Generali-Coach bei CEV-Cup-Pleite auf 180

Mihai Paduretu: Der Jürgen Klopp von Unterhaching

Umkämpfte Ballwechsel sahen fast tausend Zuschauer und Hachings Trainer Mihai Paduretu (im Anzug am Spielfeldrand). Wenn es besonders knapp wurde, ging der Punkt zu oft an den Gegner.  Foto: Verein

Umkämpfte Ballwechsel sahen fast tausend Zuschauer und Hachings Trainer Mihai Paduretu (im Anzug am Spielfeldrand). Wenn es besonders knapp wurde, ging der Punkt zu oft an den Gegner. Foto: Verein

Unterhaching · Zuerst musste die Wasserflasche dran glauben. Aber sie überlebte den wütenden Wurf durch Mihai Paduretu an die Hallenwand. Dann folgten einige rumänische Flüche. Hachings Coach war im obersten Drehzahlbereich angekommen, schäumte wie lange nicht mehr. Ziel seiner Schimpftiraden war nicht sein Team, das dem polnischen Favoriten Skra Belchatow Paroli bot, sondern das Schiedsgericht. »Wahrscheinlich waren die noch müde vom Sightseeing in München am Vormittag. Die fliegen hier her, gucken sich lustig den Marienplatz an und pfeifen dann so was. So was hab ich in über zehn Jahren hier nicht erlebt.«

Donnerstag, 16. Januar 2014, 20.00 Uhr. Erster Aufschlag zum Viertelfinal-Duell im CEV-Cup zwischen Generali Haching und Skra Belchatow aus Polen.

Donnerstag, 16. Januar 2014, 21:28 Uhr: Belchatow verwandelt seinen Matchball und lässt frustrierte Hachinger Volleyballer mit einer 3:0-Klatsche zurück. Die Aussichten auf den Einzug ins Halbfinale sind für die Hachinger fast auf Null gesunken. Im Rückspiel am 23. Januar müsste das Team bei den starken Polen mit 3:0 gewinnen und den Golden Set holen. Die einzige Chance für Haching ist es, dass man bei Belchatow zu siegessicher ins Rückspiel geht. Und eine eigene schier übermenschliche Leistung.

Übermenschlich war der Auftritt von Skra Belchatow sicher nicht. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten spielten die Hachinger streckenweise auf Augenhöhe mit. Den entscheidenden Knacks will Paduretu in umstrittenen Entscheidungen des Schiedsgerichts gesehen haben. Sein Ärger bezog sich auf Szenen in wichtigen Phasen der umkämpften ersten beiden Sätze, in denen das Schiedsgericht vermeintliche Hachinger Fehler pfiff, Belchatow selbiges aber durchgehen ließ.

Im ausgeglichenen ersten Satz rissen die Bayern die 927 Fans mit ihrer forschen Spielweise mit, boten Belchatow tapfer Paroli. Letztlich ging der Satz unglücklich an die Gäste. Ganz ähnlich präsentierte sich der zweite Satz. Belchatow agierte stark in der Annahme, trotzdem konnten die Bayern einen Vorsprung erkämpfen (21:17). Dann riss der Faden, die Polen glichen aus und zwangen die Oberbayern in ein spannendes Satzfinale. Im entscheidenden Moment fällte der Schiedsrichter eine Entscheidung zu Ungunsten der Hachinger. In den Augen der Gastgeber eine Fehlentscheidung. Aber der Satz war weg.

Mihai Paduretu brachte nun Ewoud Gommans für Jan-Philipp Marks, doch bei den Hausherren war die Luft raus, die Enttäuschung und Wut spürbar: »Die Polen lachen sich doch kaputt. Wir hätten hier ohne überheblich zu sein mit 2:0 führen müssen, dann wär das ganz anders gelaufen. Das Team hätte das verdient gehabt und das Publikum auch.« Auch Hachings bester Scorer Simon Hirsch war sauer aufs Schiedsgericht, räumte aber auch ein, dass »in manchen Situationen leider der eine oder andere Fehler zu viel im Spiel war.«

Am Ende setzten sich die Polen mit 29:27, 31:29 und 25:17 durch. Sieben Tage hat Paduretu Zeit, sein Team auf einen ganz heißen Kampf einzuschwören. Auch wenn die Aussichten noch so gering sind: Die Mannschaft muss ganz einfach versuchen, das »Wunder von Belchatow« zu schaffen. Das sind sich die Spieler selbst schuldig.

Über dem internationalen Geschäft darf aber auch die Bundesliga nicht vernachlässigt werden. Schon drei Tage nach dem CEV-Cup-Rückspiel trifft Generali Haching auf den Dauerrivalen VfB Friedrichshafen. Hier besteht die Möglichkeit, sich die Tabellenführung wieder zurückzuholen. Oder die Gefahr, den Anschluss an die Häfler zu verlieren. Zwei so schwere Spiele so kurz nacheinander, das gibt es im Volleyball sonst nur noch im Playoff-Finale. Die Hachinger sind um ihre Aufgaben derzeit wirklich nicht zu beneiden.

Artikel vom 17.01.2014
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