Der beliebte Kindertreff im Olympischen Dorf

Die »Teestube für Kinder«

Hier fühlen sich die Kinder wohl – das kann man sehen. Foto: Privat

Ein Blick durchs Fenster bestätigt – hier ist was los. Kinder, große und kleine, laute und leise, deutsche und nicht-deutsche, Jungen und Mädchen, sie alle tummeln sich, bunt durcheinander, in den Räumen der Teestube für Kinder.

Im evangelischen Teil der Olympiakirche, Eingang in der Straßbergerstraße, gegenüber Nr. 6, finden die Kinder des Olympischen Dorfes ihr Domizil.

Hier wird gespielt und gebastelt, hier trifft man sich, fragt nach, ob die Freunde heute schon hier waren, übt sich im Billardspiel, trinkt Tee oder Saft, redet über Gott, die Welt und das neueste Pokemon-Game, über die neueste Scheibe von der Bloodhound Gang oder No Angels oder wie gemein die neue Lehrerin Peter behandelt hat. Hier fühlen sich die Kinder wohl, das kann man sehen. Doch kann man das auch belegen?

Michael Glaw, Kunsttherapeut und seit 10 Jahren Mitarbeiter der Teestube, wollte genau dieses. Deshalb entwickelte er einen Fragebogen. Und was kam dabei zu Tage? Die Teestube für Kinder finden 62 % super (Note 1) und 95 % geben ihr die Note 1 oder 2. Die Mitarbeiter der Teestube wurden sogar von 65 % der Kinder mit super bewertet und von 87 % mit der Note 1 oder 2 bedacht. Interessant dabei: Diejenigen die kommen um andere Kinder zu ärgern (auch die Motive der Kinder, die Teestube zu besuchen, wurden abgefragt) gaben den Mitarbeitern mit Abstand die schlechtesten Noten aller Kinder, denn die Mitarbeiter erlauben diesen Kindern nicht, sich auf Kosten der anderen zu amüsieren.

Kann man da Wohlfühlen der Kinder noch präziser fassen? Was ist das Geheimnis der Teestube für Kinder? Warum genau kommen so viele Kinder hierher? Hier gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Mädchen kommen hauptsächlich weil ihnen sonst langweilig ist und sie hier tolle Sachen basteln können, Jungen weil sie hier ihre Freunde treffen und viele tolle Spiele spielen können. Sehr interessant ist, dass 27 % der Jungen angaben sie kämen hierher, weil sie sonst alleine sind, aber 0 % der Mädchen.

Jungen scheinen demnach deutlich isolierter aufzuwachsen als Mädchen, sich aber weniger schnell zu langweilen. Man kann feststellen, dass den Jungen in der Teestube hauptsächlich die Kommunikation am Herzen liegt und den Mädchen das Beschäftigt-Werden.

Und wie ist in der Teestube für Kinder die Mitbestimmung der Kinder geregelt? Gerade fand eine große Kinderversammlung statt. Es nahmen hauptsächlich Jungen daran teil, was sich in der Auswertung des Fragebogens bereits angedeutet hatte. Denn Jungen zeigten sich hier wesentlich interessierter an Mitbestimmung und Programmplanung als Mädchen.

Hier muss noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Am Ende der Kinderversammlung wurden zwei Kindervertreter gewählt, an die sich die Kinder mit ihren Beschwerden und Wünschen, die Teestube betreffend, wenden können. Ihre Amtsperiode dauert bis zur nächsten Kinderversammlung Ende Oktober.

Übrigens wird die »Teestube für Kinder« demnächst in »Kindertreff Oly« umbenannt. Gerade sind die Jungen von dem Kajak-Wochenende des Jungen-Treff zurück gekommen. Sie sehen etwas ausgepowert aus, aber auch sehr zufrieden, wenn nicht sogar glücklich. Neugierig geworden? Einfach vorbeischauen!

Die Teestube für Kinder, Helene-Mayer-Ring 25, Telefon + Fx 3 51 09 11 hat folgende Öffnungszeiten: Kinder-Treff (6-12 Jahre) Mo., Di. + Do., 15,00 bis 18.00 Uhr; Mädchen-Treff (6-13 Jahre) Mittwoch, 14.00 bis 16.30 Uhr; Jungen-Treff (8-13 Jahre) Mittwoch, 16.30 bis 19.00 Uhr.

Artikel vom 16.08.2001
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