Immer konkrekter

Haarer Jugendstilpark nimmt immer mehr Formen an

Bürgermeister Helmut Dworzak (rechts) und Architekt Gert F. Goergens im Gespräch über konkrete Planungen des Jugendstilparks in Haar. 	Foto: ikb

Bürgermeister Helmut Dworzak (rechts) und Architekt Gert F. Goergens im Gespräch über konkrete Planungen des Jugendstilparks in Haar. Foto: ikb

Haar · Der nächste Schritt für das acht Sektoren umfassende Neubaugebiet Jugendstilpark auf dem ehemaligen Krankenhausgelände ist getan.

Gegen das Votum der beiden CSU-Räte Andreas Rieder und Markus Haider stimmte der Gemeinderat den aktualisierten Unterlagen zu, so dass auf dieser Grundlage der Entwurf für den Bebauungsplan entwickelt werden kann. Dieser soll bis spätestens November dem Kommunalparlament zur Entscheidung präsentiert werden. Parallel dazu konzipiert die Verwaltung im Rathaus einen städtebaulichen Vertrag mit den Investoren.

Sechs Schwerpunkte kennzeichnen das laut Bürgermeister Helmut Dworzak »wichtigste Vorhaben der Gemeinde seit dem Bau des Jagdfelds« im Ortsteil Eglfing, eingegrenzt durch die Vocke- und Leibstraße:

Wohnungen – Laut Architekt Gert F. Goergens werden »Wohnungen einschließlich betreutes Wohnen mit circa 50.000 Quadratmeter Fläche neu gebaut. Davon sind maximal 80 Prozent Wohnfläche. Es ist bei angenommenen 90 Quadratmeter pro Einheit mit etwa 550 Einheiten ohne Altbauten zu rechnen.« Wenn alles klappt, könnten in etwa einem Jahr die ersten Bagger anrücken. Frühestens ab 2015 soll Wohnraum für 3.000 bis 3.500 Menschen entstehen. Die Zahl schwankt deshalb so stark, weil noch nicht klar ist, wie viel Einheiten in den drei Dutzend Gebäuden, die als Einzeldenkmäler erfasst sind, eingerichtet werden können. Ein Lokalpolitiker schätzt »bis zu 200 Wohnungen, abhängig davon ob und wie die Dachgeschosse ausgebaut werden.« In der Summe gibt es dann im mehr als 100 Jahre alten Park also geschätzte 750 Wohnungen. Von der Oberbayerischen Heimstätte (OH) werden 26 und vom zweiten Investor, der JSP München GmbH, sechs Gebäude neu errichtet. Die Kirche und das Kleine Theater verbleiben im Eigentum des Bezirks Oberbayern.

Wohn- und Pflegeheim – Laut Dworzak werden auch in Haar die Pflegeplätze knapp. Der Plan einer zweiten Einrichtung an der Gronsdorfer Straße ist mittlerweile zurückgestellt, »das bessere Ambiente ist im Jugendstilpark«. Geplant ist ein vierstöckiger, U-förmiger Trakt samt begrüntem Innenhof mit 142 Plätzen, davon überwiegend Einzelzimmer. Der Bau – Zufahrt über die B 471 – soll mit einem privaten Investor erfolgen, dieser soll nach ersten Vorstellungen auch Zimmer zum Erwerb anbieten. Leitung und Trägerschaft soll die hundertprozentige Tochter der Kommune, die Maria-Stadler-Haus gGmbH übernehmen. Ist das Projekt erst einmal bezogen, kann das Maria-Stadler-Haus an der Salmdorfer Straße saniert werden.

Betreutes Wohnen – In seitlicher Nachbarschaft zum Pflegeheim und in fast identischer, aber lediglich dreigeschossiger Bauweise soll ein Gebäude »mit etwa 50 Wohnungen« entstehen. Auch diese sollen von Haarern gekauft werden können.

Infrastruktur – Vorgesehen sind diverse Einkaufsmöglichkeiten, Gaststätte und Bushaltestellen. Offen ist noch, ob ein Hotel, »eventuell mit ambulanten Operationsräumen«, so aus dem Rathaus, oder ob in dem Haus Büros eingerichtet werden. Auffallend sind die Entwicklungen gegenüber den Entwürfen von 2006. Bei den OH-Häusern ist die Gesamtfläche um elf Prozent wegen eines größeren Gewerbeanteils und auch bei den Wohnbauflächen unter Einbeziehung des Bereichs Betreutes Wohnen und Pflegeheim gewachsen. In den JSP-Anlagen sind es 16 Prozent, bedingt durch mehr Einzelhandel, vor allem »durch die besondere Bauform des Hotels.«

Tiefgaragen – Dazu gibt es in Haar eine Stellplatzsatzung, die laut Bauamtsleiter Rainer Wöhrl einen Schlüssel von eins zu eineinhalb Wohnungen, die größer als 120 Quadratmeter sind, einen Schlüssel von eins zu zwei Stellplätze vorsieht. Folglich sind etwa 1000 bis 1200 unterirdische Parkplätze zu schaffen.

Verkehr – »Ich bin mit dem ganzen Projekt nicht zufrieden. Der Verkehr wird deutlich mehr«, hatte Andreas Rieder (CSU) seine Nein-Stimme begründet. »Ich bin skeptisch beim Verkehr, ob es so läuft«, merkte SPD-Rat Horst Wiedemann an, plädierte für eine Entlastungsstraße. Zum Verkehr gibt es inzwischen ein »erstes Konzept mit voraussichtlichen Verkehrszahlen« – genannt wurden aber keine. Fix ist, dass es keine direkte Verbindung zwischen der Leib- und Vockestraße gibt. Die Zufahrten dienen in erster Linie als Weg in die Tiefgaragen, die inneren Bereiche sind nur für Anlieferungen, Notfälle und Müllentsorgung geöffnet. Bislang sind fünf Zufahrten aus der Leib- und drei aus der Vockestraße vorgesehen. Im Plenum hatte Goergens – »wir arbeiten inzwischen zehn Jahre an diesem Projekt« – sowie Landschaftsarchitektin Susanne Burger über zwei Stunden hinweg das zuletzt Erarbeitete präsentiert. Dabei waren die Erläuterungen teils derartig ins Detail abgedriftet, dass einige der zwei Dutzend gekommenen Bürger frühzeitig die Runde verlassen hatten, dass der eine oder andere Lokalpolitiker nur mehr konsterniert zugehört hatte. Das Gemeindeoberhaupt hatte immer wieder moderierend eingegriffen, hatte klar gemacht: »Ziel ist es, noch in diesem Jahr in die Planung zu gehen.«

»Zwingend Nachbesserungen beziehungsweise Planungsalternativen sind zu erarbeiten für drei Bereiche«, so die Maßgabe aus dem Rathaus. So wird der Standort der Tiefgarage vor der Kita an der Casinostraße abgelehnt, »da damit alle möglichen Weiterentwicklungen von vornherein ausgeschlossen werden.« Das Areal gehört nämlich der Gemeinde. Zum zweiten wird der Eingangsbereich Kleines Theater moniert, »weil er eine besondere Bedeutung für das Gesamtgebiet darstellt und der Einmündungsbereich Annelies-Kupper-Allee / Leibstraße mit einbezogen werden muss. Und schließlich die Nutzung des »Alten Casinos.« Die Lokalpolitiker wünschen sich »zwingend ein besonderes Konzept über die reine Wohnnutzung hinaus, das wenigstens eine teilweise kommunikative Nutzung wie Gastronomie, Atelier oder Studio beinhaltet.« Seitens der Investoren wurden laut Dworzak die Änderungswünsche akzeptiert und schriftlich »weitergehende Planungsüberlegungen«, bestätigt. ikb

Artikel vom 13.08.2013
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...