Spielplatz-Träume

Taufkirchner Kinder als Bauherren des neuen Spielplatzes

Prof. Dr. Tilo Klöck lobt die Kinder, die sich bei der Gestaltung des neuen Spielplatzes an der Ulmenstraße so viel Mühe gegeben haben. 	Foto: Kohnke

Prof. Dr. Tilo Klöck lobt die Kinder, die sich bei der Gestaltung des neuen Spielplatzes an der Ulmenstraße so viel Mühe gegeben haben. Foto: Kohnke

Taufkirchen · Es gibt eine Seilbahn, ein kleines Karussell, tolle Balancierbalken: ein Traum von einem Spielplatz. Den haben sich jetzt 24 Schüler der vierten Klassen in Taufkirchen verwirklicht. Kinder planten hier bei diesem Projekt für Kinder.

Unterstützt wurden sie dabei von der kommunalen Fachstelle für Integrationsarbeit (ISA), der Bauverwaltung der Gemeinde Taufkirchen und der Hochschule München. Stolze 30.000 Euro gab es dafür von der Projektpatin, der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewofag. Unter lautem Gekicher und Gejohle aus mehr als 100 Kindermündern wurde der Spielplatz an der Ulmenstraße jetzt eingeweiht.

Wie ein Magnet zog die neue Seilbahn Buben und Mädchen an. Voller Stolz beobachteten die elfjährigen Buben Alexander, Tim und Koray den Ansturm auf ihr Werk. Sie waren in der Gruppe, nach deren Modell der Spielplatz umgestaltet wurde. Vorher sei hier alles ziemlich »doof« gewesen, meinen sie einmütig. Es hätte zwar eine Schaukel gegeben, aber die hätte total gequietscht. Freilich sei jetzt die Seilbahn der Renner, auch die Balancierbalken seien klasse. Und ein Trampolin soll später auch noch aufgebaut werden. Bestellt sei es wohl schon, meint Alexander und deutet auf eine markierte Fläche, wo es später einmal stehen soll. Was war das Schwierigste bei der Planung? Da müssen die Kinder nicht lang überlegen. »Die Seilbahnlänge!«, sagt Alexander. Aber da hätte dann die Landschaftsarchitektin helfen können.

Noch vor kurzem sah es hier freilich anders aus. Es gab nur eine große langweilige Sandfläche, in der sich die wenigen Spielgerätschaften beinahe verloren. Kinder verstehen unter einem schönen Spielplatz sicher etwas anderes. Was genau – das erarbeiteten sich die neun- bis elfjährigen Grundschüler der Schule Am Wald sehr gründlich. Sie machten das genau wie die Großen, nämlich demokratisch und per Mehrheitsbeschluss. Das Projekt begann mit einem Workshop, den die Gewofag betreute. Unterstützung gab es auch vom Taufkirchner Bauamtsleiter Thomas Beer, von Sibylle Vogt von der ISA, Prof. Dr. Tilo Klöck von der Hochschule München, den Bürgermeisterinnen Angelika Steidle und Rosemarie Weber wie auch von Landschaftsarchitekten.

In Gruppenarbeit steckten die Kinder die Köpfe zusammen. Sie planten, verwarfen wieder und sprühten nur so vor Eifer. »Es ist ganz erstaunlich, wie ernsthaft alle bei der Sache waren«, lobte Klöck. So hätten die Kinder beispielsweise nicht nur an den eigenen Spaß gedacht, sondern auch Sitzplätze für die Eltern eingeplant, für Schatten im Sommer gesorgt und Gerätschaften für die Jüngsten berücksichtigt. Diese seien sogar im Randbereich angeordnet worden, damit die Eltern besser auf die Kleinsten aufpassen können, freut sich Klöck. Unter dem Vorsitz des Bauamtsleiters gab es später eine Kinder-Ratssitzung, an der rund 100 Buben und Mädchen teilnahmen. Die Schüler stellten den anderen Kindern ihre Entwürfe vor. Dabei seien sie sehr professionell gewesen und seien sehr sparsam mit allem umgegangen, lobt Rosemarie Weber. Der Entwurf »Seilbahn« siegte später in geheimer Abstimmung.

»Wir sehen es als unsere Verantwortung an, gute Nachbarschaften und ein lebenswertes Wohnumfeld in unseren Siedlungen zu fördern«, sagte Sigismund Mühlbauer, Prokurist der Gewofag. Daher beteilige sich die Wohnungsbaugesellschaft, die in Taufkirchen über rund 1.828 Wohneinheiten verfügt, gern am Projekt Ulmenstraße. Mit etwa 35.000 Wohnungen ist die Gesellschaft Münchens größte Vermieterin. Die Spielplatzaktion ist Teil eines Kinderteilhabeprojekts, das bereits im vergangenen Jahr erstmalig mit der Grundschule und den Kooperationspartnern durchgeführt wurde.

Die Kinder wurden unterstützt, sich aktiv mit ihrem Wohnumfeld auseinanderzusetzen, bestehende Missstände aufzudecken und entsprechend der UN-Kinderrechtskonvention von den Erwachsenen mehr Mitbestimmung einzufordern. Dabei konnten die Schüler Projektpaten gewinnen, mit- hilfe derer sie die Gemeinde familienfreundlicher machen wollen. Die Wohnungsbaugesellschaft ist seit Anfang 2013 Patin und verpflichtete sich, den Zustand des Spielplatzes im Rahmen des Projekts »Verlorene Spielplätze« zu verbessern. K. Kohnke

Artikel vom 04.02.2014
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