Aber als 3. Bürgermeister macht Hep Monatzeder Schluss

München · Politisch weiter aktiv

Josef »Hep« Monatzeder

Josef »Hep« Monatzeder

München · An der Stadtspitze vollzieht sich ein Wechsel. München bekommt nicht nur einen neunen Oberbürgermeister. Auch das Amt des dritten Bürgermeisters wird neu besetzt. Hep Monatzeder zieht sich hier zurück, kandidiert allerdings wieder für ein Stadtratsmandat. Bei uns spricht er über seine Zeit vor und nach dem letzten Amtstag als dritter Bürgermeister.

Samstagsblatt: Herr Monatz­eder, Ihre Amtszeit als dritter Bürgermeister der Landeshauptstadt München geht nach 18 Jahren zu Ende. Wie blicken Sie zurück?

Hep Monatzeder: Zuallererst bin ich dankbar dafür, dass ich als Bürgermeister 18 Jahre lang eine der interessantesten und herausforderndsten Positionen inne hatte, die es in München gibt. Besonders glücklich bin ich darüber, dass wir während meiner Amtszeit in München so viele richtungsweisende Projekte in die Realität umsetzen konnten. Es ist immer noch besonders schön zu sehen, wenn man als politischer Entscheidungsträger Dinge verwirklichen kann, mit denen es den Menschen besser geht.

Haben Sie dafür ein konkretes Beispiel?

Hep Monatzeder: Nehmen Sie zum Beispiel die Isar. Als zuständiger Isar-Bürgermeister habe ich mich darum gekümmert, dass sich die Wasserqualität ganz enorm verbessert hat und dass die Isarauen im südlichen Stadtgebiet von ihrem Betonkorsett befreit und wieder in einen naturgemäßen Zustand versetzt wurden. Das war ein Mammutprojekt, für das uns andere Fluss-Städte weltweit bewundern.

Was sind denn sonst Ihre Herzensangelegenheiten?

Hep Monatzeder: Neben einer hohen urbanen Lebensqualität ist mir bei meiner politischen Arbeit der Schutz unserer Umwelt und damit auch des Klimas besonders wichtig, ebenso wie sozialpolitisch die Gleichstellung und Integration aller Mitbürgerinnen und Mitbürger. Dabei ist es gleich welcher Herkunft oder welchen Glaubens, welchen Geschlechts oder welcher sexuellen Orientierung die Menschen sind.

Stichwort Integration: Wo steht München hier?

Hep Monatzeder: Was viele gar nicht wissen und was viele gerade außerhalb Münchens sehr erstaunt: Wir haben mit 36 Prozent den höchsten Ausländeranteil aller deutschen Großstädte. Zugleich müssen wir aber kaum integrationskritische Debatten wie z.B. in Berlin führen. Das zeigt, dass unser Konzept zur Einbindung aller gesellschaftlichen Gruppen funktioniert. Es erfordert stetige Anstrengungen und die beiderseitige Bereitschaft aufeinander zuzugehen und miteinander zu reden. Ich habe mich deshalb als Bürgermeister beharrlich für den Dialog besonders mit den migrantischen Communities eingesetzt.

Oft heißt es, die Zuwanderinnen und Zuwanderer müssten sich noch besser an die deutschen Verhältnisse anpassen: Was meinen Sie dazu?

Hep Monatzeder: Die »deutschen Verhältnisse« oder die oft beschworene »deutsche Leitkultur« gibt es gar nicht. Beides sind Konstrukte und bilden die Realität nicht ab. Natürlich erwarten wir, dass die Grundregeln unseres Zusammenlebens akzeptiert werden. Dies gilt aber für alle, auch für die Einheimischen. Integration bedeutet nicht Assimilierung. Vielmehr sehe ich das vermeintlich »Fremde« auch als Chance, die unsere liberale und tolerante Stadtgesellschaft belebt und um kulturelle Facetten bereichert. Wir können auch von den Zugewanderten lernen.

Sie sind über die Stadtgrenzen hinaus auch als Münchner »Radlbürgermeister« bekannt.

Hep Monatzeder: (lacht) Ja, dieser Titel hat sich dadurch ergeben, dass ich mich sehr für die Verbesserung des Radverkehrs in München eingesetzt, die internationale Velo-city-Konferenz 2007 nach München geholt und die Radlkampagne mit initiiert habe. Allerdings gehe ich persönlich mindestens genauso gerne zu Fuß. Radfahren und Zufußgehen und deren Verknüpfung mit dem ÖPNV stehen in meinen Augen für die stadtverträglichste Mobilität. Weniger Autos bedeuten nämlich automatisch auch mehr Lebensqualität für alle. Weniger Lärm, weniger Abgase, gleichzeitig mehr Platz im öffentlichen Raum für andere Bedürfnisse und Nutzungsarten. Es bleibt nach wie vor viel zu tun: So ist zu meinem großen Bedauern kürzlich die dringend benötigte Fahrradspur in der für Radfahrende gefährlichen Rosenheimer Straße im Stadtrat erst einmal abgelehnt worden. Wir bleiben da aber weiter dran. Übrigens habe ich gerade mein eigenes Auto abgegeben. Ich habe gemerkt, dass ich es oft wochenlang nicht benutzt habe und dass ich es gar nicht brauche.

Erlauben Sie abschließend noch die Frage nach Ihren Plänen für die nähere Zukunft. Was haben Sie ab Mai nach dem Ende Ihrer Amtszeit vor?

Hep Monatzeder: Beruflich habe ich mehrere Optionen. Eine definitive Entscheidung habe ich noch nicht getroffen und möchte mir damit auch noch Zeit lassen. Vielleicht nutze ich erst mal die Gelegenheit, um mich meinen vernachlässigten Lieblingsbeschäftigungen, dem Kochen, Tanzen, Musik machen und Tauchen zu widmen. Politisch möchte ich noch nicht in Ruhestand gehen und trete deshalb am 16. März wieder als Kandidat für den Stadtrat an.

Sie stehen ja bei der Stadtratswahl bei den Grünen auf Listenplatz 18. Hat diese Zahl für Sie eine Bedeutung?

Hep Monatzeder: Ja, dies sind die beiden ersten Ziffern meiner großen fußballerischen Leidenschaft, dem TSV 1860 München, den ich mit ganzem Herzen unterstütze.

Artikel vom 28.02.2014
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