Neue Gruppe im Tal 19 für angehörige Frauen von Suchtkranken

Altstadt · »Es hört jemand zu«

Gruppenleiterin Barbara Schielein vom Beratungszentrum im Tal 19 hilft Angehörigen von Suchtkranken.	Foto: js

Gruppenleiterin Barbara Schielein vom Beratungszentrum im Tal 19 hilft Angehörigen von Suchtkranken. Foto: js

Altstadt · »Hier wurde mein Leiden zum ersten Mal angenommen«, sagt Elisabeth Maier (Name von der Redaktion geändert). Die 70-jährige Rentnerin aus dem Lehel ist eine der Besucherinnen der Angehörigengruppe für Frauen im Therapie- und Beratungszentrum für Suchtkranke im Tal 19. Ihr Mann ist seit zehn Jahren Alkoholiker. Anfang des Jahres absolvierte er eine dreimonatige, stationäre Therapie. Doch auch seine Frau benötigte Hilfe. »Im Moment geht es uns gut«, erklärt sie. Die Angehörigengruppe habe dazu einen wertvollen Beitrag geleistet.

Begonnen habe die Krankheit ihres Mannes mit seinem Eintritt in die Rente, erzählt Maier. Bemerkt habe sie das Problem, als der Inhalt der Schapsflaschen, die sonst nur für gelegentliche, gemeinsam konsumierte Cocktails gebraucht wurden, immer weniger wurde: »Alkoholiker verstecken ihre Sucht, auch vor den Angehörigen.« Immer wieder habe sie ihren Mann zur Rede gestellt. Gefruchtet habe dies nicht: »Wir haben immer eine gute Ehe geführt, aber ich kam nicht mehr an ihn heran.«

Ihr Mann trank immer häufiger, auch am Morgen. »Ihm ging es nicht gut, deshalb ging es auch mir schlecht«, erklärt sie. Zwar sei die Co-Abhängigkeit – so der Fachbegriff für Unterstützung der Sucht durch den Partner – in ihrer Beziehung eher untypisch gewesen. Üblich sei etwa, dass Frauen ihre suchtkranken Männer bei Fernbleiben von der Arbeit beim Chef entschuldigen: »Manche kaufen in ihrer Not sogar Nachschub.« All dies sei bei ihr nicht der Fall gewesen. Dennoch sei die Krankheit ihres Mannes für sie eine starke Belastung gewesen, die sich auch körperlich, etwa durch Schlafstörungen, bemerkbar gemacht habe. Im vergangenen Herbst habe er sich jedoch zu einem Entzug mit anschließender Therapie entschlossen. Während seiner Therapie sei auch ihr zu einer speziellen Angehörigenunterstützung geraten worden.

In der Gruppe, die im Tal 19 von Barbara Schielein betreut wird und sich an Frauen richtet, die in ihrem Umfeld mit Suchtkranken zu tun haben, sei ihr die eigene Belastung zum ersten Mal bewusst geworden: »Man kann über sein Leiden sprechen und es hört jemand zu.« Erhalten habe sie auch Ratschläge für den Umgang mit der Erkrankung. So sei es etwa nicht konstruktiv, »sich mit hineinziehen zu lassen«, wenn es dem Partner schlecht gehe: »Das ist seine Sache, er muss damit fertig werden.« Hilfreicher sei es, für sich selbst etwas zu tun. Informiert werden die Frauen außerdem über weitergehende, therapeutische Angebote für Angehörige. Die nächste Angehörigengruppe für Frauen findet am Donnerstag, 13. Juni, von 10 bis 11.30 Uhr statt und umfasst fünf Termine, die Teilnahme kostet 10 Euro pro Sitzung. Anmeldung und Informationen unter Tel. 2 42 08 00. Julia Stark

Artikel vom 14.05.2013
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