Demografiebericht der Stadt: Das Viertel wächst und wächst

Schwabing · Schwabing 2030

Die Schwabingerin Gitte Günther würde gerne auch im Jahre 2030 noch im Viertel leben, dann aber mit »viel, viel Grün«. Foto: Sylvie-Sophie Schindler

Die Schwabingerin Gitte Günther würde gerne auch im Jahre 2030 noch im Viertel leben, dann aber mit »viel, viel Grün«. Foto: Sylvie-Sophie Schindler

Schwabing · Schwabing im Jahre 2030. Wie würde es wohl aussehen im Viertel? Fragt man Jessi-ca Hanke und Michael Marczuk, Diplom-Geografen der Landeshauptstadt München, so wird auf jeden Fall klar: Vom Aussterben ist Schwabing auf keinen Fall bedroht. Im Gegenteil: Immer mehr Leute zieht es nach München und so auch in diesen Stadtteil. Vor allem im Norden, in Schwabing-Freimann, ist mit einem hohen Einwohnerwachstum zu rechnen: plus 31 Prozent.

Das sind über 21.000 neue Bürger, also ein bisschen mehr noch als beispielsweise heute in der Gemeinde Gauting wohnen. »Es werden weitere Neubauten entstehen, die vor allem für Familien attraktiv sind«, sagt Hanke. Schwabing im Jahre 2030. Da ist neben vielen Zahlen auch Platz für Visionen. Fragt man unter den Bewohnern nach, zum Beispiel bei Gitte Günther, so formuliert die 44-Jährige ihre Wunschvorstellung so: »Viel, viel Grün, viel, viel Platz und keine Autos.« Die Schwabingerin selbst wohnt an der Bauerstraße. »Würden hier keine Blechkisten parken, dann wäre das ein wunderbarer Ort zum Flanieren und für Begegnung«, sagt Günther. Gewiss, man könne hier auch heute schon gut spazieren gehen. »Doch es werden ja immer mehr Menschen in München und die brauchen einfach auch mehr Platz, und den muss man schaffen, wo es geht, und zwar nicht nur zum Wohnen, sondern für das Miteinander im öffentlichen Leben«, so Günther weiter. Man solle sich im eigenen Stadtteil ja nicht vorkommen wie Sardinen in der Büchse. Die engagierte Umweltschützerin, die regelmäßig Klimatänze organisiert, ist überzeugt, dass sich mit einem Mehr an Lebens- und Begegnungsraum auch das Lebensgefühl enorm steigern lasse. »Und weil ich hier noch lange wohnen möchte, wünsche ich mir das für das Schwabing der Zukunft«, so Günther.

Dass viel neu gebaut wird, gilt laut den Diplom-Geografen Hanke und Marczuk grundsätzlich für alle Bezirke am Stadtrand. So das Ergebnis des zweiten Teils des Demografieberichts München, der die »kleinräumige Bevölkerungsprognose« zum Schwerpunkt hatte. Die Berechnungen gelten für den Zeitraum von 2011 bis 2030. Natürlich könne man nicht sagen, dass die Prognose hundertprozentig so eintreffen wird, sagen Hanke und Marczuk. »Bevölkerungsprognosen basieren auf Annahmen und sind daher grundsätzlich mit Unsicherheiten behaftet. Insofern ist unser Bericht eher wie eine Momentaufnahme einzuordnen«, sagt Hanke. Fest steht aber: Unter der Voraussetzung einer weiter florierenden Wirtschaft wird München voraussichtlich bis zum Jahr 2030 um weitere 150.000 Einwohner wachsen. Auch im Demografiebericht der Bertelsmann Stiftung wird für die Stadt München ein deutlicher Bevölkerungsanstieg angegeben, konkret ist von einem Zuwachs um 14 Prozent bis 2030 die Rede. Ein Vergleich mit anderen Großstädten: Dort werden weniger hohe Bevölkerungsanstiege erwartet, 7,2 Prozent für Hamburg und 5,8 Prozent für Berlin. Dort wie hier gilt: Mehr Einwohner kann es freilich nur dort geben, wo auch mehr Wohnungen entstehen können.

Deshalb ist münchenweit mit dem größten Zuwachs im Stadtbezirk Aubing-Lochhausen-Langwied zu rechnen, konkret mit einem Plus von 66,7 Prozent, vor allem wegen des dort neu entstehenden Stadtteils Freiham. Hingegen stagniert die Bevölkerungsentwicklung in den Innenstadtbezirken, beziehungsweise sie ist rückläufig, etwa in der Maxvorstadt mit einem Minus von 2,1 Prozent. Kein Wunder: Neue Grundstücke kann man dort nicht einfach aus dem Hut zaubern. Bereits Anfang der 1970er-Jahre hatte das Referat für Stadtplanung und Bauordnung begonnen, Bevölkerungsprognosen auszuarbeiten. Warum, erläutert Münchens Stadtbaurätin Elisabeth Merk: »Die Bevölkerungsprognose ist eine Basis für planerische Strategien und Maßnahmen, um die zukünftige Entwicklung zu lenken und zu gestalten.« Sie sei jedoch nicht als Zielvorstellung zu verstehen, sondern beschreibe eine Entwicklung, auf die sich die Landeshauptstadt aus heutiger Sicht realistischerweise einstellen müsse. Insofern sei sie Grundlage für infrastrukturelle Planungen. Anhand der Zahlen kann also eingeschätzt werden, inwiefern die einzelnen Stadtteile unter anderem mit Grundschulen, Kindergärten, öffentlichen Verkehrsmitteln und vor allem Wohnungen versorgt werden müssen.

Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 02.07.2013
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