Kopernikus als Botschafter deutsch-polnischer Freundschaft

Oberschleißheim · Schüler gemeinsam im All

Der elf Jahre alte Paul aus Oberschleißheim schaut in der Freizeitstätte Am Tower in Oberschleißheim die Sonne durch ein Spezial-Fernrohr an.	Foto: ws

Der elf Jahre alte Paul aus Oberschleißheim schaut in der Freizeitstätte Am Tower in Oberschleißheim die Sonne durch ein Spezial-Fernrohr an. Foto: ws

Oberschleißheim · Paul blickt durch ein Spezialfernrohr und sieht die Sonne als große rote Scheibe. Der Elfjährige aus Oberschleißheim ist begeistert: »Das finde ich cool. Ich hätte nicht gedacht, dass man so in die Sonne schauen kann.«

Auf dem Freigelände der Jugendbegegnungsstätte Am Tower war am vergangenen Samstag eine Ausstellung über Nikolaus Kopernikus (1473 – 1543) aufgebaut. »Er hat im wahrsten Sinne des Wortes die Welt auf den Kopf gestellt und rückte vor 500 Jahren das Weltbild zurecht«, sagte Oberschleißheims Erste Bürgermeisterin Elisabeth Ziegler bei der Eröffnung der Ausstellung. Und weiter: »Plötzlich war nicht mehr die Erde, sondern die Sonne im Mittelpunkt unseres Weltalls.« Bis zu Kopernikus‘ weltbewegender Entdeckung hatten die Menschen geglaubt, dass die Sonne um die Erde läuft – in Wirklichkeit dreht sich die Erde um die Sonne.

So weit, so gut. Kopernikus wurde am 19. Februar 1473 in Thorn geboren. »Er war ein deutscher Pole. Von Beruf Arzt und Jurist und hat sich nur als Hobby mit der Astronomie befasst«, sagte Vize-Landrat Christoph Göbel. Die 30 Jugendlichen, die im Rahmen eines deutsch-polnischen Schüleraustausches in dieser Woche in der Freizeitstätte Am Tower wohnen, staunten am vergangenen Samstag. Ihretwegen stand das Oberschleißheimer Jugendhaus ein paar Stunden lang ganz im Zeichen von Kopernikus und den Planeten, die sich um unsere Sonne drehen.

Bei der Ausstellungseröffnung traten gleich zwei Kopernikusse auf: Der gebürtige Pole Robert Rynarzewski spielte den polnischen Kopernikus, Theresa Hanich den deutschen. Sie sagte: »Wir sind alle Menschen, Europäer, Weltbürger.« Man dürfe nicht immer überlegen, wer ist der Bessere und wer ist der Schlechtere – der Deutsche oder der Pole. Die beiden Völker seien durch den Austausch in den vergangenen Jahrzehnten »von Feinden zu Freunden geworden«, sagte Polens Vize-Konsul in München Aleksander Korybut Woroniecki. Er hoffe, dass durch diesen Schüleraustausch in Oberschleißheim Freundschaften geschlossen werden, die für die Zukunft wegweisend würden. In der Jugendbegegnungsstätte Am Tower an der Ferdinand-Schulz-Allee 1 in Oberschleißheim gibt es eine Fülle von Projekten wie Filme, Diskussionen, Events, Schwerpunktthemen etwa über Afrika und eben den Schüleraustausch. Im Jahr kämen allein vier bis sechs Mal deutsch-polnische Gruppen in das Haus, dazu gebe es auch einen Austausch mit Israel, berichtete Jugendhaus-Leiter Stefan Stoll.

Die 16- bis 18-Jährigen aus dem Landkreis und aus Wieliczka bei Krakau schauten nicht nur per Fernrohr die Sonne an und bewunderten das von Oberschleißheimer Schülern aufgebaute riesige Modell des Planeten Saturn, sondern werkelten auch selbst. Sie stellten bunte, skurrile Masken her, setzten sie auf und liefen so für kurze Zeit herum – als Zeichen einer neuen Identität, über Ländergrenzen hinweg.

Am Abend guckten die Jugendlichen noch einmal durch die Fernrohre. Im Dunkeln hat man den besten Blick ins All. Die Sonne ist natürlich nicht mehr zu sehen, dafür die Venus. »Das ist der hellste Lichtpunkt am westlichen Abendhimmel«, erläuterte Hans-Georg Schmidt, ehrenamtlicher Mitarbeiter der Volkssternwarte München.

Die Venus sei noch den ganzen Sommer über am abendlichen Sternenhimmel zu sehen – im Westen. Die Sonne habe im Übrigen zwar die Hälfte ihrer Materie verbrannt. Doch »sie hat noch Stoff für drei Milliarden Jahre.« Beruhigend zu wissen. Sie besteht aus Wasserstoff und Helium. Brennmaterial sei der Wasserstoff. Weiter erläuterte der Sternenforscher, dass es nur ein Weltall gebe, jedoch unzählige Sonnensysteme – eins davon ist unseres. »Das Weltall hat so viele Sonnen wie es Sandkörner auf der Erde gibt«, so Schmidt.

Und hier eine kleine Eselsbrücke für alle, die sich die richtige Reihenfolge des Abstands der Planeten zu unserer Sonne merken wollen. Dabei hilft dieser Satz: »Mein Vater Erklärt Mir Jeden Sonntag Unseren Nachthimmel.« Der Anfangsbuchstabe steht jeweils für einen Planeten: Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Den kürzesten Abstand zur Sonne hat der Merkur, den größten der Neptun. ws

Artikel vom 11.06.2013
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