Knallhartes »Casting«

»Try Out« – Basketballprobetraining beim MTSV Schwabing

Finn (l.) und Joshua (r.), hier mit Trainer Tobias Brütting, wollen im Basketball hoch hinaus: mindestens in die deutsche Bundesliga oder in die NBA. 	Foto: scy

Finn (l.) und Joshua (r.), hier mit Trainer Tobias Brütting, wollen im Basketball hoch hinaus: mindestens in die deutsche Bundesliga oder in die NBA. Foto: scy

Schwabing · Pop-Titan Dieter Bohlen ist für das Suchen und Finden von Gesangstalenten zuständig. TV-Kollegin Heidi Klum ist unbarmherzige Richterin über die Model-Schönheiten des Landes. Noch aber fehlt im Fernsehen ein ähnlich knallhartes Casting für deutsche Basketball-Nachwuchstalente.

Was aber nicht heißt, dass sich junge Nachwuchskorbjäger nicht andernorts einer strengen Jury stellen müssen. In der Schwabinger Morawitzkyhalle beispielsweise veranstaltet der Männer-Turn- und Sportverein (MTSV) Schwabing am Sonntag, 6. April, bereits zum fünften Mal ein »Try Out«, ein Probetraining für die besonders talentierten unter den jugendlichen Basketballern. Bewerben können sich aus allen Vereinen die Jahrgänge 1999 bis 2002. Unter Beweis stellen müssen die Kandidaten ihre Tauglichkeit für zwei Leistungsmannschaften, je nach Alter für die U14 Bayernliga und die Jugend-Bundesliga (JBBL).

Das Try Out wird geleitet vom MTSV-Trainerteam Robby Scheinberg, Georg Eichler, Thomas Görtler und Tobias Brütting. In der Regel bewerben sich 40 bis 50 Kinder auf Empfehlung ihrer Trainer. Hoffnung dürfen sich allerdings nur wenige machen: Fünf bis sechs freie Plätze gibt es pro Leistungsmannschaft. Auch Joshua, Jahrgang 2000, und Finn, Jahrgang 1999, kämpfen um ihre Chance. »Wir wollen zeigen, dass wir es draufhaben«, sagen sie. Geschenkt wird auch ihnen freilich nichts. Und weil die zwei Jungs das nur zu genau wissen, denn sie haben es bereits im vergangenen Jahr in die jüngsten Jahrgänge der Leistungsmannschaften geschafft, trainieren sie noch härter als sonst. An sieben Tagen die Woche. »Unser Ehrgeiz ist groß«, bekräftigen die beiden. Joshua möchte aktuell vor allem den Einsatz seiner rechten Hand verbessern, Finn seine linke besser in den Griff kriegen.

Immer wieder gebe es neue Herausforderungen, so Finn. »Man kann sich immer weiter verbessern«, formuliert es Joshua und beschreibt damit gleichzeitig seine Begeisterung für diesen Ballsport: »Genau das ist es, was ich daran mag.« Und Finn, der erst seit zwei Jahren dabei ist, weil er es erstmal mit Fußball probiert hatte, hat außerdem herausgefunden: »Beim Fußbal habe ich schon mal den einen oder anderen Idioten kennengelernt. Beim Basketball aber habe ich keinen einzigen getroffen. Die sind alle positiv drauf.«

Gute Laune verbreitet auch Trainer Brütting. Konsequent und klar sind seine Übungsanweisungen, und doch ist ihm anzumerken, er ist nicht nur Vorbild für die Jugendlichen, sondern auch eine Art »Ersatzvater« oder Kumpel. »Die Jungs kommen schon mal zu mir, wenn es Probleme gibt, beispielsweise mit der Freundin«, erzählt der 29-Jährige, der hauptberuflich als Lehrer am Adolf-Weber-Gymnasium in Neuhausen tätig ist.

»Das kritische Alter ist zwischen 14 und 16 Jahren, da gerät so einiges aus dem Ruder.« Auch die Eltern würden ihn manchmal um Unterstützung bitten, wenn sie dann und wann mit ihrem Sohn im besten Teenageralter nicht weiterkämen. »Mir ist immer wichtig, dass wir Hand in Hand gehen, nur so können wir den betreffenden Jugendlichen optimal unterstützen.«

»Tobi«, wie Brütting im Verein genannt wird, ist ein erfahrener und erfolgreicher Trainer, ursprünglich in Bamberg, später in Nürnberg aktiv. Auch als Spieler feierte er Erfolge, unter anderem wurde er fest in den Kader der Zweiten Bundesliga aufgenommen. Dann, durch einen Meniskusschaden, kam das jähe Aus. »Ich habe das aber längst verwunden«, sagt Brütting, noch bevor man danach fragen kann. Seine Tätigkeit als Trainer erfülle ihn nicht minder. »Es macht mir große Freude, aus den Spielern so viel wie nur möglich herauszuholen.« Doch nicht nur sportliche Optimierung hat sich Brütting auf die Fahnen geschrieben.

»Ebenso am Herzen liegt mir die menschliche Entwicklung meiner Schützlinge«, so »Tobi«. Ihm ginge es darum, Werte zu vermitteln, wie unter anderem Teamgeist und Selbstdisziplin. Sport ausschließlich als physische Angelegenheit zu betrachten, greife zu kurz. »Ich stelle immer wieder fest, dass Jugendliche, die Sport treiben, mehr Offenheit und Selbstvertrauen haben als andere.«

Wer also Lust hat auf Basketball, warum es nicht versuchen? »Wir freuen uns über jeden, der mitmachen will«, sagt Brütting.
Einstiegsalter sei frühestens ab acht Jahren, üblicherweise meist mit zehn Jahren. Und auch wenn die Jungs noch ganz klar in der Mehrheit sind, auch die Mädchen finden Anschluss: Es gibt in der Jugendklasse zwei weibliche Teams. Und wer weiß, wie weit es jeder, der zunächst klein angefangen hat, nach oben schafft. Ist man erstmal Spieler des JBBL-Teams, dann warten regelmäßige Individualtraininge und Beratung für die Spielerentwicklung von Münchner Top Coaches. Und außerdem gibt es noch diesen Vorteil, wie Brütting erklärt: »Die JBBL ist eine eigenständige Jugendliga. Die Spieler erhalten eine Spielerlizenz und können zusätzlich in ihrem Stammverein uneingeschränkt spielen.« Fynn und Joshua jedenfalls lassen sich nicht von ihrem Plan abbringen, es weit zu bringen. »Irgendwann mal Bundesliga«, hofft Fynn. Und Joshua: »Mein Ziel ist die NBA.« Gemeint ist die nordamerikanischen Basketball-Profiliga, deren Star Dirk Nowitzki ist.

Weitere Informationen zum »Try Out« und Anmeldungen auf der Homepage des MTSV unter www.mtsv-schwabing.de. Hier findet man auch Ansprechpartner für alle interessierten Neueinsteiger. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 01.04.2014
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