Heilandskirche feiert am Wochenende ihren 75. Geburtstag

Unterhaching · In bewegter Zeit

Die Heilandskirche feiert am kommenden Wochenende ihren stolzen 75-jährigen Geburtstag mit einem Festgottesdienst und einer Ausstellung. 	Foto: VA

Die Heilandskirche feiert am kommenden Wochenende ihren stolzen 75-jährigen Geburtstag mit einem Festgottesdienst und einer Ausstellung. Foto: VA

Unterhaching · Am kommenden Wochenende geht es in der evangelischen Heilandskirche hoch her: Gleich zwei Tage lang wird ausgiebig gefeiert: Am Samstag, 13. Juli, findet um 15 Uhr ein Gottesdienst zum Abschied von Diakon Helmuth Kolb statt, anschließend wird das traditionelle »Heiki-Fest« gefeiert. Am Sonntag, 14. Juli, wird mit einem Festgottesdienst um 10 Uhr, einem Stehempfang sowie einer Fotoausstellung der 75. Geburtstag der Kirchengemeinde begangen.

Gebaut wurde das erste Gotteshaus für die evangelischen Gemeindebürger auf Unterhachinger Grund in einer wahrlich bewegten Zeit. Ein Jahr vor Kriegsausbruch wurde die Heilandskirche ihrer Bestimmung übergeben, zuvor fanden die Gottesdienste in der Schule im Ort statt, beziehungsweise mussten die Gläubigen in die evangelische Kirche nach Perlach ausweichen. Erst seit 1892 sind evangelische Bürger in Unterhaching überhaupt ansässig. Am 5. Mai 1938 wurde die Heilandskirche von Oberkirchenrat Daumiller schließlich eingeweiht, die Baukosten beliefen sich auf 65.000 Reichsmark. Das eher schlichte Gotteshaus, das innen einer Trutzburg nachempfunden ist, stammt aus der Feder des Architekten Stengel. Gegen die politischen Stürme von außen sollte der Gottesraum und die, die darin beten, abgeschirmt werden. Auch wurden die tragenden Balken im Inneren der Kirche mit tröstenden Bibelversen versehen, als ob man böse Mächte vom Eindringen fernhalten wollte.

Die Kirche unterlag der ständigen Beobachtung der politischen Mächte, eine Balance von Kooperation und Bewahrung der eigenen Werte musste gefunden werden. So wurden 1942 beispielsweise zwei von drei Glocken für Rüstungszwecke eingezogen. Erst 1960 konnten die beiden Glocken wieder ersetzt werden. Mit dem Anwachsen der Einwohnerzahlen wuchs auch die Aufgabenvielfalt der evangelischen Kirche in Unterhaching. So wurden 1975 im Fasangarten weitere Gemeinderäume gebaut, um den vielen jungen Familien, die sich dort angesiedelt hatten, eine geistliche Heimat bieten zu können. Nochmals erweitert wurde das Angebot an Räumlichkeiten 1988, als ein Gemeindestützpunkt mit dem Bonhoeffer-Haus in der »Von-Stauffenberg-Straße« eingeweiht wurde.

Eine selbstständige Pfarrgemeinde ist Unterhaching erst seit 1970, der erste »eigene« Pfarrer auf dieser Stelle war Hans-Joachim Schaffer. Heute wird das Gemeindeleben vor allem von der Musik geprägt, betont Pfarrerin Christiane Ballhorn, die seit fünf Jahren in der Heilands-kirche wirkt. »Wir haben drei sehr aktive Chöre, die ein echtes Markenzeichen für die Heilandskirche geworden sind«, berichtet die engagierte Pfarrerin. So gehören zur Heilandskirche ein Kinderchor, ein Kirchenchor sowie ein Gospelchor. Rund 3.500 Gemeindeglieder zählen zu ihrer Pfarrei. Zufrieden sei sie mit der Zahl der Gottesdienstbesucher, die sich an »normalen« Sonntagen in der Kirche einfinden. Rund 50 Besucher nutzen das Gottesdienstangebot im Schnitt. »An den hohen Feiertagen platzt die Kirche allerdings aus allen Nähten«, verrät sie weiter. Das Interesse an der Kirche und ihren Angeboten sei ungebremst, allerdings beschränke es sich bei vielen auf punktuelle Ereignisse im Leben, so Ballhorn. Die Zahl der kirchlichen Trauungen und Taufen nehme beispielsweise ständig zu. Die Menschen suchten Halt und Orientierung in immer beliebiger werdenden Zeiten, mutmaßt Christiane Ballhorn.

Auch die Zahl der Konfirmanden sei stabil, derzeit sei man dabei auch eine aktivere Jugendarbeit auf den Weg zu bringen. »Der Druck in allen Bereichen der Gesellschaft wächst, die Sehnsucht nach einem Ort der Geborgenheit und des Haltes wird immer größer. Das ist eine Chance für die Kirche, die sie nicht verschlafen darf«, mahnt Ballhorn. Um den Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein, will sich die Heilandskirche auch baulich verändern. Der Gemeindesaal und das dazugehörige Haus neben der Kirche sollen abgerissen und einem modernen Gebäude mit Platz für die Jugend und die vielfältigen Veranstaltungen weichen. Auch wenn es noch keine konkreten Pläne gibt, eines ist sicher: Die Gemeindeglieder werden einen Großteil des Geldes selber aufbringen müssen. Bevor aber zum Spendenmarathon aufgerufen wird, gibt es in der Heilandskirche noch einen Grund zu feiern, denn auch der Gospelchor feiert ein stolzes Jubiläum.

25 Jahre jung ist der aktive Chor unter Leitung von Barbara Klose. Seit 1988 singt der heute fast 60-köpfige Chor Spirituals, Gospels und Traditionals in vielstimmigen, ausgefallenen und raffinierten Interpretationen. Im Jubiläumsjahr führte im Mai eine Konzertreise den Chor nach Finnland, wo er vier Konzerte in und um Helsinki gab – das Abschlusskonzert im beeindruckenden Dom von Helsinki. Jetzt kommen die heimischen Fans auch in den Genuss des Jubiläumsprogramms: Wegen des großen Andrangs in der Vergangenheit gleich zweimal: Am Samstag, 20. Juli, und Sonntag, 21. Juli, jeweils 19 Uhr, tritt der Chor in der Heilandskirche auf. Am Klavier wird der Chor begleitet von Norbert Groh, Leiter des Daimler Orchesters, am Schlagzeug spielt Stefan Staudt. Karten zu 10 Euro gibt es an der Abendkasse.

Heike Woschée

Artikel vom 09.07.2013
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...