»Mohr-Villa« trifft Flüchtlinge

Malworkshops mit Flüchtlingen aus der Bayernkaserne

Malen und Gestalten kann die Barriere der Sprache, die zwischen den Flüchtlingen und den Deutschen, aber auch zwischen den Flüchtlingen untereinander herrscht, überwinden. 	Foto: VA

Malen und Gestalten kann die Barriere der Sprache, die zwischen den Flüchtlingen und den Deutschen, aber auch zwischen den Flüchtlingen untereinander herrscht, überwinden. Foto: VA

Freimann/Schwabing · Die Mohr-Villa in Freimann (Situlistraße 75, Rückgebäude Kunstwerkstatt) hat sich das Ziel gesetzt, Flüchtlingen aus der Bayernkaserne durch Malworkshops ein Stück Normalität zurückzu geben.

Damit soll den jungen Menschen etwas geschenkt werden, dass sie dringend in ihrer derzeitigen Situation brauchen: Zeit, Respekt und Aufmerksamkeit. Das Besondere am Projekt »Mohr-Villa trifft Flüchtlinge« in der Kunstwerkstatt ist, dass die ehrenamtliche Betreuerin Serena Widmann sich vor allem um jungen Menschen kümmert, die durchs Raster gefallen sind – um die, die nicht mehr dem Jugendschutz unterstehen. Denn wenn Flüchtlinge ohne Papiere nach Deutschland kommen, werden sie oft älter gelistet als sie tatsächlich sind. So werden eigentlich Minderjährige als Erwachsene eingetragen. Vor allem diese jungen Menschen sind die Zielgruppe des Malprojekts. In der Bayernkaserne passiert ein ganz wesentlicher Teil der Sozialarbeit auf Basis ehrenamtlichen Engagements.

Organisatorinnen der Malworkshops sind Elena Deidenbach (Leiterin der Kunstwerkstatt) und Serena Widmann (ehrenamtlichen Betreuerin der Flüchtlinge in der Bayernkaserne). Unterstützt werden sie unter anderem von der Mohr-Villa. Menschen weltweit verlassen ihre Heimat auf der Suche nach einem Leben in Würde. Häufig durch ihre Flucht traumatisiert, hoffen sie auf ein besseres Leben in Europa. Sie sind im fremden Land meist verunsichert, isoliert und einsam. Viele kommen ohne Papiere in Deutschland an und Jugendliche werden dann oft älter gelistet als sie sind. So kann es passieren, dass eigentlich Minderjährige als Erwachsen eingetragen werden und nicht mehr unter die besonderen Bestimmungen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge fallen.

Derzeit sind über 800 Menschen in der Bayernkaserne, der Erstaufnahmeeinrichtigung der Regierung von Oberbayern, untergebracht. Sie kommen aus verschiedenen Ländern, wie beispielsweise Somalia, Nigeria, Senegal, Republik Kongo, Syrien, Afghanistan und Sierra Leone. Neben unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, die dem Jugendschutz unterstehen, sind dort auch Familien und unbegleitete junge Menschen untergebracht, die sehr dankbar und froh darüber sind, wenn auch an sie gedacht wird. Ein ganz wesentlicher Teil der Sozialarbeit, die hier Großes leistet, aber auch an ihre Grenzen stößt, passiert hier auf Basis ehrenamtlichen Engagements. Die Mohr-Villa hat sich das Ziel gesetzt, vor allem den jungen Menschen der Bayernkaserne, die nicht mehr dem Jugendschutz unterstehen, durch Mal-Workshops in der Kunstwerkstatt ein Stück Normalität zurück zu geben. Gearbeitet wird mit fünf bis 20 jungen Menschen aus verschiedenen Ländern. Sie können durch eigene kreative Arbeit Ausdrucksmöglichkeiten finden und Hilfe bei der Bewältigung ihrer Lebenssituation erhalten. Sie sollen sich für ein paar Stunden in einer anderen Umgebung frei fühlen können und sich fallen lassen.

Außerdem kann das gemeinsame Gestalten in der Mohr-Villa Kunstwerkstatt erste Schritte zu einer möglichen Integration erleichtern. Das Malen und Gestalten kann hierbei die Barriere der Sprache, die zwischen den Flüchtlingen und den Deutschen, aber auch zwischen den Flüchtlingen untereinander herrscht, überwinden.

Gleichzeitig werden die Jugendlichen durch die Begegnung in der Kunstwerkstatt mit der Stadtkultur vertraut und kreative Talente werden entdeckt und gefördert. Den jungen Menschen wird etwas geschenkt, dass sie dringend in ihrer derzeitigen Situation brauchen: Zeit, Respekt und Aufmerksamkeit.

Die Mohr-Villa zeigt die Fotoausstellung »BETWEEN – Jugendliche Flüchtlinge auf der Suche nach einem Leben in Würde«, ein Projekt der Fotografin Nanni Schiffl-Deiler mit jugendlichen Flüchtlingen.

Ausstellung: 6. Dezember bis 30. Januar 2014, mittwochs bis freitags von 12 bis 15 Uhr und nach Vereinbarung (keine Ausstellungzeiten in den Ferien).

Artikel vom 05.11.2013
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