Streit um Taglaching

Kontroverse um die Errichtung des Gewerbegebietes

Mit diesem idyllischen Motiv forderte der Bund Naturschutz in einer  Postkartenaktion Brucks Bürgermeister Josef Schwäbl auf: »Hände weg von  unserem Naherholungsgebiet!« 	Foto: BN / Daniel Huber

Mit diesem idyllischen Motiv forderte der Bund Naturschutz in einer Postkartenaktion Brucks Bürgermeister Josef Schwäbl auf: »Hände weg von unserem Naherholungsgebiet!« Foto: BN / Daniel Huber

Grafing-Ebersberg-Taglaching · Etwa 600 bis 700 Postkarten habe er inzwischen bekommen, schätzt Brucks Bürgermeister Josef Schwäbl (CSU).

Alle stammen von Gegnern des geplanten Gewerbegebietes in Taglaching, das entlang der Straße nach Grafing Bahnhof, zirka 320 Meter vom östlichen Taglachinger Ortsrand entfernt, entstehen soll. Rund 1.500 Einwohner zählt die Gemeinde, 2.000 Karten mit dem Titel »Hände weg von unserem Naherholungsgebiet«, adressiert an Schwäbl, hatte der Bund Naturschutz (BN) an die Haushalte und bei Aktionen verteilt. Der Grund des Protestes laut Aussage des BN: Der Standort oberhalb des Urteltals, beeinträchtigt das Landschaftsbild und verstößt gegen den Landesentwicklungsplan (LEP) Bayern.

Ferner würden Penzing und Taglaching, ebenso wie die Radler Probleme mit dem Verkehrsaufkommen haben. Die schmale, kurvenreiche Staatsstraße 2351 nach Grafing Bahnhof, über die das Gewerbegebiet erschlossen werden soll, ist Teil des Fernradweges »Panoramaweg Isar-Inn« und laut BN »gänzlich ungeeignet, um den Schwerlastverkehr von Lieferanten und Kunden aufzunehmen«, heißt es in einer Stellungnahme des Kreis-vorsitzenden Olaf Rautenberg. Der Bürgermeister der betreffenden Gemeinde Bruck, Josef Schwäbl, zeigt sich unbeeindruckt. »Ich lege Wert auf Sachlichkeit«, teilte er gegenüber dem Kurier mit. Die Gemeinde sei derzeit dabei, die Stellungnahmen der Behörden und Bürger systematisch abzuarbeiten, voraussichtlich im Herbst würden die Pläne dann ein zweites Mal ausgelegt werden. Vor allem gehe es darum, alle Auflagen zu erfüllen. Die sieben Ausgleichsflächen hat das Landratsamt Ebersberg bereits als »naturschutzfachlich geeignet« bewertet.

Nochmals prüfen soll die Gemeinde aber, ob die hohe Baudichte tatsächlich notwendig sei, da sie eine 100-prozentige Versiegelung der Fläche bedeute. Keine leichte Aufgabe, denn von den 4,1 Hektar Boden, den die Gemeinde gekauft hat, können nur 3,1 Hektar bebaut werden, der Rest ist Biotop.

Einnahmen aus Gewerbesteuer notwendig

»Die Größe des Areals war ein wichtiger Punkt, wieso wir uns für diesen Standort entschieden haben«, erklärt Schwäbl. Am liebsten hätten die Gemeindevertreter produzierendes Gewerbe dort, dafür sind bis zu 100 Meter lange und etwa zehn Meter hohe Hallen vorgesehen. Das Dilemma der Gemeinde sei, dass die Hälfte des Gemeindegebietes zum Landschaftsschutzgebiet mit dem Brucker Moos und dem Gebiet Kupferbachtal, Glonnquellen und Gutterstätter Streuobstwiesen gehört. »Wir haben nicht viele Möglichkeiten, uns auszudehnen«, erklärt der Bürgermeister.

Alternative Standorte seien geprüft, jedoch als ungeeignet eingestuft worden. »Und die Gewerbeeinnahmen brauchen wir, um unsere Infrastruktur wie Kindergarten und -krippe, Schule und Straßen auch künftig erhalten zu können«, sagt der Gemeindechef. Derzeit beliefen sich die Gewerbesteuereinahmen auf 130.000 Euro im Jahr, die Gemeinde »lebe« von der Schlüsselzuweisung. Unterstützung erhält der Bürgermeister von Landrat Robert Niedergesäß (CSU): »Ich sehe das Bestreben der Gemeinden, sich weiterzuentwickeln, grundsätzlich positiv«, sagte er gegenüber dem Kurier. Die Planungs-hoheit für das anvisierte Gewerbegebiet liege ohnehin in der Verantwortung der Gemeinde Bruck, ergänzte der Landrat.

Anlagerung an »Schammach II« kompliziert

Eine »Anlagerung« des Vorhabens an das Grafinger Gewerbegebiet Schammach II, wie von Anwohnern, Bund Naturschutz und der Regierung von Oberbayern vorgeschlagen, sei nicht so einfach, so Josef Schwäbl. »Zum einen gehören uns die Flächen nicht, zum anderen liegen sie am Waldrand, sind zerfranst, zu klein und schwer nach Bruck hin zu erschließen«, argumentiert der Gemeindechef. Und es sei nicht absehbar, wann das Ganze realisiert werden könnte. In der Zwischenzeit liefen ihm die Interessenten davon. »2008 ist ein einheimischer Metzgereibetrieb nach Grafing ausgewandert, weil wir ihm damals keinen Gewerbegrund bieten konnten«, sagt Brucks Bürgermeister.

Vor zwei Wochen fand sein Antrittsbesuch bei Grafings neuer Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) statt, bei dem das Thema jedoch nur am Rande erwähnt worden sei. Demnächst soll es einen extra Termin geben. Für Obermayr wäre eine Anbindung »durchaus denkbar«. Eine gemeinsame Nutzung der Infrastruktur könnte beiden Gemeinden Vorteile bieten, so Obermayr gegenüber dem Kurier.

Sollte Brucks Gemeindechef Josef Schwäbl auf den derzeitigen Planungen beharren, will sich der Bund Naturschutz weitere Aktionen überlegen, um sich für den Erhalt des Naherholungsgebietes einzusetzen, so Kreisvorsitzende vom Bund Naturschutz Olaf Rautenberg. Sybille Föll

Artikel vom 03.06.2014
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