…ich kämpf für Dich! Ein Viertelextremist und seine Homepage

Geile Maxvorstadt…

Patrick Niesler am Georg-Elser-Platz, einem seiner Lieblingsplätze in der Maxvorstadt.	Foto: Sylvie-Sophie Schindler

Patrick Niesler am Georg-Elser-Platz, einem seiner Lieblingsplätze in der Maxvorstadt. Foto: Sylvie-Sophie Schindler

Maxvorstadt · Wehe, man erwischt Max Mux auf dem falschen Fuß. Dann ist ein Donnerwetter garantiert. »Ich hasse es, könnte ausflippen, wenn ich Sätze höre wie: ›Ich wohne in Schwabing in der Türkenstraße‹.«

Und bloß keiner sollte mit Phrasen daherkommen wie »Maxvorstadt, das ist doch das Museumsviertel.« Dann sieht Max Mux rot, und zwar feuerrot. Doch bevor irgendwer über ihn den Kopf schütteln kann, sagt er selbst: »Ja, ich bin hart und ja, ich bin Lokal-patriot.« Manche, so erzählt er, würden ihn auch »Maxvorstadt-Extremist« nennen. Er lächelt, es gefällt ihm, zu provozieren. Und damit das auch möglichst viele mitkriegen, hat Max Mux eine Internetseite (www.maxvorstadtmuenchen.de) ins Leben gerufen, unter dem Slogan »Geile Maxvorstadt, ich kämpf´ für Dich.«

Keine Frage, die Welt ist voll von Menschen, die für irgendetwas kämpfen. Die einen für Frieden, andere für die Rettung der Wale, wieder andere für Lohngleichheit für Frauen. Aber für die Maxvorstadt? Warum? »Weil Maxvorstadt von den meisten nicht als eigener Stadtteil wahrgenommen wird. Und das muss sich ändern«, stellt Max Mux klar. Der natürlich nicht wirklich so heißt, sondern nur dann, wenn er in seiner, sagen wir mal, Mission unterwegs ist. »Ich spreche in der Rolle der Kunstfigur, die ich selbst geschaffen habe, eine Sprache, die ich sonst niemals verwenden würde«, verrät Pat-rick Niesler, so sein richtiger Name. Und mitnichten wirkt er so wie seine barschen Parolen vermuten lassen. Kein Haudrauf, sondern eher ein Sonnyboy.

Eine Momentaufnahme an der Schellingstraße: In der einen Hand einen Coffee-To-Go-Becher, mit der anderen winkt er einem Bettler zu, freundlich, als wären sie Kumpel. Doch dann bleibt er abrupt stehen, deutet auf ein Geschäft, das sich im Titel mit dem benachbarten Stadtviertel schmückt. Und in diesem Moment wird aus Patrick Niesler wieder Max Mux, der sich, wie er selbst sagt, »furchtbar aufregen muss«, weil es viel zu viele Unternehmer in der Maxvorstadt gebe, die sich »Schwabinger irgendwas« nennen. »Da haben wir einfach noch zu viele Komplexe. Wir denken immer, wir müssten im Schatten von Schwabing stehen, aber das haben wir überhaupt nicht nötig. Und das muss endlich mal in die Köpfe rein«, sagt er. Rund 41.000 Einwohner gibt es hier und zig schöne Plätze. Einer der schönsten sei, so Niesler, der Georg-Elser-Platz an der Türkenstraße. »Von hier aus kann ich schräg rüber zu der Wohnung blicken, in der Georg Elser das Bombenattentat auf die NS-Führung vorbereitet hat. Hier, am Puls und Herz der Maxvorstadt sind solche Sachen passiert, der Wahnsinn.«

Im Jahr 2007 hat es Patrick Niesler aus dem Ruhrgebiet nach München verschlagen, geradewegs in die Maxvorstadt. »Ich wusste sofort, das ist mein Stadtteil, hier bin ich zu Hause«, erzählt der heute 28-Jährige, der als Geschäftsführer eines Musikverlages arbeitet. Man finde in der Maxvorstadt die schrägsten Typen ebenso wie die größten Spießer, Studenten und Omas, Mietwucherer und Mietpreller und dergleichen mehr. »Genau diese Mischung mag ich«, sagt er.

3000 Leser monatlich

Und weil ständig und an jeder Ecke in der Maxvorstadt Geschichten passieren würden, die es sich zu erzählen lohne, rief er 2010 seine Homepage ins Leben. Schnell hatte er seine regelmäßigen Leser, etwa 3000 monatlich. Gebloggt wird über das, wonach ihm gerade der Sinn stehe. »Ich erzähle alles aus der Sicht von Max Mux«, sagt Niesler. »Ein Blog, eine Selbstdarstellung – nicht mehr, nicht weniger.« Journalistische Ansprüche habe er keine, groß angelegte Recherchen oder politische Themen seien nicht so sein Ding. »Und schon gar nicht lasse ich mich drängeln, manchmal schreibe ich monatelang einfach nichts, zwischendurch war ich auf Weltreise, dann musste meine Website eben pausieren.«

Doch wenn es ihn packt, dann haut Max Mux ohne Wenn und Aber in die Tasten, und das liest sich dann beispielsweise so: »Es gibt so Momente in der Maxvorstadt, da packst du dir eigentlich nur noch an den Kopp… denn hier geht es ja nicht nur darum, zu sagen, dass Maxvorstadt einfach geil ist – auch wenn das am einfachsten ist. Eine Sache, die mich sogar in der Maxvorstadt ankotzt, ist, in der Schlange zu stehen. Überall, wo du hinkommst, stehst du in der Schlange.«

Müll verursacht Kopfschmerzen

Noch nicht online, aber vielleicht demnächst, findet man seine wütenden Gedanken über den Müll, den die Leute auf dem Alten Nordfriedhof liegen lassen. »Das geht so nicht, das bereitet mir regelrecht Kopfschmerzen«, erzählt Niesler. Man solle Orte nur so zurücklassen, wie man sie vorfinden wolle. »Verdrecke mir bloß keiner die Maxvorstadt.« Mal ehrlich, wer wollte ihm da widersprechen? Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 25.06.2013
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