Vom Brett gefegt

Vaterstetten/Trudering · Schachsensation: 14-Jähriger schlägt lettischen Großmeister

Rund 40 Pokale hat Schach-Talent Oliver Schackmann schon eingeheimst, jüngst besiegte er sogar den lettischen Großmeister Ilmars Starostits.	Foto: Sybille Föll

Rund 40 Pokale hat Schach-Talent Oliver Schackmann schon eingeheimst, jüngst besiegte er sogar den lettischen Großmeister Ilmars Starostits. Foto: Sybille Föll

Vaterstetten/Trudering · Beim 26. Staufer Schachopen in Schwäbisch Gmünd hat Oliver Schackmann, Mitglied des Schachclub Vaterstetten (SCV), jüngst für eine Sensation gesorgt: In der dritten Runde besiegte der 14-Jährige den lettischen Großmeister (der höchste vom Weltschachbund FIDE verliehene Titel für Turnierschachspieler) Ilmars Starostits.

Doch damit nicht genug: Von insgesamt neun Partien des Turniers gewann das Nachwuchstalent sechs und konnte damit seine Deutsche Wertezahl (DWZ), nach der die Spielstärke beurteilt wird, um 110 Punkte auf 2017 steigern. Zum Vergleich: Ein Weltmeister hat eine DWZ von etwa 2800, ein Anfänger liegt bei zirka 700. Damit schoss der Truderinger Schüler von Platz 119 auf der Startrangliste des Turniers auf Platz 15.

Sein Namensschild, das während des internationalen Turniers mit rund 350 Teilnehmern neben ihm auf dem Spieltisch stand, hat einen Ehrenplatz auf dem Regal in seinem Zimmer bekommen – neben der Vitrine, in der auf fünf Glasböden 40 blank geputzte Pokale glänzen. Denn erfolgreich war Oliver in den vergangenen sechs Jahren, seit er für den SCV spielt, schon oft. Sein Lieblingspokal? »Bayerischer Jugendblitzmeister 2011«, sagt er ruhig. Und erst nach einer kurzen Pause zur Erklärung: »Da muss man ziemlich schnell sein.« Seinen Stolz merkt man dem zurückhaltenden Jungen nicht an. Wie er sich den Sieg gegen den Großmeister erklärt? »Er hat mich unterschätzt«, sagt er schlicht. Aber er hat auch viel trainiert in den vergangenen Jahren, räumt er ein. Sieben bis acht Stunden in der Woche, das trage jetzt Früchte. Pro Woche übt er zweimal via Skype, also per Telefonie über das Internet, mit einem Trainer in Berlin und einmal live mit einem Trainer in Vaterstetten. Hinzu kommen Turniere am Wochenende oder Mannschaftskämpfe gegen andere Vereine auf Bezirksebene während der Woche.

Als Oliver acht Jahre alt war, entdeckte er im heimischen Wohnzimmerschrank einen Schachcomputer. »Der hat ihn sofort fasziniert«, erzählt Mutter Ingrid Schackmann. Als ihr dann noch die Deutsche Gesellschaft für hochbegabte Kinder für den überdurchschnittlich intelligenten Sohn Schach empfahl, am besten beim SCV, meldete sie Oliver dort an. Darüber ist sie jetzt sehr froh: »Der Vorsitzende Walter Rädler setzt sich sehr für die Nachwuchsförderung ein«, lobt sie. Bereits zwei Jahre später wurde Oliver in den bayerischen Schach-Kader aufgenommen. An fünf Wochenenden im Jahr und eine Woche lang in den Sommerferien trifft sich das Team in der Sportschule Oberhaching. Dann wird viel Schach gespielt und zwischendurch auch mal Fußball. Körperlicher Ausgleich sei wichtig, sagt Oliver. Deshalb macht er in seiner

Freizeit noch Judo. »Nur am Brett sitzen geht gar nicht«, sagt er. Freunde treffen und ab und zu auf dem PC zu spielen, gehören ebenfalls zu seinen Lieblingsbeschäftigungen – sofern ihm neben dem Lernen noch Zeit bleibt. Obwohl sein Zeugnis mit Einsern gespickt ist, steigen allmählich die Anforderungen in der neunten Klasse des Michaeli-Gymnasiums. Mit Schach später einmal seinen Lebensunterhalt zu verdienen, sei nicht unbedingt sein Ziel. »Das ist sehr schwer.«

Aber einen Meistertitel möchte Oliver schon, zum Beispiel internationaler Meister oder Großmeister. Was ihn am Schachspiel am meisten fasziniert? »Dass jede Partie anders ist«, sagt er. Außerdem liebt er die Herausforderung, wenn er nicht nur gegen Gleichaltrige, sondern erfahrene Erwachsene spielen kann.

Als nächstes stehen für Oliver die Münchner Mannschaftsmeisterschaften vom 17. Februar bis 11. April an, außerdem plant er, in den Osterferien an dem internationalen Einzelturnier Neckar-Open bei Stuttgart teilzunehmen sowie in den Pfingstferien beim Schachopen in Bad Ischl. Sybille Föll

Artikel vom 21.01.2014
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