Ein Tabuthema brechen

Oberschleißheim · Ab sofort: Demenzhilfe beim Kranken- und Altenpflegeverein Oberschleißheim

Sie organisieren die ambulante Demenzhilfe für Oberschleißheim (v. l.): Peter Benthues, Georg Kalmer und Catharina Bauer.	Foto: kw

Sie organisieren die ambulante Demenzhilfe für Oberschleißheim (v. l.): Peter Benthues, Georg Kalmer und Catharina Bauer. Foto: kw

Oberschleißheim · Der Kranken- und Altenpflegeverein Oberschleißheim hat ein neues Angebot gestartet: Die ambulante Demenzhilfe für Oberschleißheim wird das dritte Standbein des Vereins, der jetzt knapp 500 Mitglieder hat und nach den Worten des Vorsitzenden Georg Kalmer auf dem besten Weg ist, diese Marke bald zu überspringen.

Er selbst hat noch die Einsatzleitung für die Helferinnen, die sich der speziellen Ausbildung unterzogen haben. Um das Angebot aufbauen zu können, hat der Verein drei wesentliche Starthilfen bekommen: Eine Finanzspritze des Lions-Clubs, einen Zuschuss der Gemeinde und die Zusammenarbeit mit der Caritas, deren Vertreterin Catharina Bauer auch große Teile der Abrechnungslogistik übernimmt. Damit kann ein Angebot für Oberschleißheimer etabliert werden, dessen Notwendigkeit für den Vorsitzenden wie für seinen Stellvertreter und Gemeinderat Peter Benthues unbestritten ist, auch wenn genaue Zahlen noch nicht vorliegen.

Das neue Angebot füge sich überhaupt nahtlos ein in die bisherige Arbeit des Vereins, der seit 25 Jahren Vereinshelfer einsetzt im Bereich der Alten- und Krankenhilfe. Hildegard Reuter ist nicht nur Schriftführerin, sie organisiert diese Einsätze auch. »Wir haben eine Hospizgruppe für die Begleitung Schwerstkranker und Sterbender, sowie für die Unterstützung der Angehörigen«, zählte Kalmer weiter auf. Jetzt komme mit der Demenzhilfe eben das dritte Standbein für den Verein dazu. Sonja Friedmann und Verena Kabashi sind die ersten, die diese Arbeit machen, und Kalmer schloss ausdrücklich nicht aus, dass der Bedarf an weiteren Helfern schnell entstehen könne. Vor der Presse zog er das seniorenpolitische Gesamtkonzept für den Landkreis zu Rate und die darin enthaltenen Zahlen über den Anstieg des Anteils älterer Menschen.

Die Angaben über die Zahl der Demenz-Erkrankungen wollte er mit Vorsicht genossen wissen, denn er wisse auch nur zu genau, dass es eine erhebliche Dunkelziffer gibt. Diese sei in der nach wie vor bestehenden Tabuisierung des Themas begründet, eine gesellschaftliche Tendenz, die es nach den Worten des Vorsitzenden aufzubrechen gilt. Konkret gehen die Helfer in die Familien, um die Angehörigen zu entlasten. »Unser Angebot zielt darauf, das Leben für einen Demenzkranken zu Hause so lange wie möglich zu gestatten«, sagte er und stellte fest, dass der Verein mit dieser Zielsetzung voll im Trend liege. Dabei stellte er auf Nachfrage auch klar, dass das eine zeitaufwendige Sache werden könne: Bis zu fünf Stunden an einem Tag sind die Helfer bei den Klienten. Medizinische Ziele formulierte der Vorsitzende auch: »Die Menschen aktiv halten! Das kann den Fortgang der Krankheit verlangsamen.« Langfristig werde es, was die Abrechnung angeht, nur über die Pflegekassen gehen, sagte er. Bis das anlaufe sei die genannte Starthilfe unerlässlich. »Ohne die hätten wir gar nicht starten können.« Er selbst ist noch die Anlaufstelle für alles, was mit dem neuen Angebot zu tun hat. Wer Hilfe brauche, könne sich an ihn wenden unter Tel. 315 33 54. Das sei aber auch die Nummer für alle, die mithelfen wollten, deutete er an. Derzeit könne der Verein 21 Wochenstunden leisten. »Damit sind wir ganz gut aufgestellt«, so der Vorsitzende.

Noch seien nicht alle Fragen geklärt. »Was machen wir mit Alleinstehenden?« Das sei ein Thema, woran noch gearbeitet werde. Catharina Bauer zeigte sich dankbar für die Kooperation und ging auch auf das Personalproblem ein: »Es ist nicht leicht, Demenzhelfer zu finden, die diese Ausbildung haben.« Und damit war Kalmer natürlich wieder beim Problem der Finanzierung.

Die Starthilfe sei natürlich auch wichtig, um den Helfern die Ausbildung finanzieren zu können, machte er deutlich. Alles das hat für Vize Peter Benthues ein zentrales Ziel: »Diese Menschen nicht abschreiben!« kw

Artikel vom 13.05.2014
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