Wohngemeinschaft für Demenzpatienten eröffnet

Unterhaching/Ottobrunn · Neustart im Mai

Jürgen Hoerner, Vorsitzender der Alzheimer Gesellschaft mit Claudia und Thomas Oenzkofer, die den Umzug ihrer Mutter in die Demenz-WG vorbereiten.	Foto: hw

Jürgen Hoerner, Vorsitzender der Alzheimer Gesellschaft mit Claudia und Thomas Oenzkofer, die den Umzug ihrer Mutter in die Demenz-WG vorbereiten. Foto: hw

Unterhaching/Ottobrunn · Lange war es still im ersten Stock des Pflegezentrums St. Michael An der Ottosäule in Ottobrunn. Seit 2009 stand dieser Flügel der Einrichtung der Diakonie leer.

Bis zu diesem Zeitpunkt war dort eine Kurzzeitpflegestation untergebracht, die aber aus finanziellen Gründen vor vier Jahren schließen musste. Jetzt kehrt wieder Leben in die Räumlichkeiten ein. Anfang Mai wurde dort die erste der beiden neu eröffneten Pflege-Wohngemeinschaften für Demenzpatienten eröffnet. Damit wurde der Grundstein zu einem Projekt, das im südöstlichen Münchner Landkreis einzigartig ist, gelegt. Ins Leben gerufen wurde es von der Alzheimer Gesellschaft Landkreis München-Süd, die ihren Sitz in Unterhaching hat und lange nach einer passenden Immobilie für ihr Projekt gesucht hat.

Die Alzheimer Gesellschaft wird allerdings mit der offiziellen Eröffnung der Pflege-WG die Verantwortung an den eigens dafür gegründeten Verein: »Gemeinschaft Leben – an der Ottosäule« abgeben. Dieser Verein besteht vorwiegend aus Angehörigen der künftigen Pflege-WG-Bewohner, allerdings, so betont der Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft, Jürgen Hoerner, werde man den Verein in den ersten beiden Jahren noch beratend begleiten. Der Verein ist es dann auch, der den Tagesablauf seiner Bewohner festlegt, den Pflegedienst auswählt und über die Neubelegung von Zimmern entscheidet. Im Gegensatz zu stationären Einrichtungen, die oftmals schon aufgrund ihrer Größe einen festen Tagesablauf haben müssen, soll in der Pflege-WG intensiver auf die Wünsche der Bewohner eingegangen werden.

Die Mutter von Claudia Penzkofer aus Unterhaching wird zu den ersten gehören, die dort wohnen. »Es ist einfach nicht mehr möglich, sie zuhause zu betreuen«, erklärt die Unterhachingerin, die vom Konzept der Pflege-WG begeistert ist. »Ich möchte mich bei der Gestaltung des Alltags einbringen«, betont sie. Außerdem erhofft sie sich für ihre Mutter einen Zuwachs an Lebensfreude und Anregung. »Sie besucht seit Herbst eine der Herbstwindgruppen (ehrenamtlich geführte Gruppen zur Betreuung von Demenzerkrankten, Anm. d. Red) und ist danach immer ganz glücklich«, berichtet Claudia Penzkofer weiter. Das Prinzip der Selbstbestimmung ist ihr wichtig. Außerdem könne sie ihren kleinen Hund mitnehmen, an dem sie besonders hänge, betont die engagierte Tochter.

Sicher werde die Zeit der Eingewöhnung nicht ganz leicht, doch sei das angesichts ihres Krankheitsverlaufs die beste aller möglichen Alternativen, so Penzkofer, die gemeinsam mit ihrem Mann das Zimmer ihrer Mutter liebevoll einrichtet. Die künftigen Mieter haben jeweils ein Zimmer mit einem behindertengerechten Bad und fast alle haben zusätzlich einen Balkon, informiert Hoerner und weiter: »Es wird in jeder WG eine Wohnküche geben, in der gemeinsam das Essen zubereitet und eingenommen werden soll«.

Schon jetzt bestehe eine Warteliste für die insgesamt 16 Zimmer, die in diesem Jahr nach und nach belegt werden. »Die Wohngemeinschaften mit einmal neun und einmal sieben Zimmern sind räumlich und organisatorisch voneinander getrennt. Im Münchner Südosten gibt es derzeit keine solche Einrichtung, in Bayern gibt es rund 100 Demenz-Wohngemeinschaften«, so Hoerner.

Die Alzheimer Gesellschaft, die in Unterhaching, Taufkirchen, Oberhaching, Ottobrunn und bald auch in Neubiberg, um nur einige Gemeinden zu nennen, spezielle Betreuungsangebote für Demenzpatienten offeriert, freut sich, dass es nun endlich losgehen kann. Zwei Jahre lang haben die Verantwortlichen geplant, bevor die Pflege-WG Wirklichkeit werden konnte. Die Kosten für die Bewohner bewegen sich im Rahmen einer stationären Unterbringung, informiert Hoerner. Die umliegenden Gemeinden wollen das Projekt auch finanziell unterstützen, in welchem Rahmen muss allerdings noch entschieden werden. Auf großes Interesse stößt das Projekt auf jeden Fall, betont Hoerner. Einige Gemeinden haben schon ihr Interesse signalisiert, im Erfolgsfall auch selber so ein Projekt einrichten zu wollen, freut sich der engagierte Vereinsvorsitzende. Wer sich vor Ort ein Bild von der Arbeit der Demenz-WG machen möchte, ist am 16. Mai, ab 14 Uhr zum Tag der offenen Türe herzlich eingeladen. Heike Woschée

Artikel vom 07.05.2013
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