Das Aus für die Schwabener Störche?

Markt Schwaben wird sich heuer nicht an »seinen« Störchen erfreuen

Verwaister Storchenhorst: In diesem Jahr sind nur noch Tauben statt  Störche in Markt Schwaben zu sehen.	Foto: LBV Ebersberg

Verwaister Storchenhorst: In diesem Jahr sind nur noch Tauben statt Störche in Markt Schwaben zu sehen. Foto: LBV Ebersberg

Markt Schwaben/Ebersberg · Erstmalig sind seit 19 Jahren in Markt Schwaben keine Störche mehr zu sehen. Viele Storchenfreunde werden den gewohnten Anblick, der sich sonst zur Sommerzeit bot, vermissen.

Das Eintreffen aus dem Winterquartier, Horstbau, Paarung mit lautem Geklapper, das 31-tägige Brüten, das Schlüpfen der Jungen, deren Aufzucht, erste Flugübungen, das Kreisen über Markt Schwaben und letztendlich der Abzug ins südliche Winterquartier waren immer eine spannende Angelegenheit. Nicht zu vergessen die heftigen Kämpfe die sich »unsere« Störche mit Fremdstörchen lieferten, wobei im letzten Jahr sogar ein Angreifer ums Leben kam.

Für Markt Schwaben war der bewohnte Storchenhorst zum Wahrzeichen geworden. Aus aller Welt kam Post zu den Vogelschützern des Landesbundes für Vogelschutz mit vielen Fragen und auch Komplimenten. Horstbetreuer Richard Straub führte Kindergarten- und Schulgruppen aus Nah und Fern zum Storchenhäusl, wo über einen Monitor jeder in das Nest blicken konnte. Viel wusste er dabei zu berichten. Im Storchenhäusl konnten alle Besucher zusätzlich zum Internet die Störche live erleben. Dabei hatte es auch dieses Jahr nicht schlecht angefangen. Schon am 17. Februar hatte sich ein Storchenpaar eingefunden. Wie üblich machten sich die beiden am Horst zu schaffen um die Kinderstube herzurichten, obwohl bereits Monate vorher im Gebäude auf dem sich der Horst befindet intensive Renovierungsarbeiten begannen. Mehrere Hinweise seitens des Landesbund für Vogelschutz (LBV) erfolgten, dass das Dach während der Anwesenheit der Störche nicht betreten werden darf. Trotzdem konnten Passanten Arbeiter auf dem Dach beobachten, obwohl sich die Störche im Horst befanden. Eigentlich ging es dabei nur um Kleinigkeiten, waren doch die Hauptarbeiten beim Eintreffen der Störche abgeschlossen. Mit etwas Feingefühl wäre dies für die Störche kein Problem gewesen. Da sie den Horst immer wieder verlassen und stundenlang auf Nahrungssuche sind, hätten diese Abwesenheitszeiten genutzt werden können um restliche Aufgaben auf dem Dach zu erledigen.

Leider wurde den Horstbetreuern über dieses unsensible Vorgehen erst einige Tage später berichtet. Da waren die Störche schon auf »Nimmerwiedersehen« weitergezogen. Zwar fand sich später ein noch nicht vollständig erwachsener Storch aus Markdorf für ein paar Tage ein, doch auch dieser ist inzwischen weitergezogen.

Störche sind nicht dem Partner, sondern dem Horst treu. Wenn beide Störche den Zug in den Süden und die Rückkehr überstanden haben und etwa gleichzeitig an »ihrem Horst« eintreffen, kann dadurch auch eine langjährige Partnerschaft entstehen. Kommt nur einer zurück, so lockt dieser möglichst schnell einen neuen Partner an. Meist ist dies einer, der erst kürzlich erwachsen wurde, aber noch keinen eigenen Horst hat. Es kommt auch vor, dass sich ein Partner nur verspätet. Dann kommt es darauf an, wer sich als der Stärkere durchsetzt – alt oder neu.

Wie wird es weiter gehen?

Kritisch wird es, wenn, wie nun geschehen, der Horst ganz verwaist ist. Da kann es mitunter Jahrzehnte dauern bis er wieder angenommen wird oder sogar zu keiner Besiedelung mehr kommen. Die angestammten Störche kennen ihr Brutgebiet mit den vorhandenen Nahrungsflächen sehr gut und wissen bei welcher Witterung sie wohin zur Futtersuche starten müssen um etwas zu finden. Auf negative Veränderungen reagieren sie lange Zeit tolerant, bevor sie einen Horst und ihr Gebiet aufgeben.

1994 traf nach knapp 50 Jahren Abstinenz in Markt Schwaben wieder ein Storch ein und nahm den vorbereiteten Horst an. Vergleicht man nun, wie viele Nahrungsflächen inzwischen mit Gewerbegebieten, Wohnhäusern, Straßen überbaut wurden, so ist es allerdings fraglich, ob sich noch ein neues Storchenpaar für Markt Schwaben begeistern kann. Die Vogelschützer sind trotzdem verhalten optimistisch, da sich in Forstinning und dieses Jahr auch in Sonnendorf Störche angesiedelt haben. Sie hoffen, dass sich einige der Nachkommen für Markt Schwaben interessieren. So wurden allein in die Kamera-Übertragungstechnik auf dem alten Schulgebäude einige Tausend Euro investiert.

Artikel vom 20.05.2014
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