Philippuskirche feiert

Giesing · 50 Jahre für die Menschen vor Ort Kirche gelebt

Die Philippuskirche einst und heute: Am kommenden Wochenende wird der 50. Geburtstag gebührend gefeiert!	Foto: Privat

Die Philippuskirche einst und heute: Am kommenden Wochenende wird der 50. Geburtstag gebührend gefeiert! Foto: Privat

Giesing · Vor 50 Jahren, genau am 10. Mai 1964, wurde die Philippuskirche in Giesing eingeweiht. Am kommenden Sonntag, 11. Mai, feiert die evangelische Gemeinde in der Chiemgaustraße 7 somit den 50. Geburtstag ihres Gotteshauses.

Das Pfarrerehepaar Susanne und Michael Trimborn freut sich auf den Festtag. Sie wollen die Kirche weiter für den Stadtteil öffnen und setzen auf Gemeindearbeit für die Menschen, die hier wohnen. Der Festsonntag beginnt mit einem feierlichen Gottesdienst um 10 Uhr, bei dem die Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler predigt. Im Gottesdienst wird eine Pachelbel Motette erklingen, die auch bei der Einweihung der Kirche gesungen wurde. Anschließend geht es im Gemeindesaal mit Sektempfang und Begrüßung der Gäste weiter. Gestärkt durch das Mittagsbuffet bietet Pfarrer Michael Trimborn gegen 14 Uhr eine Kirchenführung an, bei der auch der Turm besichtigt werden kann. Das Kirchenkabarett um 15 Uhr mit Pfarrer Ingmar von Maybach ist ein weiterer Höhepunkt dieses Tages. Die christlich-satirische Unterhaltung gewährt tiefe Einblicke in die Mühen der Predigtvorbereitung und des Religionsunterrichts: »Nein, wer für den Glauben stirbt, ist kein Mehrtürer«.

Um 17 Uhr findet dann ein Orgelkonzert in der Philippuskirche mit Kantor Martin Bernhard zum Abschluss des Jubiläums statt. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.

Unverändert gelungenes Kirchenkonzept

Die Philippuskirche entspricht heute genau dem Urzustand, des im Mai 1963 begonnenen Baus. Die Münchner Architekten Franz Lichtblau und Ludwig Bauer entwarfen die Pläne, die die Baufirma Fritz Bender ausführte. Am 7. Juli wurde bei strahlendem Sonntagswetter der Grundstein durch Dekan Heckel gelegt. Das Baukonzept hat sich bewährt, auffällig wenig wurde verändert.

Neben Hubert Distler, Betonglasfensterkomposition, haben weitere Künstler zur Gestaltung beigetragen. Die Kunstschmiedearbeiten Altarkreuz, Taufkerzenhalter und Lesepult schuf Manfred Bergmeister. Der Bildhauer Rolf Nida-Rümelin gestaltete Altar, Kanzel mit Taufstein und den Christuscorpus des Altarkreuzes. Auch die Entwürfe des Beton-Frieses an der Chiemgaustraße sind von ihm.

Der Fries erzählt die Geschichte der Taufe des äthiopischen Kämmerers Philippus (Apostelgeschichte, Kapitel 8). Unter den einzelnen Bildern ist auch die Figur des Apostels Philippus, Namenspatron und Vorgabe für das Gemeindelogo. »Unser Logo trägt deutlich eine Kreuzesgestalt, die aber durch die nicht rechtwinkligen Achsen viel Dynamik erhält. In der Vorwärtsbewegung eröffnet sich ein weiter Raum«, erklärt Pfarrer Michael Trimborn. »Eine Gemeinde, die sich an den Gekreuzigten hält, ist immer unterwegs zu Menschen, die am Rande stehen. Unterwegs zu Menschen, die Ermutigung brauchen. Einladend und freundlich wollen wir sein, ein Herz haben für die, die oft unbeachtet am Rande stehen. So engagieren wir uns im diakonisch-sozialen Bereich im Diakonieverein und bei der Münchner Tafel.« Die Philippusgemeinde ist hier Gastgeber und bietet Räume für die Tafel. Auch die Zusammenarbeit mit den benachbarten Behinderteneinrichtungen ist dem Pfarrerehepaar wichtig. »Wir machen Ausstellungen behinderter Künstler und arbeiten integrativ mit den Einrichtungen. Auch die diakonische Kinderkrippe in der Soyerhofstraße gehört gemeinsam mit zwei Nachbargemeinden zu unserem Aufgabengebiet«, sagt Pfarrerin Susanne Trimborn.

Betrachtet man historische Aufnahmen der Kirche, dann fällt auf, wie sehr die Philippuskirche mittlerweile eingewachsen ist. Wäre da nicht der 32 Meter hohe Turm, man würde sie kaum wahrnehmen. Der freistehende, sehr schlanke Glockenturm beherbergt vier Glocken in der Stimmung fis - gis - h - cis. Die Stimmung wurde seiner Zeit mit den Glocken der katholischen Nachbarkirchen abgestimmt, ebenso auch die Läuteordnung. Die Glocken tragen die Namen der vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas, Johannes und ihrer Funktion entsprechende Bibelverse. Zum Jubiläum wurde bereits im September 2013 die Nachtbeleuchtung automatisiert, das heißt, die Beleuchtung schaltet sich entsprechend dem Sonnenlauf ein und aus. Das spart neben der Verwendung umweltfreundlicher LEDs Strom.

Kirche öffnen für den Stadtteil

Zu Beginn hatte die Gemeinde 6.000 Gläubige und wuchs. Heute zählt sie 2.700 Evangelische. »Hier leben wenige Kinder, aber viele Jüngere zwischen 20 und 40«, sagt die Pfarrerin. »Die Gemeindezahlen sind stabil und die Mitglieder im Vergleich zu anderen Gemeinden extrem jung, denn es ziehen neue Gläubige hierher. Unsere Kirche soll in den Stadtteil ausstrahlen und dieser Zielgruppe gerecht werden.« Deshalb bietet das Gemeindehaus Platz für eine Big Band, Aikido, Yoga oder Capoeira. Es gibt auch einen stadtteilweiten Kinderbibeltag und der Pfarrer tritt auch mal als Zauberer auf. Auch dieses Jahr ist die Gemeinde wieder beim »Sommer im Park« aktiv. Die Termine im angrenzenden Weißenseepark sind der Auftakt am Donnerstag, 15. Mai, um 17 Uhr. Dabei macht Philippus die Seilaktion »Wir ziehen alle an einem Strang«. Beim Bürgerfest »Der Park brummt« am Freitag, 4. Juli, hat die Gemeinde einen Stand mit Offenem Singen und verschiedenen Aufführungen wie Ballett, Capoeira und der Big Band »Mike’s Music Train«. Der integrative Gottesdienst im Grünen findet am Sonntag, 20. Juli, um 10 Uhr auf der Wiese neben der Kirche statt.

»Es kann sein, dass sich unser Stadtteil in den nächsten Jahren ändert«, sagt die Pfarrerin. »Dann würde sich auch unsere Gemeindearbeit verändern. Unser Konzept, Kirche für die Menschen, die hier wohnen, bliebe jedoch bestehen.« bus

Artikel vom 06.05.2014
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