Sicher ist sicher

Tipps und Tricks gegen Langfinger von der PI 23

Polizeihauptkommissar Dieter Heumann und Polizeihauptmeister Werner Staude (v. l.) geben gerne Tipps im Kampf gegen Einbrecher und Langfinger.	Foto: hw

Polizeihauptkommissar Dieter Heumann und Polizeihauptmeister Werner Staude (v. l.) geben gerne Tipps im Kampf gegen Einbrecher und Langfinger. Foto: hw

Harlaching/Giesing · Mitte Mai wurde die Münchner Polizei zu einem wahrlich ungewöhnlichen Einsatz gerufen. Eine 70-jährige Rentnerin hatte sie verständigt, da sich im Nachbargarten ein Einbrecher zu schaffen machte.

Allerdings nicht, wie man erwarten könnte, bei dem Versuch Geld und Wertgegenstände wegzuschleppen, sondern vielmehr mit Gießkanne und Gartenschere. Der wohnsitzlose Dieb hatte zunächst die Waschmaschine der abwesenden Hausherren benutzt um seine Kleidung zu waschen und sich dann im Kleiderschrank seiner unfreiwilligen »Gastgeber« bedient. Da der Mann anscheinend einen »Grünen Daumen« hat, wollte er den Garten nicht unversorgt sich selbst überlassen, während die echten Besitzer im Urlaub weilten und sah dort tatkräftig nach dem Rechten. Die Polizei nahm den »Eindringling« schließlich fest.

Nicht immer sind Einbrecher jedoch so hilfsbereit, vielmehr hinterlassen sie zumeist ein heilloses Chaos in der Wohnung und vor allem das ungute Gefühl, dass jemand in die eigene Privat-sphäre eingedrungen ist – ganz abgesehen von dem materiellen Schaden, den sie durch ihren Einbruch bewirken. Wie der Erste Polizeihauptkommissar Joachim Pohl und Polizeihauptkommissar Dieter Heumann von der Polizeiinspektion 23 berichteten, kann dieser Schaden sogar ganz erheblich sein. Erst kürzlich hätten zwei Einbrüche in ihrem Revierbereich (Giesing/Harlaching) stattgefunden, wobei ein erheblicher Schaden zu verzeichnen sei, da große Mengen an Schmuck gestohlen wurden. Im Jahr 2012 ist die Zahl der Wohnungseinbrüche gegenüber dem Vorjahr erneut angestiegen. Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) verzeichnete deutschlandweit rund 144.000 Fälle, das ist ein Anstieg von 8,7 Prozent gegenüber 2011. Für das Polizeipräsidium München weist die PKS im Jahr 2012 beim Wohnungseinbruch 1214 Fälle auf, was sogar eine Steigerung um 17,3 Prozent bedeutet. Daher setzt die Polizei nun verstärkt auf Prävention und Information der Bürger.

Zu diesem Zweck wird unter anderem »ROSI«, der rollende Sicherheitsbus der Münchner Polizei, am 30. Oktober von 12 bis 16 Uhr auf dem Wochenmarkt am Mangfallplatz unterwegs sein, ebenso wie am 31. Oktober von 12 bis 16 Uhr am Rotkreuzplatz. Dort stehen Fachleute zum Thema Einbruchschutz bereit, um auf die Fragen der Bürger einzugehen, teilt Dieter Heumann mit. Da der »gewöhnliche« Einbrecher nur mit wenig Werkzeug, das er zumeist am Körper trägt, um nicht aufzufallen, unterwegs ist und möglichst schnell und unerkannt sein schmutziges Werk verrichten will, kann man schon mit geringem Einsatz eine Tat im Vorfeld wahrscheinlich verhindern, verspricht Heumann.

Vor allem in der dunklen Jahrszeit seien die Langfinger unterwegs. Die frühe Dämmerung bietet den Einbrechern einerseits Sichtschutz bei ihrem Versuch in fremde Wohnungen und Häuser einzudringen, zum anderen sehe man bei früh einsetzender Dunkelheit von außen schnell, in welchem Haus sich gerade Personen befinden, weil die Wohnungen in der Regel dann beleuchtet sind. Außerdem fallen mögliche verdächtige Geräusche in den späten Nachmittagsstunden weniger auf als nachts, wo alles in der Regel ruhig ist.

Einbrecher brauchen für herkömmliche Fenster in der Regel relativ kurze Zeit, bis sie sie aufgehebelt haben, das Gleiche gilt für Terrassentüren, erklärt Heumann. Noch einfacher macht man es den Einbrechern, wenn man Türen nur ins Schloss zieht oder Fenster gekippt lässt. »Ein gekipptes Fenster ist fast wie ein offenes Fenster«, betont Joachim Pohl. Wer sein Zuhause effektiver schützen will, dem empfehlen die Polizeibeamten beispielsweise Zeitschaltuhren für die Lichtschalter, die während der eigenen Abwesenheit zu unterschiedlichen Zeiten im Haus das Licht in verschiedenen Räumen anschalten. Sehr effektiv ist auch der Austausch normaler Beschläge an Fenstern und Türen durch sogenannte Pilzkopfbeschläge. Die sind nahezu einbruchsicher. »Ein Einbruch dauert in der Regel nur wenige Minuten, denn der Einbrecher möchte möglichst schnell wieder unerkannt verschwinden. Wenn er starken Widerstand beim Einsteigen überwinden muss, wird er sicherlich nach kurzer Zeit aufgeben und sich ein anderes Objekt suchen«, so Heumann.

Die Polizei ruft gerade in dieser Zeit zu mehr Wachsamkeit, nicht nur auf dem eigenen Grundstück auf. »Wenn jemand auf dem Nachbargrundstück verdächtige Geräusche hört oder verdächtige Beobachtungen macht, sollte er auf jeden Fall die Polizei verständigen«, wünscht sich Heumann. Dabei sollte man immer die Telefonnummer 110 wählen, so ist der schnellstmögliche Einsatz garantiert. Hier empfiehlt es sich auch, mögliche Kennzeichen von verdächtigen Autos oder Täterbeschreibungen zu notieren. Dabei müsse sich der Anrufer keine Sorgen machen, sollte sich herausstellen, dass kein Einbruch vorliegt. »Lieber einmal zu viel die Polizei rufen, als einmal zu wenig«, lautet die Devise von Pohl und seinen Kollegen.

Dringend rät er davon ab, den Helden zu spielen, und den Einbrecher selber stellen zu wollen, falls man ihn auf frischer Tat ertappen sollte. »Bringen Sie sich in Sicherheit und rufen Sie dann über den Notruf die Polizei«, rät der engagierte Polizist aus Giesing. Wer noch mehr Infos rund um den Schutz vor Einbrechern wünscht, dem raten die Polizisten einen Besuch im Internet unter www.polizeiberatung.de, dort sind zahlreiche weitere wertvolle Tipps aufgelistet. Heike Woschée

Artikel vom 29.10.2013
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