Nachsorge mit Makeup

Mehr Lebensfreude: Kosmetik für Krebspatientinnen

Marianne Reichold-Mattäi (l.) unterstützte Kosmetikexpertin Doris Moser-Schmitt von DKMS LIFE beim Kosmetikseminar. 	Foto: Pressestelle Klinik/Iding

Marianne Reichold-Mattäi (l.) unterstützte Kosmetikexpertin Doris Moser-Schmitt von DKMS LIFE beim Kosmetikseminar. Foto: Pressestelle Klinik/Iding

Ebersberg · Im September hat die Ebersberger Klinik in Zusammenarbeit mit DKMS LIFE, Schwester der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS), zum ersten Mal ein kostenloses Kosmetikseminar für Krebspatientinnen, die sich unter Chemo- oder Strahlentherapie befinden, angeboten.

Am Dienstag, 19. November, folgt das zweite. Das Angebot, das die Klinik anlässlich der psychosozialen Nachsorge neu eingeführt hat, soll betroffenen Frauen neue Lebensfreude und Selbstbewusstsein schenken. Denn eine Chemotherapie hinterlässt oft sichtbare Folgen, von Hautunreinheiten über Haarausfall bin hin zum Wimpern- und Augenbrauenverlust. Aus Unsicherheit würden sich die Frauen dann oft nicht mehr in die Öffentlichkeit wagen und würden sich zunehmend vom alltäglichen Leben isolieren, erklärt Cornelia Höß, Chefärztin des Brustzentrums. Mit einfachen Mitteln lässt sich jedoch meist Abhilfe schaffen. Die geschulten Kosmetikexpertinnen, die ehrenamtlich für DKMS LIFE arbeiten, zeigen den Teilnehmerinnen, wie der Lidstrich angebracht werden kann, um fehlende Wimpern zu kaschieren oder wie sie mit leichtem Make-up und Rouge einen frischen Teint zaubern können.

Am Ende des Seminars erhält jede Patientin eine Tasche mit einer kosmetischen Grundausstattung, vom Lippenstift bis zum Rouge. Am ersten Seminar haben sich acht Frauen beteiligt. Alle sind laut Marianne Reichold-Matthäi »sehr froh rausgegangen«. Die Studienassistentin und Krankenschwester der Onkologischen Tagesklinik organisiert die Kosmetikseminare, stellt sie Patientinnen vor, richtet den Raum ansprechend her, legt Materialien wie Spiegel und Wattepads bereit.

Eine der Frauen sei sogar am nächsten Tag geschminkt und glücklich zur Chemotherapie erschienen, erzählt die Krankenschwester. Doch nicht nur der kosmetische Aspekt trägt zum Erfolg des ­Seminars bei. „Es tut gut, sich mit anderen Frauen auszutauschen, die mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben«, sagt eine der Teilnehmerinnen.

Die DKMS LIFE wurde 1995 gegründet, seitdem besuchten über 100.000 Krebspatientinnen die Kosmetikseminare, die an rund 230 medizinischen Einrichtungen in ganz Deutschland angeboten werden. Vor allem Brustkrebs ist laut Höß im Gegensatz zu anderen schweren Erkrankungen mit vielen Ängsten um die körperliche Integrität und das weibliche Selbstbild behaftet.

Kurs gibt positives Selbstwertgefühl>

Der Kosmetikkurs gebe den Frauen wieder ein positives Selbstwertgefühl. Das Angebot ist Teil einer umfassenden Nachsorge, um die sich die Ebersberger Klinik seit Jahren bemüht. Denn: »Die operative Behandlung belastet den Körper zwar immer weniger und die Patientinnen müssen auch nicht mehr so lange in der Klinik bleiben, aber oft treten nach einiger Zeit psychosoziale Probleme auf«, erklärt die Chefärztin. Daher initiierte sie vor sechs Jahren zusammen mit der Psychoonkologin Cornelia Caspari das psychosoziale Nachsorgeprojekt »Ebersberger Kleeblatt«, das sich ausschließlich über Spenden finanziert.

Im vergangenen Jahr wurde es für den Bayerischen Gesundheitspreis nominiert. Den Namen erhielt es, weil es im Wesentlichen vier Bausteine sind, die Betroffenen und deren Angehörigen auch nach dem Klinikaufenthalt Hilfe bieten: Das Patientenseminar ermöglicht den gegenseitigen Austausch und besteht aus einer monatlichen Informationsveranstaltung mit Diskussion zu verschiedenen Themen sowie einem Gesprächskreis.

Die Familiensprechstunde soll Kindern und Jugendlichen von Krebspatienten helfen, besser mit der Situation umzugehen und gegebenenfalls Therapeuten vermitteln, um psychischen Störungen vorzubeugen. Ihren Gefühlen und Gedanken können Kinder bei den Kinderkunstprojekttagen Raum geben. Vierter Baustein sind die ambulanten Kunsttherapiegruppen, die die Entwicklung der Selbstheilungskräfte fördern sollen. Während der Behandlung seien Krebspatienten meistens rundum gut versorgt, sowohl medizinisch als auch psychisch. »Doch die Nachsorge beschränkt sich häufig nur noch auf die medizinische Seite der Erkrankung – weitere Unterstützungsangebote fehlen. Diese Lücke soll das Ebersberger Kleeblatt füllen«, erklärt Höß.

>Anmelden für den 19. November[<>

Mit den Kosmetikseminaren ist nun ein weiteres Angebot hinzugekommen. Für die Veranstaltung am 19. November können sich nicht nur an Brustkrebs erkrankte Frauen, sondern alle Patientinnen der Onkologischen Tagesklinik in der Onkologischen Tagesklinik bei Marianne Reichold-Mattäi in der Kreisklinik Ebersberg, Telefon 0 80 92 / 8 20, anmelden. Von Sybille Föll

Artikel vom 02.10.2013
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