Fast so wie ein Dorfplatz

Verein »Älter werden in Eching« feiert sein 25-jähriges Bestehen

Das Café Central im Foyer des ASZ und der Vorstand des Vereins »Älter werden in Eching e. V.« (v. l.): Dieter Wagner, Sabine Palitzsch, Charlotte Pschierer und Rolf Lösch.	 Fotos: Verein

Das Café Central im Foyer des ASZ und der Vorstand des Vereins »Älter werden in Eching e. V.« (v. l.): Dieter Wagner, Sabine Palitzsch, Charlotte Pschierer und Rolf Lösch. Fotos: Verein

Eching · Ambulante Pflege, mobile Dienste, betreutes Wohnen, eine Wohngemeinschaft für Demenzkranke und jede Menge Kurse und Freizeitveranstaltungen – im Mehrgenerationenhaus und dem Alten- und Service-Zentrum (ASZ) gibt es alles unter einem Dach.

Das Besondere daran: Ins Leben gerufen wurden die Einrichtungen von dem Verein »Älter werden in Eching e. V.«, den Bürger vor 25 Jahren gegründet haben. Das Echinger Modell gilt noch heute als vorbildhaft für Versorgung im Alter im ländlichen Raum.

»Bei uns geht es zu wie im Taubenschlag«, sagt Siglinde Lebich, Geschäftsführerin des Mehrgenerationenhauses und Leiterin des ASZ. Mehr als 15.000 Besucher verkehren jährlich in den Einrichtungen in der Bahnhofstraße 4. Anwohner treffen sich hier zum Beispiel bei der Babymassage und beim Kinderturnen, beim Gedächtnistraining für Senioren oder beim Englischkurs: »Wir sind fast so etwas wie ein Dorfplatz.«

Für einige Echinger ist der Ort allerdings auch ein Zuhause. In insgesamt 34 Wohnungen leben Senioren und Menschen mit Behinderung in der Form des betreuten Wohnens. Bei Bedarf erhalten sie Unterstützung aus der im Haus ansässigen So-zialstation, auch Pflege ist möglich. »Wir sind aber kein Heim, bei uns sind die Leute selbstständig«, erklärt Lebich. Mehr als 100 Haushalte werden außerdem ambulant betreut. Sie erhalten etwa Hilfe bei der Haus- und Gartenarbeit, beim Einkaufen und bekommen Fahrdienste.

»Uns ist es wichtig, dass die Leute zuhause wohnen bleiben können und der Umzug ins Heim so lang wie möglich vermieden wird«, betont Lebich. Dies sei bereits das Ziel gewesen, als der Verein »Älter werden in Eching« im Mai 1989 gegründet worden sei. Damals habe der Bau eines Pflegeheims zur Debatte gestanden: »Aber die Echinger wollten das nicht.« Die großen Wohlfahrtsverbände wie etwa die Caritas oder die Arbeiterwohlfahrt (AWO) seien für innovative Konzepte zur Versorgung im Alter zu dieser Zeit jedoch nicht offen gewesen.

Deshalb habe man die Sache selbst in die Hand genommen. Schon zur Gründungsversammlung des Vereins kamen 100 Bürger, inklusive Bürgermeister und Gemeinderat. Doch bis zur heutigen Institution mit ihren 15 hauptamtlichen Mitarbeitern und 100 ehrenamtlichen Helfern war es ein weiter Weg. »Angefangen haben wir in einer ehemaligen Bankfiliale«, erinnert sich Lebich. Das Personal habe lediglich aus zwei Gemeindeschwestern bestanden.

Zunächst bot die Einrichtung mobile Pflege an. Doch mit öffentlichen Fördermitteln konnte 1995 ein eigenes Haus gebaut werden. Dort habe es auch Kurzzeitpflege gegeben, berichtet Lebich. Diese habe man jedoch 2008 im Zuge des Ausbaus der Pflegeheime wieder eingestellt. Kurz zuvor habe man aber die Wohnanlage für betreutes Wohnen in der Heidestraße mit der Wohngemeinschaft für Demenzkranke eröffnet, in der derzeit acht Echinger Seniorinnen leben: »Die eine Tür ging zu, die andere auf.« Das Echinger Modell fand in Veröffentlichungen und Studien zum Thema Versorgung im Alter immer wieder Erwähnung. Schon 1995 wurde die Bertelsmannstiftung und das Kuratorium Deutsche Altershilfe auf das Projekt aufmerksam.

2008 gewann die Institution den Preis des Freistaats Bayern für »seniorenpolitische Gesamtkonzepte«, 2009 erhielt sie den Luise-Kiesselbach-Preis des Paritätischen für innovative Altenhilfe. Der Verein »Älter werden in Eching« sei wichtig für die Gemeinde, betont auch der Echinger Bürgermeister Josef Riemersberger. Allerdings räumt er ein, man müsse das Konzept vielleicht neu überdenken. In den kommenden Jahren und Jahrzehnten werde es immer mehr alte Menschen geben. »Bei denjenigen, die wirklich Hilfe brauchen, darf man nicht sparen«, so Riemensberger. Jedoch werde man die bisherigen Angebote bei einer steigenden Anzahl an Senioren irgendwann nicht mehr finanzieren können. Neben öffentlichen Geldern werden das ASZ und das Mehrgenerationenhaus zum Teil schon jetzt durch Spenden finanziert. Die Altenarbeit sei insgesamt dadurch geprägt, dass der Bedarf an Hilfe die Möglichkeiten zu helfen übersteige, so Rolf Lösch, der Vorsitzende des Vereins. Es erfülle ihn jedoch mit Stolz und Dankbarkeit, dass die Arbeit der beiden Einrichtungen stets auch durch Spenden getragen worden sei. Julia Stark

Artikel vom 11.03.2014
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