrien, Afghanistan oder aus anderen Ländern haben auch in Erding die Menschen mit den Schicksalen von Vertreibung, Verfolgung und Entwurzelung in Berührung gebracht.

Neben stiller Ablehnung gibt es zahlreiche Beispiele für gelungene und aufopfernde Integration von Menschen, die in ihrer Heimat nicht mehr Leben können. Wie zum Beispiel der ehrenamtliche Sprachunterricht in Grucking.

Schon seit 2007 setzt sich die Künstlerin Julia Wegat mit dem Thema »Asyl« intensiv auseinander. Ihre Ausstellung »Asylum« findet noch bis zum 22. Juni in der Christopherus Kapelle des Flughafens statt. Der Eintritt ist frei. Die Künstlerin begleitete über einen längeren Zeitraum Jugendliche in Deutschland, die um Asyl bitten. Viele von ihnen sind politisch und religiös Verfolgte oder wie in Extremfällen Kindersoldaten. Die meisten Jugendlichen sind ohne ihre Eltern aus Ländern wie Syrien, Kongo, Sierra Leone, Irak, Palästina, Nigeria oder Russland nach Deutschland gekommen und leben jetzt in Asylbewerberheimen.

Nach Vorlage von Fotografien erschafft die Künstlerin aus handelsüblichen Dekomaterial imposante Ölportraits der Jugendlichen. In einem einzigartigem Teamprojekt werden die jungen Menschen, mit ihren oft erschreckenden Erlebnissen, von der Künstlerin aufgefordert, in ihrer Landessprache und eigenen Schrift persönliche Geschichten, Erfahrungen und Anliegen über die fertigen Werke zu schreiben. Es macht beinahe den Eindruck als verschwinde das Portrait hinter der Schrift.

Julia Wegat kreiert mit ihrer stillen, aber bestimmten künstlerischen Art und Weise einen Raum für überraschende Empfindungen sowie Wahrnehmungen. »Kunst ist es dann, wenn es Fenster öffnet. Wenn es die Sicht verändert«, erklärt Wegat. Wer die Bilder der Ausstellung gesehen hat, dem sollte es schwer fallen, die abgebildeten Menschen in Schubladen zu stecken oder sie als lästige Eindringlinge zu betrachten. Der Künstlerin gelingt es, Empathie und Mitgefühl hervorzubringen. Durch die verschiedenen Schriften erhält jedes Bild seine eigene Note. Am Ende möchte man mehr über die Jugendlichen und ihre Schicksale erfahren, als wären sie selbst im Raum.

Julia Wegat, die ihr Diplom an der Akademie der bildenden Künste in München, erwarb wurde in der Vergangenheit mit mehreren Preise ausgezeichnet. Wie zum Beispiel dem Hauser-Kunstpreis »Zeitsicht« für fremde Heimat oder »weißer Elefant« des bayerischen Filmpreises. Julia Wegat arbeitet auch immer wieder für die Museen der Bergsteigerlegende Reinhold Messner.

»Die Ausstellung ist ein voller Erfolg. Alleine zur Eröffnung kamen an die 200 Leute«, erzählt Gabi Worch von den Organisatoren: »Für uns ist Kultur ­– was Menschen gemeinsam schaffen. Deshalb haben wir zur Eröffnung Redner aus den Bereichen Politik, Wirtschaft und Religion ausgewählt. Neben dem Personalvorstand des Münchner Flughafens lobten die Europaabgeordnete Barbara Lochbihler und der evangelische Geistliche Thomas Prieto Peral das Werk der Künstlerin und hoben die Verantwortung für Menschen in Not hervor. Von Marcus Ullrich

Artikel vom 05.06.2014
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