Engel im Einsatz

Harlaching/Giesing · Schulweghelfer sorgen für mehr Sicherheit

Seit über 17 Jahren sorgt Franz Müller nun schon dafür, dass die Kinder der Rotbuchenschule unbeschadet in die Schule und nach Hause kommen.	Foto: bus

Seit über 17 Jahren sorgt Franz Müller nun schon dafür, dass die Kinder der Rotbuchenschule unbeschadet in die Schule und nach Hause kommen. Foto: bus

Harlaching/Giesing · »Für mich geht der Tag mit dieser Aufgabe immer gut los«, beschreibt Ulrike Hosemann ihr Ehrenamt. Sie ist Schulweghelferin und zwar seit über 15 Jahren. Schon lange ist es her, dass ihre Zwillinge und die jüngere Tochter die Grundschule in der Rotbuchenstraße besuchten.

Als die Kleine in die zweite Klasse kam, hat die Mutter als Schulweghelferin begonnen. Mit den Jahren hat sich einiges an der Grundschule geändert. Der morgendliche Dienst der Schulweghelfer von 7.30 bis 8.00 Uhr an den wichtigsten Übergängen in unmittelbarer Nähe der Grundschule ist aber sehr ähnlich geblieben.

Je nach Wetterlage ziehen Ulrike Hosemann und ihre Mitstreiter die langen, warmen Goretex-Mäntel mit oder ohne Wärmewesten oder ihre Sommermontur mit einer leichten Leuchtweste an. »Auch wenn der Winter so lau ist, wie in diesem Jahr, morgens wird es einem nach 20 Minuten am Übergang schon ein wenig kalt«, bekennen die Schulweghelfer schmunzelnd. Und egal ob Sommer oder Winter, stets haben sie ihre Kelle mit dabei. Wer neu mit dieser Aufgabe beginnt, wird von der Polizei kurz eingewiesen. Die gesamte Ausrüstung wird von der Stadt München gestellt. Das zuständige Kreisverwaltungsreferat ist für den offiziellen Teil der Einstellung und die Organisation zuständig. Es zahlt den freiwilligen Helfern auch eine kleine Aufwandsentschädigung von Euro 5,80 pro Einsatz. Um alle weiteren Einzelheiten vor Ort an der Rotbuchenschule kümmert sich Ulrike Hosemann. Sie sorgt für Ersatz, wenn jemand wegen Urlaub oder Krankheit ausfällt und informiert die Helfer der Mittagstermine, wenn wegen Ferienbeginn und anderen Veranstaltungen die Schule bereits früher aus ist.

Am wichtigsten aber ist der Einsatz der »Gelben Engel«, wie die Helfer auch liebevoll genannt werden, morgens. Dann sind rund um die Rotbuchenschule sechs bis sieben Positionen an Ampeln, Fußgängerüberwegen und Übergängen besetzt.

Das Team hilft den Kindern auf ihrem Schulweg und erklärt den Schülern die Verkehrsregeln, hat allerdings keine polizeilichen Befugnisse. Aber es kommt noch eine starke persönliche Komponente hinzu: »Ich kenne eigentlich alle Kinder mit Namen, die ABC-Schützen merke ich mir nach ein paar Wochen ganz schnell«, sagt Ulrike Hosemann. »Und dann erzählen die Kinder mir ihre kleinen Sorgen aus dem Schulalltag, wie eine anstehende Prüfung und ich wünsche viel Glück. Oder jemand weint morgens herzerweichend und braucht ein bisschen Trost, weil Mama nicht die richtige Wunschhose erlaubt oder einfach das falsche T-Shirt genommen hat.«

Auch mittags um 11.15, 12.15 und 13.00 Uhr gewährleisten die Schulweghelfer einen sicheren Schulweg. Allerdings bleiben immer mehr Grundschüler im Hort oder in der Mittagsbetreuung, so dass hier nur wenige Helfer für zwei bis drei Übergänge gebraucht werden. »Das hat sich im Laufe der Jahre doch deutlich verändert«, sagt Hosemann. Sie ist außer ihrem morgendlichen Einsatz am Übergang auch schon lange fest in der Mittagsbetreuung engagiert. »Leider sind die Plätze immer recht knapp. Und auch wenn es anfangs für manche Erstklässler eine große Umstellung und Eingewöhnung ist, kann ich sagen: die Kinder sind sehr gerne nachmittags bei uns, spielen gemeinsam und wollen dann zu den Abholzeiten oft noch gar nicht nach Hause gehen.« Meistens werden sie am Nachmittag persönlich von den Eltern abgeholt, deswegen sind weitere Nachmittags-Schulweghelfer nicht nötig.

Jahrelang den Grundschülern treu

Ein ebenfalls sehr langjähriger Schulweghelfer ist der Rentner Franz Müller. »17 bis 18 Jahre bin ich für die Rotbuchen-Grundschüler im Amt und stehe drei Mal in der Woche mittags hier am Übergang«, sagt er. »Damals hat man mich auf einer Bürgerversammlung angesprochen. Es gab hier einen Herrn Breyl, der bis ins hohe Alter zahlreiche Schüler begleitet hat, das war eine Institution in Harlaching. Nun bin ich ein bisschen in seine Fußstapfen getreten.« Als Rentner habe er Zeit und Freude an der Tätigkeit, obwohl er keine eigene Kinder oder Enkel an der Rotbuchenschule hatte. Allerdings ist er auch sonst aktiv, hat einen kleinen Verein und zwei Stammtische in seinem Viertel. »Bald gibt es hier schon die nächste Generation an Kindern von ehemaligen Schülern, die ich bereits täglich begleitet habe«, stellen er und Frau Hosemann fest. Auch von den weiteren rund 15 Schulweghelfern an der Rotbuchenschule sind viele schon über zehn Jahre im Einsatz und bleiben dem Amt gerne treu, wenn die eigenen Kinder bereits aus der Grundschulzeit herausgewachsen sind. Besonders gern gesehen sind Freiwillige, die täglich, also fünf Tage in der Woche an den Übergängen stehen. Aber auch wer nur zwei bis vier feste Termine machen kann und will, ist willkommen.

Auf einen ersten Aufruf in der Harlachinger Rundschau und im Südost-Kurier haben sich bereits zwei Interessenten gemeldet, so dass die akute Notsituation für die Rotbuchenschule vorerst nicht mehr besteht. »Wir brauchen aber immer wieder Ersatz und auch Springer, weil es Ausfälle, Veränderungen und Urlaubszeiten gibt«, sagt Ulrike Hosemann. Wer Interesse hat, wendet sich an das Münchner Kreisverwaltungsreferat. Für die Rotbuchenschule und andere Münchner Grundschulen wird Unterstützung gesucht. Die Helfer können gerne an freie Einsatzorte an einer Schule in der Nähe vermittelt werden.

Die üblichen Einsatzzeiten sind morgens zum Schulbeginn und mittags nach Unterrichtsende – jeweils etwa eine halbe Stunde. Ein Standort kann auch von mehreren Ehrenamtlichen betreut werden, die sich die Einsatzzeiten untereinander aufteilen.

Am einfachsten ist die Kontaktaufnahme über eine E-Mail mit Name, Vorname, Geburtsdatum, Anschrift und Telefonnummer an Marlies Hehmann, Kreisverwaltungsreferat (KVR), Hauptabteilung III Straßenverkehr, Schulwegsicherheit, unter der E-Mail: marlies.hehmann@muenchen.de. bus

Artikel vom 04.03.2014
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