Neues Gesicht

Emmauskirche heißt neuen Vikar willkommen

Der neue Vikar, Rolf Hartmann, freut sich auf lehrreiche Jahre in der evangelischen Harlachinger Gemeinde. 	Foto: Bettina Ulrichs

Der neue Vikar, Rolf Hartmann, freut sich auf lehrreiche Jahre in der evangelischen Harlachinger Gemeinde. Foto: Bettina Ulrichs

Harlaching · Der neue Vikar der Emmauskirche ist schon ein alter Hase. Denn Rolf Hartmann bringt bereits 16 Jahre Berufserfahrung mit. Nach seinem Theologiestudium hat er nicht in einer Gemeinde, sondern in der Verlagsbranche als Lektor gearbeitet.

»Menschen und ihre Lebensgeschichten spielten dort auch eine große Rolle, aber so intensiv wie in einer Gemeinde waren die Begegnungen mit den Autoren und Kollegen natürlich nicht«, sagt er im Interview. In all seinen Verlagsjahren, der er teilweise beim Kreuzverlag und auch beim katholischen Kösel-Verlag verbrachte, standen immer christliche Themen und Inhalte im Mittelpunkt. Zeitweise betreute er die Schulbuchreihen. Nun ist Rolf Hartmann der neue Vikar der Harlachinger Emmauskirche. Wir haben uns mit ihm für Sie unterhalten.

Harlachinger Rundschau-Redaktion: Herr Hartmann, haben Sie sich hier schon eingelebt?

Rolf Hartmann: Ich bin herzlich empfangen worden und fühle mich gar nicht mehr fremd. Außerdem freue ich mich sehr, dass ich nun wieder dauerhaft in München arbeiten kann. Ich bin zwar in Ulm aufgewachsen, aber mit München schon sehr lange verbunden und habe auch hier studiert. Zuletzt war ich beruflich in Stuttgart, habe aber meine Münchner Wohnung in Neuhausen immer behalten. Nun komme ich wieder ganz zurück an die Isar. Auch Harlaching als Stadtteil ist mir nicht völlig unbekannt, viele Ecken muss ich aber noch näher kennenlernen.

Wie sehen die ersten Arbeitsschritte eines Vikars aus?

Rolf Hartmann: Das Vikariat ist eine Ausbildungszeit für werdende Pfarrer mit überwiegendem Praxisanteil. Es dauert insgesamt zweieinhalb Jahre. Zunächst werde ich von den beiden anderen Pfarrern hier unter die Fittiche genommen. Das heißt, ich begleite sie bei ihren Aufgaben, besuche gemeinsam mit Dr. Sebastian Degkwitz beispielsweise Senioren oder Familien für Taufgespräche und lerne so die Gemeinde und auch die Aufgaben eines Pfarrers besser kennen. Gerade haben Sie mich auch beim Schreiben meiner ersten Predigt unterbrochen. Inhaltlich geht es diesmal um die Sabbatruhe. Beim Formulieren kommen mir natürlich die langjährigen Erfahrungen im Verlag zugute, aber eine Predigt funktioniert nicht genau wie ein Buchtext. Und beim ersten Mal vor der Gemeinde will ich natürlich sehr gut vorbereitet sein. Das ist schon etwas anderes als die lange zurückliegenden »Trockenübungen« während meines Studiums.

Mit 45 Jahren trauen Sie sich einen beruflichen Neuanfang oder zumindest eine komplette Umorientierung zu, ist das nicht ein sehr ungewöhnlicher Schritt?

Rolf Hartmann: Im Verlag war ich ein Theoretiker, da hat mir die Praxis und das Zusammensein mit den Menschen schon gefehlt. Die Arbeit dort hatte viele gute, aber auch Schattenseite. Nicht zuletzt immer wieder große Umstrukturierungen bei den Verlagen. Weil es in der evangelischen Kirche ab 2017 sehr viele Ruhestandjahrgänge gibt und wenig Nachwuchs, habe ich Glück, denn es gibt Bedarf an neuen Pfarrern. Und ich fange ja hier nicht von null an, sondern werde sehr bald selbst viele Aufgaben übernehmen. Zum Vikariat gehören insgesamt 20 Wochen Predigerseminar in Nürnberg. Die meisten anderen Vikare aus ganz Bayern dort sind interessanterweise auch schon älter und haben anderweitige Erfahrungen. Nur ein Drittel kommt frisch vom Studium, manche haben bereits promoviert. Da bin ich gar keine so große Ausnahme.

Welche Tätigkeiten werden Sie in der Gemeinde übernehmen?

Rolf Hartmann: Ich habe ein Faible für Senioren und ihre Lebensgeschichten. Deswegen werde ich viel Zeit mit den Älteren verbringen. Traditionell kümmert sich der Emmaus-Vikar stark um die Evangelischen im Münchenstift an der Tauernstraße. Außerdem hat die Kirche gewissermaßen auch eine neue Zielgruppe. Denn bisher konnte man sagen, die Älteren sind ohnehin eine feste Bank und sicherer Bestandteil des Gemeindelebens. Das wird wahrscheinlich nicht einfach so bleiben. Als Kirche müssen wir uns mehr der Gruppe 60+ zuwenden und diese Menschen direkt ansprechen. Das wird auch eine meiner Aufgaben sein.

Was haben Sie sich sonst, beruflich und privat für die nächste Zeit in Harlaching vorgenommen?

Rolf Hartmann: Ich singe, war als Bass im Chor und würde das gerne wieder aufgreifen. Allerdings ist fraglich, ob mir im Augenblick die Zeit dafür bleibt, wirklich regelmäßig dabei zu sein. Wahrscheinlich werde ich meine Stimme erst einmal mehr bei der Gemeindearbeit einsetzen. Überhaupt stehen im Vordergrund die Gemeinde und ihre Menschen, die ich bereits als sehr aktive, große Gemeinschaft wahrgenommen habe. Da ich keine eigene Familie habe, kann ich mich ganz der neuen Aufgabe widmen. Ansonsten fahre ich viel Fahrrad, gerne auch die ganze Strecke von Neuhausen nach Harlaching.

Das Interview führte Bettina Ulrichs

Artikel vom 05.11.2013
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