Bürgerdialog von Markus Blume diskutiert Varianten zum barrierefreien Ausbau

Riem · Barrierefreier Ausbau des S-Bahnhofs

Bei Markus Blumes (l.) Bürgerdialog zum barrierefreien Ausbau des S-Bahnhofs standen die Fragen und Anregungen der Bürgerschaft im Mittelpunkt. Heiko Hamann von der DB Station & Service AG (r.) ließ große Offenheit für die Hinweise erkennen.	Foto: privat

Bei Markus Blumes (l.) Bürgerdialog zum barrierefreien Ausbau des S-Bahnhofs standen die Fragen und Anregungen der Bürgerschaft im Mittelpunkt. Heiko Hamann von der DB Station & Service AG (r.) ließ große Offenheit für die Hinweise erkennen. Foto: privat

Riem · Im März überbrachte Landtagsabgeordneter Markus Blume den Riemer Bürgern die frohe Nachricht von der gesicherten Finanzierung des barrierefreien Ausbaus des S-Bahnhofs Riem. Am vergangenen Mittwoch nun veranstaltete er im KWA Luise-Kiesselbach-Haus einen Bürgerdialog, bei dem Heiko Hamann von der DB Station & Service AG zwei Umbauüberlegungen vorstellte.

Anschließend diskutierten gut 40 Bürger aus Riem, Mitglieder des Bezirksausschusses, die Bürgerinitiative Alt-Riem sowie Vertreter der benachbarten Gemeinde Aschheim das Pro und Contra der einzelnen Varianten. Die Entscheidung, wie der Umbau aussehen soll, wird im ersten Quartal 2014 fallen. Wann der Umbau dann abgeschlossen sein wird, hängt von der gewählten Variante und den dafür notwendigen Genehmigungsprozessen ab. 11.000 Fahrgäste erwartet die Bahn 2025 am Riemer S-Bahnhof, den schon heute täglich 124 S-Bahnen ansteuern und rund 50 Regionalzüge durchqueren. Der Olympia-Standard von 1972, dem der Bahnhof heute entspricht, sei da keinesfalls mehr adäquat, befand Heiko Hamann von der DB Station & Service AG. Deshalb zollte er Markus Blume und dem Freistaat Bayern ausdrücklichen Dank für die jüngst bereit gestellten 60 Millionen Euro zugunsten von barrierefreien Ausbaumaßnahmen. Für Riem stellte Hamann zwei mögliche Konzepte vor.

Variante 1 setzt an der bestehenden Unterführung an und sieht an den jeweiligen Treppenanlagen den Einbau von Aufzügen vor. Was einfach klingt, hat seine Tücken im Detail. Aufzüge sind nicht zuletzt wegen Vandalismus störungsanfällig. Zudem wären die Provisorien während der Bauzeit extrem aufwändig. Ein Problem ist dabei auch die enge, niedrige Bestandsunterführung, die heutigen Anforderungen nicht mehr genügt und deren Bestandsschutz deshalb bei Baumaßnahmen grundsätzlich in Gefahr ist. Hinzu kommt das Risiko versenkter Kosten, falls eines Tages der viergleisige Ausbau nach Markt Schwaben (Ausbaustrecke ABS 38) käme. Dann nämlich würde der gesamte Bahnsteig einige Meter nach Osten verschoben. Deutlich zukunftsträchtiger, aber ungleich teurer ist hier Variante 2. Dabei würde rund zwölf Me-ter östlich der heutigen Unterführung ein neuer Tunnel gebaut werden, der mit dem Bahnsteig über einen Aufzug verbunden wäre. Dieser Aufzug würde den heutigen Bahnsteig östlich des heutigen Aufgangs erreichen. Im Falle eines späteren Bahnsteigabbruchs im Zuge der ABS 38 könnte der neue Tunnel erhalten werden; nur der Zugang zum Bahnsteig müsste neu gesetzt werden. Erschlossen werden könnte die Unterführung sowohl auf Dornacher als auch auf der Riemer Seite über Rampen. Der Haken an Variante 2 ist, dass auf jeden Fall ein Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden müsste, wohingegen bei Variante 1 laut Heiko Hamann eine Plangenehmigung seitens des Eisenbahnbundesamts ausreichen könnte.

Beiden Varianten gemein ist eine schwierige Baustellenlogistik, die neben dem Grundwasserstand auch der hohen Verkehrsbelastung auf der Strecke geschuldet ist. Denn neben den S-Bahnen und Regionalzügen rollen auch zahlreiche Güterzüge durch den Riemer Bahnhof. Und die bringen bei beiden Varianten noch ein anderes Problem mit sich. Denn Güterzüge sind auf eine Bahnsteighöhe von 76 Zentimeter ausgelegt, während das barrierefreie Einstiegsniveau in S-Bahnzüge bei 96 Zentimetern liegt. Um Unfälle auszuschließen, muss die Vorplanung daher auch genau untersuchen, welche Bahnsteige in Riem angehoben werden können. Ein niveaugleiches Einsteigen war den Gästen im KWA Luise-Kiessel-bach-Haus jedoch sehr wichtig. Anschaulich stellte eine an Multipler Sklerose erkrankte Frau dar, dass zwanzig Zentimeter auch für Nicht-Rollstuhlfahrer eine erhebliche Hürde darstellen können. Um weite Wege zu vermeiden und aus Sorge um den Winterdienst votierte die Versammlung trotz bekannter Störanfälligkeit auch mit deutlicher Mehrheit für Aufzugslösungen. Unentschieden ging dagegen die Frage nach der Präferenz für Variante 1 oder 2 aus. Der Überlegung, die bestehende Unterführung zu belassen und zusätzlich eine neue zu bauen, erteilte Hamann aber eine Absage. Die Sanierungskosten für den Bestand seien erheblich, eine Sanierung der jetzigen Unterführung daher nur im Zusammenhang mit Variante 1 denkbar. Hamann versprach, in jedem Fall alle Anregungen mitzunehmen und in die weiteren Beratungen einfließen zu lassen. Er betonte, die Entscheidung zwischen den Varianten sei wirklich offen und werde nun in einem Arbeitskreis mit Fachleuten der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, der Regierung von Oberbayern, der Deutschen Bahn und weiteren Partnern diskutiert. Mit einer Entscheidung, welche Variante umgesetzt wird, rechnet der Bahnhofsmanager Anfang 2014. Bis dahin will man sich um Alltagsprobleme kümmern. Vor allem der gern als Abkürzung genutzte Weg zwischen den Gleisen in Richtung des Bahnübergangs an der Graf-Lehndorff-Straße erregte die Gemüter. Hamann will die Errichtung eines Zauns am Bahnsteigende prüfen, appellierte aber zugleich an die Vernunft der Fahrgäste und Bürger.

Ein »Symbol der Freundschaft«, wie Blume es nannte, offerierte am Ende der Veranstaltung Dr. Ulrike Hofmann von der Bürgerinitiative Alt-Riem. Sie bot den Vertretern der Gemeinde Aschheim an, den Riemer S-Bahnhof in Riem-Dornach umzubenennen. Ein Vorschlag, der beim zweiten Aschheimer Bürgermeister Thomas Glashauser auf offene Arme traf, bei Heiko Hamann aber Skepsis auslöste. Die Gemeinde müsste gegebenenfalls die Kosten übernehmen, da alle Systeme der Bahn angepasst werden müssten – ein äußerst aufwändiges Unterfangen. Trotz dieses Wehrmutstropfens bilanzierte Blume nach der Veranstaltung: »Wir sind auf einem hervorragenden Weg und waren dem Umbau noch nie so nah. Es freut mich zu sehen, wie Riemer und Aschheimer weiter gemeinsam an einem Strang ziehen. Und egal, wie der Bahnhof heißt, viel wichtiger ist am Ende das Attribut barrierefrei.«

Artikel vom 15.05.2013
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