Albrecht Ackerland im Münchner SamstagsBlatt über Sommer-Müll

„Da schau her“ - Augustiner-Flaschen am Schwabinger Bach

München · Man sieht wenigstens, dass unsere Münchner ihre Stadt so richtig genießen: Wer am frühen Morgen am Isarufer entlangläuft, an der Eisbach-Uferwiese kurz hinter der Surfwelle vorbeiläuft oder die Ruhe am Schwabinger Bach um Sechs in der Früh genießen will, der darf sich oft über das immer gleiche Bild freuen.

Augustiner-Flaschen in rauen Mengen, gerne auch mit gebrochenem Hals, beweisen, dass diese Stadt das Bietrinken in allen Lebenslagen noch nicht verlernt hat. Damit es aber nicht beim schnöden Glasbruch in den Wiesen bleibt, wo wenige Stunden später dann auch mal wieder Kinder spielen sollen, waren die Hinterlasser so freundlich, und haben auch an Chipstüten gedacht, an angebissene Würschtel, Melonenschalen, durchgebrannte Einweggrills. Und hie und da drapiert sich dann auch noch das ein oder andere Kondom, sozusagen als Trophäe für den gekrönten Abschluss eines ganz normalen modernen Münchner Sommerabends.

Erst mal kann einen das aufregen. Es kann einen aufregen, dass es, Verlaub, so unfassbar viele Depperte gibt, denen es noch zu viel Hirn und Kraft kostet, ihre drei Trümmer Reste einfach in ein Sackerl zu packen und drei, womöglich gar wackere 200 Meter zum nächsten Mülleimer zu tragen, weil wir ja schließlich alle gemeinsam Sorge tragen müssten für unsere Welt. Man kann sich herrlich echauffieren über die standhafte Ignoranz der Verantwortlichen in der Verwaltung. Wo sich Menschen treffen, bleibt zum Glück meist ihre Sache. Das kann man jetzt toll finden oder nicht. Aber entsprechend große Abfallbehälter aufzustellen in entsprechender Menge ist zwar nicht schön, aber es übertrumpft im Kampf um die Krone dann doch die allsommerabendlich von Müll dekorierten Wiesen.

Ich rege mich da schon längst nicht mehr auf. Als moderner Mensch bin ich selbstverständlich lösungsorientiert. Und weil ich obendrein liberal bin und Umweltschützer kommt für mich ein nächtliches Sperren der Zonen in Au, Thalkirchen und Englischer Garten nicht in Frage, auch wenn der Vorschlag immer wieder hochschwappt.

Eine Stadt wie München ist den Menschen zugewandt, das wissen wir alle. Deshalb wäre nur eines logisch (außer der Depperte an sich ändert sein Deppertsein): Wir betonieren die Wiesen, ein paar Ablauflöcher fürs Hochwasser, fertig. Und am Morgen kehren wir einmal drüber, und die Müllgaudi kann von neuem beginnen.

Artikel vom 01.08.2013
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