Theater für den guten Zweck

Horváths »Geschichten aus dem Wiener Wald«

Haidhausen · Das Theater Johann Baptist taucht in die Abgründe der Wiener Seele ein. »Geschichten aus dem Wiener Wald« steht auf dem Programm der diesjährigen Spielzeit.

Vorstellungen finden am 8., 9., 14., 15., und 16. November um 20 Uhr sowie am 10. November um 15 Uhr im Kolpinghaus Haidhausen, Kirchenstraße 6, statt. Der Eintritt ist frei, Spenden werden zugunsten von REFUGIO und der Betreuung von jungen Flüchtlingen im Salesianum angenommen. REFUGIO München unterstützt Menschen, die aufgrund von Folter, politischer Verfolgung oder kriegerischen Konflikten ihr Herkunftsland verlassen mussten und in Deutschland im Exil leben.

»Was hast du mit mir vor, lieber Gott?« Mit dieser verzweifelten Frage bringt Marianne, die Protagonistin des Stücks, ihr zentrales Dilemma zum Ausdruck: nämlich ihre Suche als junge Frau nach ihrem Platz im Leben. Der ihr vom Vater, einem Spielwarenhändler im achten Wiener Bezirk, zugedachte Lebensweg, ohne Ausbildung und eigene berufliche Perspektive, Oskar, den engstirnigen, brutalen und bigotten Fleischhauer aus der Nachbarschaft zu heiraten, erfüllt sie mit größtem Unbehagen. Sie möchte ausbrechen aus ihrer kleinbürgerlich-spießigen gnadenlos unsentimentalen und hoffnungslos bindungslosen Welt hinter der titelgebenden Fassade von Wiener Walzer- und Weinseligkeit und fasst dabei einen drastischen Entschluss: Noch während ihrer vom Vater arrangierten Verlobungsfeier brennt sie mit einem anderen Mann durch und bricht völlig mit ihrem bisherigen Leben. Doch Alfred ist weder ihr »Schutzengel« noch der »Mann, den mir Gott im letzten Moment da zugeführt hat«, sondern ein unverbesserlicher Hallodri und Taugenichts, der nicht fähig ist, sein Leben selbst zu bewältigen, geschweige denn eine Familie zu ernähren. Stattdessen lässt er sich von älteren allein stehenden Frauen aushalten oder liegt seiner Großmutter auf der Tasche.

Ödön von Horváth, dessen Todestag sich in diesem Jahr zum 75. Mal jährt, schrieb sein 1931 uraufgeführtes Drama »Geschichten aus dem Wiener Wald« gegen die Dummheit und die Lüge, für Vernunft und Aufrichtigkeit und stellte diesem Wiener Volksstück ein einprägsames Motto voran: »Nichts gibt so sehr das Gefühl der Unendlichkeit als wie die Dummheit.«

Artikel vom 04.11.2013
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