Informatik-Profis unter sich

Münchner Schüler sammelt erste IT-Erfahrungen im HPI Sommercamp

Jonas bei seiner Leidenschaft: am PC. 	Foto:privat

Jonas bei seiner Leidenschaft: am PC. Foto:privat

Ottobrunn · Informatik – allein bei diesem Wort zucken schon viele hilflos mit den Schultern: »Mit Technik kenn ich mich nicht aus.« Nicht so Jonas Leeb, ein 18-jähriger Abiturient aus Ottobrunn, der seine Begeisterung für Informatik schon früh entdeckt hat.

Vor zwei Jahren hat er beim Bundeswettbewerb für Informatik teilgenommen und ist dabei auch weiter als viele seiner Mitstreiter gekommen. Und an diesem Wettbewerb dürfen wirklich nur die Besten teilnehmen. Im Verlauf der zweiten Runde ist er auf ein anderes Angebot aufmerksam geworden. Für informatikbegeisterte Schüler ab 16 Jahren bietet das Hasso Plattner Institut (HPI) in Potsdam ein Sommercamp in seinen heiligen Hallen an. Das Institut für Softwaresystemtechnik wurde 1998 von dem Mäzen und einem der größten Wissenschaftsförderer Hasso Plattner gegründet und ist an die Universität Potsdam angegliedert.

Jeder, der eine Affinität für Informatik hat, kann sich auch ohne große Vorkenntnisse für das Sommercamp bewerben. Wie bei einem richtigen Bewerbungsverfahren wird das Motivationsschreiben sehr stark gewertet. Wer überzeugen kann, darf teilnehmen. Und Jonas hat überzeugt und durfte fünf Tage auf dem Campus des HPI verbringen und einen kleinen Einblick in den Alltag eines Elite-Informatik Studenten – und bei nur 80 Zulassungen pro Semester für das Bachelor Studium darf von einer Elite geredet werden – bekommen.

»Mit meinen Eltern kann ich nicht über IT reden.«

Der Campus ist nach dem Vorbild amerikanischer Universitäten aufgebaut. »Es wäre ein Traum, hier studieren zu können, denn hier sind viel Gleichgesinnte in meinem Alter. Nur kommt man leider auch sehr schwer hier rein«, so der erste positive Eindruck des Ottobrunners. Dass er mit seiner Leidenschaft bei Freunden und Familie teilweise allein auf weiter Flur steht, ist Jonas Leeb bewusst. »Mit meinen Eltern kann ich nicht über IT reden«, schmunzelt er.

Nach einer kurzen Einführung in die Programmiersprache »C« hatten die Teilnehmer, die teilweise sogar aus den USA angereist waren, die Möglichkeit, ihr Talent unter Beweis zu stellen. Nach dem Konzept der »School of Design Thinking«, einer Zusatzqualifikation des Instituts, das der Universität Stanford in Kalifornien nachempfunden wurde, wurde ihnen die Aufgabe gestellt, eine App zu entwickeln, die Menschen ihren Alltag erleichtert. Ein schwerer Brocken! Doch nach der Idee der »School of Design Thinking«, war die Vorgehensweise sehr strukturiert. Erst das Produkt möglichst leicht und verständlich auf den Benutzer abstimmen, dann entwickeln. So bekamen sie Bilder von unterschiedlichen Personen gezeigt und mussten anhand dieser erkennen, welche Probleme jeder Einzelne in seinem Alltag hat. Sei es der typische Student, der stets chronisch pleite ist, oder die gestresste Mutter, die Arbeit und Familie zu balancieren versucht.

Die Gruppe um Jonas Leeb durfte dem Studenten in finanziellen Nöten weiterhelfen. Die erdachte App haben sie «Survive the Month« genannt, die dem Nutzer helfen soll, sein monatliches Budget besser zu haushalten.

Hierfür gibt der Benutzer sein aktuelles Monatsbudget an und im Laufe des Monats kann er seine aktuellen Ausgaben einfügen, die dann vom monatlichen Geld abgezogen werden. Somit wird ein »Status« errechnet, der das noch verfügbare Geld in Relation zu den noch verbleibenden Tagen des Monats stellt. Weiterhin kann der Benutzer noch individuelle Sparziele hinzufügen. Mit Hilfe von erfahrenen Studenten des Bachelorstudiengangs »IT-System Engineering«, entwarfen sie die Oberfläche der Anwendung, das sogenannte »Paper prototyping«. Zuerst wurden auf Papier die einzelnen Bedienungsfelder gezeichnet und einer unabhängigen Person gezeigt. Erst als diese die App ohne weiteres Suchen bedienen konnte, wird an der nächsten Produktionsstufe gearbeitet. Hierbei arbeiten die Projektguppen zu zweit oder dritt an Rechnern, um die einzelnen filigranen Details zu erarbeiten, was beim Programmieren mitunter sehr komplexe Strukturen erfordert.

Dank der kurzen Einführung zu Beginn des Camps in die Programmiersprache konnten die Schüler die Arbeit leichter umsetzen. Trotzdem unterstützten und leiteten die Studenten die Schüler weiterhin tatkräftig. Da die Vorarbeit rund um die Benutzeroberfläche und der einzelnen Anwendungsmöglichkeiten nach den ersten Tagen bereits fertig gestellt worden war, ging der folgende Arbeitsschritt, nämlich die eigentliche Programmierung, deutlich schneller. Nach einem Tag war die erste Testversion der Handy-Software fertiggestellt.

Da der Einblick in die Softwareentwicklung innerhalb einer Woche nur oberflächlich sein konnte, muss die App noch weiterentwickelt werden. Unter anderem planen die Teilnehmer, die Funktion einzubauen, dass der Nutzer mit dem Programm Kassenbons scannen kann. Vollenden können die Informatik-Einsteiger diesen letzten Schritt allerdings nur privat, denn während des Sommercamps blieb dafür nicht genug Zeit. Da die Teilnehmer noch in Kontakt stehen, sieht Jonas Leeb die Chancen dafür hoch. Auch wenn die Informatik einen großen Teil seiner Freizeit einnimmt, hat der Abiturient durchaus noch andere Interessen.

Denn zur Zeit absolviert er ein freiwilliges ökologisches Jahr beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDJK) fernab der Informatik. Brigitte Mellert

Artikel vom 14.10.2013
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