Trudering wird bunt

Vier Klassen aus drei Schulen bemalen Unterführung

Mit Eifer und Spaß kreativ: Pestalozzi Realschüler in und vor der 300 Quadratmeter Großmalstelle der Unterführung am Lehrer-Götz-Weg.	Foto: bus

Mit Eifer und Spaß kreativ: Pestalozzi Realschüler in und vor der 300 Quadratmeter Großmalstelle der Unterführung am Lehrer-Götz-Weg. Foto: bus

Trudering · Die Unterführung am Lehrer-Götz-Weg ist gerade eine Großmalstelle. Hier werkeln auf zwei mal 60 Metern Schüler von der dritten bis zur neunten Klasse. Grundschüler stehen neben Realschülern mit ihren Pinseln an den Unterführungswänden.

Das Riesengraffiti steht unter dem Motto »Unter Trudering«. Und da findet sich vieles, von Rübenwurzeln und Mäuschen bis zu Skeletten, Komikfiguren und einem Drachen. Dazu kommen schwarze, grüne und lila Rohrleitungen, Stromstränge, U-Bahn-Züge, Kräne, ein Fisch und noch mehr Rohrleitungen.

»Mir ist wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen hier nicht einfach das Aus- und Abmalen, was wir vorgeben«, sagt Michael Lapper, der überall in der Unterführung mitarbeitet und steuert. Der Aktionskünstler aus der Messestadt ist bekannt für zahlreiche Projekte mit Kindern im öffentlichen Raum. Er hat die künstlerische Leitung für die Neugestaltung der Unterführung am Lehrer-Götz-Weg übernommen. »Wir haben in den vier Klassen viele Vorarbeiten gemacht und die Kinder selbst Entwürfe zeichnen lassen. Meine Aufgabe war und ist es jetzt, die unterschiedlichen Pläne zu einem großen Ganzen zusammenzufügen.« Dabei bleibt immer noch viel Raum für spontane Ideen und Improvisation.

»Wenn ein Kind eine Comicfigur hier in den Untergrund reinmalen möchte, dann machen wir das möglich«, so Lapper. »Es ist schließlich nicht meine Unterführung, sondern das Gesamtwerk der Schüler.« Unterstützt wird er dabei vor Ort sehr tatkräftig von den Lehrern. Denn es ist nicht immer leicht, die Kinder bei Laune zu halten und mit Konzentration an die Unterführungswände zu binden. »Morgens sind wir mit dem Einrichten der Baustelle und den Absperrungen beschäftigt, da sind meine Grundschüler schnell zappelig und überfordert«, sagt die Rektorin der Grundschule, Christine Neumann.

Mit 20 Grundschülern aus der dritten und vierten Jahrgangsstufe, also Kindern zwischen acht und zehn Jahren, ist sie persönlich schon eine ganze Woche in der Unterführung. Gerade sind ihre Schützlinge, die sich freiwillig für die Malaktion gemeldet haben, beim Skizzieren von Röhrenbewohnern wie Häschen, Raupen, Spinnen sowie Wurzeln und Zähnen, die unter dem Erdreich sind, sehr beschäftigt. »Das ist jetzt genau das Richtige für diese Altersstufe.« Nach einer Woche in der eher kalten Unterführung ist schon ein großes Bild entstanden. »Mit dem Wetter hatten wir viel Glück, anstrengend ist es trotzdem und viel Arbeit liegt auch noch vor uns«, sagen Katharina Sigl von den »Aktiven Zentren« des Stadtteilladens Trudering und Tanja Schäfer, Lehrerin der Mittelschule in der Feld-bergstraße. Alle blicken aber sehr optimistisch auf die kommende Woche und ihr großes Mal-Werk. Der Anstoß für die Bemalung kam durch einen Bürgerantrag. Dann haben sich die »Aktiven Zentren« Trudering des Projekts angenommen. Denn die Fuß- und Radwegeunterführung unter den vielbefahrenen Bahngleisen ist eine wichtige Verkehrsverbindung im Stadtteil und ein Raum, der eine schöne Gestaltung verdient.

Neugestaltung auf Bürgerwunsch

Bereits vor sechs Jahren hat Mittelschullehrerin Tanja Schäfer hier mit ihren Schülern aus der Feldbergstraße gemalt und verschönert. Auch damals gab es finanzielle Unterstützung durch den Bezirksausschuss (BA) 15 Trudering-Riem. Das gelungene, freundliche Bild ist in den ersten Jahren erfreulicherweise sehr gut erhalten geblieben. Dann allerdings haben die Witterung und die illegale Be- und Übermalung ihren Tribut gefordert. »Jetzt bin ich mit meiner Ganztagsklasse wieder mit vor Ort. Es ist ein Riesenprojekt, aber auch eine tolle Aufgabe und Herausforderung für die Schüler. Jeder ist auf seine Art voll dabei und engagiert sich, ich moderiere das Ganze gerne. Und zwischendurch gibt es ja auch Pausen, Brotzeit und Trinken für die Kinder und den nötigen Kaffee für uns Erwachsene.« Dieses Mal sind außer den Mittelschülern und den Grundschülern auch Klassen der benachbarten Pestalozzi Realschule kreativ. Den Größeren fällt es leichter, das Gesamtwerk zu überblicken und mitzugestalten, aber die älteren Mädchen und Jungs lassen sich auch schnell zu Späßen und Unterführungsquatsch hinreißen. Trotzdem oder gerade weil es allen viel Spaß macht, wächst die Bemalung stetig weiter und wird so richtig bunt und schön.

Möglich wird das Projekt erst durch die zahlreichen Spenden, wie Farbe, Strom und Materialien. Die Schirmherrschaft übernahm der Truderinger Kulturkreis (TKK) mit einer Arbeitsgruppe aus Vertretern der beteiligten Schulen, einem Anwohner und dem Geschäftsstraßenmanagement. Da rund 300 Quadratmeter zu gestalten sind, kommen auch Schablonen und Overhead-Projektoren zum Einsatz. So lassen sich Grundfiguren schnell projizieren und vormalen. Ebenso wichtig sind auch die blauen Schutzanzüge für große und kleine Künstler. »Diesmal hoffen wir, dass unser Kunstwerk von Sprayern und Graffitikünstlern respektiert wird und möglichst lange erhalten bleibt«, hoffen alle Kinder und Lehrer. Für die nächste Woche und bis zum endgültigen Abschluss der Arbeiten in der Unterführung gilt weiterhin ohne Ausnahme: Radfahrer bitte absteigen und schieben. bus

Artikel vom 08.04.2014
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