90 grüne Jahre

Gartenbauverein Unterhaching feiert 90. Geburtstag

Der Gartenbauverein ist der Gemeinde Unterhaching sehr verbunden, und nimmt an allen wichtigen Festen teil. 	Foto: VA

Der Gartenbauverein ist der Gemeinde Unterhaching sehr verbunden, und nimmt an allen wichtigen Festen teil. Foto: VA

Unterhaching · Der Gartenbauverein Unterhaching kann am kommenden Sonntag, 27. Oktober, bei der Feier zu seinem stolzen 90. Geburtstag auf eine sehr bewegte Geschichte zurückblicken.

Pünktlich zum runden Geburtstag erfüllt sich der Verein zudem einen langen Herzenswunsch: Die Gartler bekommen eine Fahne, die bei einer Andacht am 27. Oktober, um 17 Uhr in St. Alto geweiht werden wird, berichtet der langjährige Vereinsvorsitzende, Werner Reindl. Mit einer Fotoausstellung will Reindl die bewegte Geschichte des Vereins für die Festbesucher wieder lebendig werden lassen. Die Mitgliedschaft im Gartenbauverein war bei dessen Gründung im Jahr 1923 essenziell für die Mitglieder, die sich vornehmlich aus den zugezogenen Siedlern aus der Krieger- und Waldsiedlung zusammensetzen. Inflation und Wirtschaftskrise dominierten diese Zeit und die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln stand an erster Stelle.

Die wichtigste Aufgabe des Vereins bestand darin, wie sie auf den mageren Unterhachinger Gartenböden hohe Erträge bei Gemüse und Obst zu erzielen. Ergänzend zum Gartenbau standen die Kaninchen- und Geflügelzucht hoch im Kurs. »Damals gab es kaum Gärtnereien, den notwendigen Dünger konnte man praktisch nur über den Verein beziehen«, berichtet der Unterhachinger Gartenexperte. »Im damaligen Gasthaus Kriegersiedlung (heute Mythos) fanden bis Ende 1943 die monatlichen Versammlungen statt. Im Kassenbuch von 1944 sind noch Buchungen für Turfmull und Kunstdünger vermerkt. Bei Kriegsende war das Lager bis auf einige Tüten Schwarzwurzel-Samen leergefegt«, weiß Reindl weiter zu berichten. Bereits im Februar 1946 haben sich die Unterhachinger Gartenfreunde, unter dem Vorsitzenden Ernst Riedel, wieder zusammengefunden und von der Militärregierung um die Aufnahme der Vereinstätigkeit ersucht. Erst nach Einsendung der politischen Fragebögen wurde die neugewählte Vorstandschaft genehmigt. »Wieder hatte der Gartenbauverein eine Schlüsselstellung inne, denn über ihn konnten Pflanzen, Dünge- und Spritzmittel bestellt werden. Allerdings nur von den Personen, die vorher nicht in der Partei waren«, informiert Reindl. Bis 1948 wurde die Arbeit des Gartenbauvereins auf diese Weise von der Militärregierung überwacht.

Der Gartenbauverein war aber nicht nur Anlaufstelle für die Bestellung von Gartenzubehör, sondern informierte über das nötige Know-how, das man braucht, um eine reiche Ernte einzufahren. Der Erfolg des eigenen Gärtnergeschicks bestimmte damals bei vielen die Reichhaltigkeit der Speisekarte, so der Gartenbauvereinsvorsitzende. Aber nicht nur Obst und Gemüse wurde in diesen harten Zeiten im eigenen Garten angebaut, sondern auch Tabak, berichtet der Gartenfreund schmunzelnd. Kein Wunder, dass bei den monatlichen Versammlungen bis zu 100 Besucher gezählt wurden. Mit dem Anstieg des Wohlstandes in den sechziger Jahren verlor der Gartenbauverein an Bedeutung. »Die Angebote in den Supermärkten haben die Wünsche der Bürger vollkommen erfüllt«, so Reindl. Statt Garten- und Häuschenbau stand nun Freizeit und Urlaub auf dem Programm.

Statt Gemüse wurden nun lieber Blumen angepflanzt, viele Beete mussten leicht zu pflegenden Rasenflächen weichen. Das Interesse am Gartenbauverein nahm rapide ab, und so wurde am 18. Dezember 1978 seine Auflösung beschlossen. Erst sechs Jahre später, im September 1984 gelang es dem Gartenbautechniker Axel Neulist den Verein mit neuen Gartenfreunden wiederzugründen. Seit 1991 lenkt Werner Reindl die Geschicke des Vereins. Neben aktuellen Gartenthemen wird bei den monatlichen Treffen über Natur- und Umweltschutz sowie Gesundheit und Heimatpflege informiert und diskutiert. Gut besucht sind auch immer die Obstbaumschnittkurse, die der Verein regelmäßig anbietet. Um auch in Zukunft genügend Mitglieder für das Thema Garten und Natur begeistern zu können, wurde eine Kindergruppe, die »Hachinger Grashüpfer« ins Leben gerufen.

Großes Engagement zeigt der Gartenbauverein auch bei der Pflege der Streuobstwiese im Landschaftspark in Unterhaching. Rund 60 Obstbäume müssen dort regelmäßig geschnitten werden, damit es eine reiche Ernte gibt. »Die Äpfel dort sind sehr beliebt, manche kommen sogar extra aus München, um sich Äpfel von dort mitzunehmen«, berichtet Werner Reindl. hw

Artikel vom 22.10.2013
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