Keine Angst vor neuen Medien

Unterschleißheim · Begeisterung am Puppentheater bleibt unverändert seit 25 Jahren

Beate Welsch weiß, dass jedes Kind Puppentheater mag. 	Foto: VA

Beate Welsch weiß, dass jedes Kind Puppentheater mag. Foto: VA

Unterschleißheim · Beate Welsch weiß, dass sie sich gegen Fernsehen und Internetvideos behaupten kann: »Das, was ich mache, ist live und ganz persönlich. Ich habe selten ein Kind kennengelernt, das kein Puppentheater mag.«

Für ihre Kinder schlüpfte sie vor 25 Jahren erstmals in die Rolle des Puppenspielers. Die positive Resonanz war die Initialzündung. Inzwischen hat sie vor unzähligen Kindern gespielt und 2004 für ihre Arbeit den Kulturpreis des Landkreises Erding erhalten.

Kürzlich trat sie im Gebäude der Nachbarschaftshilfe Unterschleißheim e.V. auf. Schon in der ersten Vorstellung waren es nicht weniger als 80 Zuschauer und damit war sie vollständig ausverkauft. Darunter auch der kleine Benedikt, der in Begleitung seiner Mutter Sonja Rameiser kam. Sie sind durch das Familienzentrum der Nachbarschaftshilfe Unterschleißheim e.V. auf die Vorstellung aufmerksam geworden. Benedikt war das erste Mal beim Puppentheater und zur großen Überraschung seiner Mutter, hielt der Zweijährige die ganze Zeit still. Fasziniert von Hund Waldi und Prinzessin Tausendschön nahm er wortlos Anteil. »Ich fand es toll, dass sehr viele Tiere ins Programm eingebunden wurden. Benedikt hat ihre Laute nachgemacht. Da habe ich gemerkt, dass es ihn begeistert und er voll konzentriert dabei war«, freute sich Sonja Rameiser.

Zu Beginn gab Beate Welsch eine genaue Instruktion, nicht nur für die Kinder: kein Vorrennen, kein störendes Reinrufen, kein Keksgekrümel. Bei der Menge der Kinder war dies kaum vorstellbar. Sorgfältig erklärte sie, wie das mit der Puppe auf ihrer Hand funktionierte. Es sollte kein Zauberwerk sein, wenn die Puppe sich plötzlich bewegt, sondern vielmehr für die Kinder nachvollziehbar. »Schaut, wie ich meinen Finger bewege und jetzt bewegt sich der Kopf des Kasperle«, fügte Welsch hinzu, bevor sie sich hinter das Puppenhaus verabschiedete.

Durch genügend Abwechslung und Interaktion mit den Kindern, konnte Welsch selbst die Kleinsten einfangen. Es war überraschend still im Raum. Gezielt setzte Welsch Pointen und die Kinder lachten wie auf Knopfdruck, wenn sich das Schwein ausgiebig im Dreck suhlte. Die Eltern lachten mit ihren Kindern und staunten, mit welchen einfachen Mitteln, Kinder zum Lachen zu bringen sind. Computerspiele oder Videos können mit solch einem Erlebnis nicht mithalten. Denn das Puppentheater passt sich an die sensible Wahrnehmung der Kinder an und sendet Reize in einem solchen Maß, das noch gut verarbeitet werden kann.

Kasperle verabschiedete sich rechtzeitig, als es begann unruhig zu werden. Beate Welsch weiß aus Erfahrung, dass sich Kleinkinder kaum länger als 25 Minuten konzentrieren können. Und gab es Applaus? »Klatschen machen Kinder noch nicht intuitiv, nur wenn es die Eltern vormachen«, weiß Beate Welsch. »Für mich ist es das größte Kompliment, wenn die Kinder mitmachen und den Kasperle rufen. Häufig rufen sie am Ende ›noch mal‹ – das ist mehr wert als automatischer Applaus.« Sonja Rameiser animierte ihren Sohn zum Klatschen, denn auch ihr hat es sehr gut gefallen. Durch ihre Kinder getarnt, können Erwachsene beim Puppentheater eine Reise zurück in ihre Kindheit antreten. In unserer schnelllebigen und modernen Welt, bleibt der Kasperle eine vertraute Konstante.

Das ‚Tri, tra, trallalla‘ ist nicht aus der Mode gekommen, sondern wird von den jungen und alten Zuschauern freudig erwartet.

Artikel vom 27.11.2013
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