Wiedereröffnung des Neuen Schlosses Schleißheim durch Minister Faltlhauser

Prachtbau in neuem Glanz

Oberschleißheim · 300 Jahre nach seiner Grundsteinlegung erstrahlt Schloss Schleißheim wieder in neuem Glanz.

Nach 14 Jahren aufwändiger Planungs-, Restaurierungs- und Bautätigkeit eröffnete Finanzminister Kurt Faltlhauser am Mittwoch (4.7.) das „Neue Schloss“ wieder für die Öffentlichkeit. Gleichzeitig wird damit die einzigartige Barockgalerie der Bayerischen Staatsgemäldesammlung wieder eröffnet.

Mit dem Bau des Neuen Schlosses wollte, wie Faltlhauser erinnerte, Kurfürst Max Emanuel seinen Anspruch auf Königs- und Kaiserkrone unterstreichen. Vorbild für das Barockschloss war deshalb auch der Louvre in Paris und Schloss Schönbrunn in Wien. Im April 1701 wurde der Grundstein gelegt; die Pläne stammten von dem bayerischen Hofarchitekten Henrico Zuccalli. Die Baumaterialien wurden auf eigens dafür gegrabenen Kanälen nach Schleißheim befördert. Die zwischen Nymphenburg, Schleißheim und Dachau extra angelegten Wasserstraßen waren wesentlicher Bestandteil der damaligen Infrastruktur.

Das Neue Schloss in Schleißheim war ursprünglich als riesige Dreiflügelanlage konzipiert. Fertiggestellt wurde nur der Ostteil. Bereits 1704 ruhte die Bautätigkeit aufgrund der Verbannung Max Emanuels. Weitergearbeitet wurde erst wieder 1719 unter der Leitung von Joseph Effner. Nach dem Tode Max Emanuels 1726 wurden die Bauarbeiten eingestellt. Dabei verlief die Baugeschichte auch aus anderen Gründen sehr wechselhaft. So stürzte ein Stück des allzu hastig erbauten Mittelteils wegen ungenügender Fundamentierung bereits im Juli 1702 ein. Daher wurde bei den Restaurierungsarbeiten der letzten Jahre viel Zeit auf die Qualität der Maßnahmen gelegt, betonte Faltlhauser.

Im zweiten Weltkrieg erlitt das Schloss wegen des nahegelegenen Jagdflughafens mehrere Bombentreffer. Zehn Jahre nach Kriegsende konnten allerdings die wichtigsten Räume wieder geöffnet werden. Bis 1978 waren insgesamt 25 Räume zu besichtigen. Nach zweijähriger Planungs- und Vorbereitungszeit liefen 1989 statiksichernde Arbeiten an: Aufwändige Verstärkung der Dachkonstruktion, komplizierte Neubefestigung der Deckenbilder, statische Sicherung der vielen Geschossdecken, vor allem unter den kostbaren Steinplatten- und Tafelparkettböden. Im Zuge der Restaurierung wurden auch Alarmmelde-, Brandmelde- sowie Temperierungsanlagen für die wertvollen Gemälde der Galerie neu installiert. Eine effektvolle Illumination ermöglicht erstmals auch die Öffnung am Abend. Insgesamt wurden dabei etwa 70 Kilometer Kabel und Leitungen im Schloss verlegt.

Im Zuge der umfangreichen Restaurierungsarbeiten, deren Kosten sich auf 23 Millionen Mark belaufen, wurden gleichzeitig moderne und zeitgerechte Besucherserviceeinrichtung eingebaut. So verfügt das Neue Schloss nun über einen Museumsladen, Ruhe- und Erfrischungsmöglichkeiten, neue Garderoben und toilettenanlagen und einen behindertengerechten Zugang. Dabei sei es gut gelungen, diese Angebote in den historischen Raumbestand zu integrieren, lobte Faltlhauser.

Neben den Baumaßnahmen war eine Vielzahl konservatorischer Arbeiten erforderlich, um den wertvollen Kunstbesitz für die Nachwelt zu erhalten, unter anderem die Sicherung der Marmorkonstruktion im großen Treppenhaus und die Rettung der Schleißheimer Haupttreppe, eine der bedeutendsten in der europäischen Barockarchitektur, mittels verdeckter Klammerungen und Zuganker. Besonders hob Minister Faltlhauser die Rekonstruktion der Wandbespannung in der Großen Galerie hervor. Ausgehend von kleinen erhaltenen Textilresten sei es in akribischer Kleinarbeit gelungen, eine in Struktur, Bemusterung und Einfärbung der Erstausstattung des Raumes entsprechende Wandbespannung wieder herzustellen.

Die Vertreter des Hauses Wittelsbach seien nach den Worten von Faltlhauser zu allen Zeiten bedeutende Kunstsammler gewesen. Einer der passioniertesten war Kurfürst Max Emanuel. Seinen Kunstverstand und seiner Sammelleidenschaft verdankt das Schloss in Schleißheim eine Barockgalerie von europäischem Rang mit bedeutenden Gemälden der flämischen, italienischen und französischen Schule. Neben den großen Meistern des 17. Jahrhunderts, wie Peter Paul Rubens, Antonis Van Dyck und Luca Giordano, vermitteln Werke zumeist aus der Sammlung des kurfürstlichen Bauherrn einen nachhaltigen Eindruck von der höfischen Kunst des frühen 18. Jahrhunderts, hob Faltlhauser hervor. Prunkstück des neuen Rundgangs durch das Schloss sei dabei die Grande Galerie, in der die Bayerische Staatsgemäldesammlung die Hauptwerke in barocker Hängung präsentiert.

Für die bauliche und denkmalpflegerische Betreuung der bayerischen Schlösser, Burgen und Residenzen stehen im Haushalt pro Jahr etwa 75 Millionen Mark hierfür zur Verfügung. Zusätzlich werden in den nächsten Jahren weitere 42 Millionen Mark aus Privatisierungserlösen bereitgestellt. N. F.

Artikel vom 11.07.2001
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