Otterfinger Schutzengel der Greifvögel

Otterfing · Besucheransturm beim Tag der offenen Tür der Greifvogelauffangstation

Ein Schutzengel der Greifvögel ist Berufsschullehrer Alfred Aigner: Gerhard Kinshofer, Tierärztin Heike Reball und Herbert Lenz vom Landratsamt (v.l.)  unterstützen sein ehrenamtliches Engagement.	Foto: A. Pietsch

Ein Schutzengel der Greifvögel ist Berufsschullehrer Alfred Aigner: Gerhard Kinshofer, Tierärztin Heike Reball und Herbert Lenz vom Landratsamt (v.l.) unterstützen sein ehrenamtliches Engagement. Foto: A. Pietsch

Otterfing · Kinderherzen schlugen höher und Erwachsenenherzen schmolzen dahin, beim Anblick der erst wenige Tagen und Wochen alten Greifvogel-Nestlinge in der Greifvogelauffangstation Otterfing.

An die 300 Besucher hatten beim Tag der offenen Tür die Gelegenheit genutzt, einen Einblick in die Arbeit der Vogelschützer zu erhaschen und das neue Gebäude der Auffangstation zu besichtigen.

Mittelpunkt und ruhender Pol der Veranstaltung:

Alfred Aigner, der ehrenamtliche Leiter der Station. Schon seit seiner Kindheit engagiert sich der Berufsschullehrer in der Pflege verletzter Greifvögel. Als 14-jähriger hatte er erstmals eine junge verletzte Eule gesund gepflegt und auf­gezogen. Mit den Jahren wuchs die Zahl seiner Patienten und sein Ruf verbreitete sich weit über die Landkreisgrenzen. Heute betreut er Notfälle aus allen Nachbarlandkreisen denn die nächstgelegenen Auffangstationen sind in Freising und Coburg.

Fast 20 Jahre lang versorgte Aigner die verletzten Vögel in einer alten Scheune am nördlichen Ortsrand von Otterfing. Doch der Zahn der Zeit nagte unerbittlich an den alten Brettern und vor gut vier Jahren war die Hütte unrettbar baufällig geworden. Auf der Suche nach einer Lösung wandte sich Aigner schließlich an die Kreissparkasse. Gemeinsam mit der Gemeinde Otterfing, wurde man sich einig das Projekt zu unterstützen: Die Gemeinde stellte ein Grundstück zwischen Bergham und Wettlkam zur Verfügung, die Kreissparkasse finanzierte den Bau der Auffangstation.

Gut 180.000 Euro hat die Bank bereitgestellt und damit ein rund 250 Quadratmeter großes, schlichtes ebenerdiges Gebäude mit zehn teilweise frostsicheren Volieren, Futterküchen, und Boxen für die verletzen Vögel erbaut. Auch zu den jährlich anfallenden Betriebskosten von rund 7.000 Euro steuert die Kreissparkasse einen Zuschuss bei, dankt Aigner den Verantwortlichen. Die restlichen Kosten finanziert der Vogelliebhaber aus eigener Tasche oder versucht sie durch Spenden zu decken.

Unterstützt wird er dabei von einem kleinen Team ehrenamtlicher Helfer sowie der Tierärztin Heike Reball, die Behandlung der geflügelten Patienten oft zum Selbstkostenpreis übernimmt. »Manchmal bekommen wir auch eine Spende, wenn wir einen verletzten Vogel bei jemand abholen, oder eine Schulklasse oder ein Kindergarten revanchiert sich für eine Führung mit einer kleinen Spende«, berichtet Christian Kipnick, einer der Ehrenamtlichen.

Regelmäßig sind zwischen 25 und 30 Tiere hier untergebracht, jährlich versucht Aigner 80 bis 100 verletzte Raubvögel wieder aufzupäppeln. Auch Jungvögel wie die Uhus, deren Nest dem Kiesabbau, oder die Falken, deren Nistbaum der Forstwirtschaft zum Opfer fielen, zählen zu den Bewohnern. Doch »gut die Hälfte der Patienten sind Verkehrsopfer«, erklärt Aigner den Zuhörern beim Tag der offenen Tür. »Wir leben hier in einem wunderschönen Fleckerl Erde, doch trotzdem wird die Landschaft um uns herum intensiv genutzt. Jeden Tag verenden um die 40.000 Vögel an Scheiben in ganz Europa, von der ehemaligen Sendeanlage der Amerikaner seien die toten Vögel schubkarrenweise entsorgt worden«, berichtet der Stationsleiter.

In naher Zukunft kommen auch noch Windräder als Gefahrenquelle hinzu, »die Vögel erleiden im Sog der Rotorblätter regelrechte Barotraumata«, warnt der Greifvogelexperte. Doch auch die schlechte Witterung wie zum Beispiel im vergangenen Frühjahr beschert ihm manchmal viel Arbeit. Sechs durchnässte und entkräftete Vögel an einem Tag, habe er letzten Juni einmal bei sich aufgenommen, erinnert er sich.

Während diese Vögel sich aber relativ schnell erholen und oft schon nach einer Woche wieder ausgewildert werden können, bleiben manche Patienten auch schon mal ein ganzes Jahr in Aigners Obhut.

Vögel die zu schwer verletzt sind, um wieder in freie Wildbahn entlassen zu werden, müssen dagegen eingeschläfert werden. Doch »das oberste Ziel ist die Wiederauswilderung«, betont Aigner. Und zwar bei revier- oder paarbildenden Altvögeln an gleicher Stelle wo die Tiere auch aufgefunden wurden. Alle anderen werden direkt an der Station in die Freiheit entlassen und ziehen von dort in die Welt. So seien von ihm gesund gepflegte Vögel, erkennbar an der Beringung am Fuß die sie vor der Auswilderung erhalten, schon in Tschechien und sogar Kapstadt wieder aufgefunden worden, freut sich Alfred Aigner. aba

Artikel vom 21.05.2014
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