Schandfleck muss weg

Kiosk am Baldhamer Bahnhof soll abgerissen werden

Vaterstettens Bürgermeister Georg Reitsberger will den »Schandfleck« Kiosk beseitigt wissen und endlich wieder geordnete Verhältnisse am S-Bahnhof Baldham. 	Foto: Sybille Föll

Vaterstettens Bürgermeister Georg Reitsberger will den »Schandfleck« Kiosk beseitigt wissen und endlich wieder geordnete Verhältnisse am S-Bahnhof Baldham. Foto: Sybille Föll

Vaterstetten/Baldham · Vaterstettens Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) ist verärgert: Erst kürzlich wurde wieder in den leer stehenden Kiosk am S-Bahnhof Baldham eingebrochen – obwohl es dort schon lange nichts mehr zu holen gibt.

Durch die fast blinden Scheiben sieht man nur Papierfetzen auf dem Boden, die Osterdekoration stammt aus dem Jahr 2009. Da wurde der Kiosk geschlossen und ist seitdem in den Augen vieler Bürger und der Gemeindeverwaltung »ein Schandfleck«. Doch das scheint die Deutsche Bahn als Besitzer nicht zu stören. Verschiedene Ansätze der Gemeinde, das Unternehmen zu einer Verbesserung der Zustände zu bewegen, waren bisher ergebnislos. Auch auf den jüngsten Brief vom 20. Februar, in dem die Gemeinde der Bahn den Kauf des Grundstücks anbietet, kam noch keine Reaktion. »Das ist wie beim Buchbinder Wanninger: Keiner fühlt sich zuständig«, schimpft Reitsberger und spielt damit auf die vielen Telefonate an, bei denen die Gemeindevertreter von einem Sachbearbeiter zum nächsten gereicht wurden. »Das Problem ist, dass es bei der Bahn so viele verschiedene Zuständigkeitsbereiche gibt«, sagt Vaterstettens Wirtschaftsförderer Georg Kast. DB Immobilien verwaltet das Grundstück, DB Station und Service ist für die Verpachtung des Kiosk zuständig. »Da gibt es innerhalb des Unternehmens Interessenkonflikte«, erklärt Kast.

Doch auch die Gemeinde ist nicht ganz unschuldig an dem Dilemma. Bereits 2009 wollte sie das Grundstück kaufen und auf dem Areal ein Kino, VHS- und Musikschulgebäude sowie ein Parkhaus errichten. Dann kam die Wirtschaftskrise und die »große Lösung« verschwand in der Schublade. Kaufen möchte die Gemeinde das Grundstück immer noch, »damit wir selbst bestimmen können, was damit geschieht«, sagt Reitsberger. Doch eine »große Lösung« zeige sich momentan nicht. »Das können wir uns nicht leisten, wir brauchen das Geld für den Ausbau der Schulen«, erklärt der Rathauschef. Wie die »kleine Lösung« aussehen könnte, wisse man derzeit aber noch nicht.

Eine andere Variante wäre, einen neuen Pächter zu suchen, der das verwaiste Häuschen übernimmt – allerdings zu besseren Konditionen. Die Pacht sei viel zu hoch gewesen, so Reitsberger. Einen Interessenten gibt es bereits: Juan Fuentes, Geschäftsführer des Restaurants »Neruda« nördlich des Parkplatzes, fragte im September 2013 bei der Deutschen Bahn an.

Eine Antwort hat er bis heute nicht. Dabei leidet der Gastronom besonders unter den Missständen am Bahnhof: Mangels einer öffentlichen Toilette suchen viele Reisende Erleichterung in den sanitären Anlagen seines Restaurants. »Wir hätten den Kiosk saniert, das ist eine solide Konstruktion, und den Betrieb wieder in Gang gebracht. Aber die Bahn scheint kein Interesse zu haben. Die sagen nicht ‚ja‘, nicht ‚nein‘, die schweigen einfach«, ärgert sich Fuentes.

Auf Anfrage des Kurier Ebersberg teilte ein Bahnsprecher lapidar mit, man befinde sich derzeit »in der Ideenfindung, was die Nutzung der Fläche betreffe«.

Sicher sei jedoch, dass der Kiosk abgerissen wird. Damit könnte vorerst auch der Bürgermeister leben: »Hauptsache, der Schandfleck kommt weg«. Das Problem der Fahrgäste, die dringend ein stilles Örtchen benötigen, wäre damit nicht gelöst. Von Sybille Föll

Artikel vom 20.03.2014
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...