Internet und Heimatgeschichte

Oberschleißheim · Historiker will ein »digitales Gedächtnis« aufbauen

Oberschleißheim · Das Internet hat sich auch in der lokalen Historie zu einem anerkannten Medium entwickelt, das in seiner Bedeutung und seinem Nutzen durchaus den Status erreicht hat, den früher Zeitungen, Zeitschriften oder das Fernsehen hatten.

Es würde niemand bestreiten, dass eine Tageszeitung aus dem Jahre 1960, eine Zeitschrift der Siebzigerjahre oder eine Nachrichtensendung von 1989 Quellenwert besitzen. Denselben Wert sprechen Historiker zunehmend dem Internet zu.

Lateinischer Titel für das Zukunftsprojekt

Den Aufbaus eines »digitalen Gedächtnisses« fasst nun für Oberschleißheim der Historiker und Internetpublizist Andreas C. Hofmann ins Auge. Er gibt dem Projekt den Titel »sliusica digitalia« – angelehnt an den Namensgeber des Ortes, Slius. Hofmann betreibt bereits einen ortshistorischen Blog (www.umsichten-online.de) mit einer daran angebundenen Facebook-Seite: www.facebook.com/geschichte.osh. Bei dem Projekt soll es aber nicht darum gehen zu dokumentieren, welches Layout die Homepage der Gemeinde im Jahre 2009 hatte oder ob die Internetseiten eines bestimmten Vereins über die Jahre hinweg eine andere Farbe angenommen haben.

Es sind vielmehr die Inhalte der Internetseiten, die bereits einige wenige Jahre später interessant sein können. Seien es Gemeindeveröffentlichungen, der digitale Auftritt einer formal gesehen nicht einmal mehr existenten Bank wie der Raiffeisenbank Oberschleißheim, die Einsatzdatenbank der Freiwilligen Feuerwehr oder Spielerlisten der Sportvereine.

Ein Hauptproblem des Word Wide Web bestehe in seiner Flüchtigkeit, in der Tatsache dass anders als beim gedruckten Medium eine Veröffentlichung unangekündigt verschwinden könne, ohne Spuren zu hinterlassen, gibt Hofmann zu bedenken. Die Archivierung solcher Internetressourcen solle diese für die Nachwelt verfügbar machen, ­– wobei die Zustimmung der jeweiligen Betreiber eine Grundvoraussetzung sei.

Wegen des ausgeprägten Vereinslebens am Ort, der zahlreichen öffentlichen und privaten Einrichtungen und nicht zuletzt der unterschiedlichen Gewerbe erscheine es für Oberschleißheim erstrebenswert, ein solches digitales Gedächtnis aufzubauen.

Oberschleißheim bietet viele Quellen

Das Prinzip der Langzeitarchivierung von Internetressourcen ist nicht neu. Am bekanntesten, aber leider nicht zuverlässigsten sei www.archive.org, das häufig die erste Anlaufstelle sei, um im Netz verschwundene Seiten noch einsehen zu können. Aber auch die Bayerische Staatsbibliothek und das Leibniz-Rechenzentrum der Bayerischen Akademie der Wissenschaften unternähmen seit langem Anstrengungen auf diesem Gebiet, wobei die Zielgruppe hier wegen der Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft dezidiert die Wissenschaft sei, fügt Hofmann an.

Artikel vom 13.01.2014
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