Ein Haus für alle

»Nachbarschaftliches Wohnen«: Grafinger planen Projekt

Am Sonntag traf sich zum ersten Mal eine Gruppe Grafinger, die ein gemeinsames Wohnprojekt planen. 	Foto: sf

Am Sonntag traf sich zum ersten Mal eine Gruppe Grafinger, die ein gemeinsames Wohnprojekt planen. Foto: sf

Grafing · »Nachbarschaftliches Wohnen« nennt sich vorübergehend eine Gruppe von Grafinger Bürgern, die ein gemeinsames Wohnprojekt planen.

In Anlehnung an das Modellprojekt »SALWE« (Sozial und Alternativ Leben und Wohnen in Ebersberg) soll es ein Haus sein, in dem Menschen verschiedenen Alters barrierefrei bis zum Ende ihres Lebens wohnen können und sich gegenseitig unterstützen.

Initiiert haben das Projekt Otti Eberl und ihr Mann Uwe Peters. Knapp 30 Interessenten konnten sie mittlerweile mobilisieren, am vergangenen Sonntag fand das erste Treffen statt. Otti Eberl (59) etwa wohnt seit 30 Jahren in Grafing, sie hat hier ihr Netzwerk und ihre Freunde. »Hier möchte ich auch alt werden – aber nicht alleine«, sagt sie. Ihre beiden Kinder sind erwachsen und längst ausgezogen. Altern in einer Gemeinschaft zieht sie einem Leben im Seniorenheim vor. Ähnlich wie ihr geht es vielen der Interessenten im Alter zwischen Mitte 40 und Mitte 70. Marianne und Michael Bendl, 51 und 56 Jahre alt, wohnen derzeit im dritten Stock ohne Aufzug: »Das geht im Alter irgendwann nicht mehr.« Sie möchten eine barrierefreie Wohnung in einer Gemeinschaft, »aber mit Rückzugsmöglichkeit«, erklären die beiden. Dafür sind sie gerne bereit, sich »nach eigenen Möglichkeiten« einzubringen. Ebenso Gisela Meyerkorte. Als ehemalige Sportlehrerin könnte sich die 67-Jährige gut vorstellen, ihre sportlichen Kenntnisse im Haus weiterzugeben.

Beim ersten Treffen ging es nun darum, sich auf eine Finanzierungsform zu einigen, denn das Haus soll neu gebaut und den individuellen Ansprüchen der Gruppe angepasst werden. Einstimmig einigte sich die Gruppe auf ein Genossenschaftsmodell. Der Vorteil: Die Genossenschaft als Bauträger übernimmt die Investitionskosten, die Mitglieder müssen nur die Wohnungen mieten. Sollte ein Bewohner sterben, würde es auch keine Probleme mit Erben geben. »Der erste Schritt wird also sein, eine Genossenschaft zu suchen, die uns das Haus baut, und parallel dazu ein Grundstück«, so Eberl. Ideal sei eines, das der Stadt gehöre und das man in Erbpacht erwerben könnte. Sobald feststehe, wer tatsächlich miteinziehen möchte, werde man Bürgermeister Rudolf Heiler um ein Gespräch bitten, so Eberl.

Uwe Peters schlug vor, dass jeder sich zunächst überlegen solle, was er erwartet und was er bereit ist, zu geben. »Denn in einer Gemeinschaft zu leben bedeutet, genau zu wissen, wo seine Grenzen liegen.« Marion Schulz, mit 45 Jahren eine der jüngsten Interessenten, weiß, dass sie kein »Alterswohnen« möchte. Zusammen mit ihrem Mann Dirk, 49, würde sie gerne in einem Mehrgenerationenhaus leben. »Die Großfamilien, in denen sich früher jeder um den anderen gekümmert hat, gibt es nicht mehr. Die Generationen driften in unserer Gesellschaft auseinander, das finde ich schade«, sagt Dirk Schulz. Sollte sich das Paar dennoch entscheiden, in das Grafinger Wohnprojekt einzuziehen, sieht Marion Schulz ihre Aufgabe schon klar definiert: »Mich um die Älteren kümmern.« Was das bedeutet, weiß sie genau, denn sie leitet das betreute Wohnen im Seniorenhaus Grafing.

Noch ist die Gruppe offen, neue Interessenten sind jederzeit willkommen. »Denn erfahrungsgemäß bleiben zum Schluss nur wenige übrig, die sich wirklich entscheiden, mitzumachen«, sagt Eberl. Etwa zehn Parteien sollten es jedoch sein, sonst sei das Projekt nur schwer realisierbar. Die weiteren Treffen finden jeden ersten Sonntag im Monat im Seniorenhaus am Hans-Eham-Platz 2 statt, nächster Termin ist der 1. September. Bis dahin soll ein Name für das Projekt gefunden werden. Wer verhindert ist, kann telefonisch Kontakt zu Otti Eberl aufnehmen unter 0 80 92/36 63. Sybille Föll

Artikel vom 06.08.2013
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