Verschönerungsverein hat kaum aktive Mitglieder

Kirchseeon/Ebersberg · Aus nach 100 Jahren?

Kirchseeon/Ebersberg · Vor über 100 Jahren wurde der Ortsverschönerungsverein Kirchseeon gegründet, nun droht ihm das Aus. Laut Ernst Fuchs, langjähriger Vorsitzender und derzeit Beisitzer, hat der Verein zwar noch 122 Mitglieder, aber nur wenige davon sind aktiv.

Der komplette Verein sei zudem „überaltert“ und zu den Sitzungen kämen so wenige, dass „wir nicht einmal beschlussfähig sind“, sagt Fuchs. Doch ohne den Verein sähe es in Kirchseeon und der Umgebung wahrscheinlich anders aus. So blühen in einem Beet im Ort Narzissen, die steinerne Gans des „Büberls“ am Brunnen hat nach einer Sanierung wieder einen Schnabel, die 36 Ruhebänke im Ort und außerhalb des Ortes sind frisch abgeschliffen und gestrichen, demnächst wird Fuchs den fünf Kilometer langen Wanderweg von Anzing nach St. Hubertus in Angriff nehmen, um alle Schilder wieder lesbar zu machen und den Weg zu säubern. Das alles hat sich der Verschönerungsverein zur Aufgabe gemacht, um Kirchseeon lebenswerter zu machen. „Die Ehrenamtlichen leisten sehr wertvolle Arbeit“, sagt Bürgermeister Udo Ockel. Gäbe es den Verein nicht mehr, müsste wahrscheinlich der Bauhof einen Teil der Aufgaben übernehmen. Das würde die Gemeinde nicht nur Geld kosten, sondern wäre in dem Umfang gar nicht zu leisten. Es seien so viele Kleinigkeiten, die oft unbemerkt bleiben.

Auch wenn die Holzbänke im Gemeindegebiet schon sukzessive gegen Sitzgelegenheiten aus wartungsarmem Aluminium ausgetauscht würden und damit eine Hauptaufgabe des Vereins wegfalle, hofft Ockel, dass der Verein erhalten werden kann, dass sich neue, jüngere Mitglieder finden, die bereit sind, mitanzupacken. „Es ist schade, dass in der heutigen Zeit jeder nur noch schaut, dass es ihm selbst gut geht, der Gedanke an das Allgemeinwohl tritt zurück“, so der Rathauschef. Es sei jedoch auch schwer, Menschen zu solchen Arbeiten zu motivieren, wenn andere sie wieder zunichte machen. „Da wird eine Bank schön hergerichtet, und kurz darauf meint jemand, ein Feuer darunter anzünden zu müssen“, nennt Ockel ein Beispiel.

Von solchen Vorkommnissen kann Fuchs ein Lied singen: So werde in den Blumenbeeten herumgetrampelt, die Markierungen an den Wanderwegen seien mit Graffitis beschmiert. Neulich hat Fuchs eine Frau angesprochen, die sich in einem vom Verein angelegten Beet Tulpen abgeschnitten hat. Ihr Kommentar war: „Die verblühen doch sowieso irgendwann.“ Am meisten ärgert ihn jedoch, dass die Arbeit der Helfer von vielen Bürgern nicht wertgeschätzt, sie aber gleichzeitig als selbstverständlich angesehen wird. „Da hat mich doch glatt jemand angerufen, auf dem Gehsteig vorm Haus läge Hundekot, den solle ich wegmachen, der Verschönerungsverein sei doch schließlich dafür zuständig. Statt dass derjenige einfach mal selbst eine Schaufel in die Hand nimmt!“, erzählt Fuchs kopfschüttelnd. Und doch macht es allen Helfern Freude, wenn auf den vielen, kleinen Flächen im ganzen Ort im Frühjahr die Hornveilchen blühen oder wenn Wanderer unbeschwert ihres Weges gehen können, weil das Gebüsch zurückgeschnitten ist.

Neuen Mut macht auch eine geplante Kooperation: Für die Wartung der Wanderwege im Landkreis Ebersberg – insgesamt 113 Kilometer – wollen die beiden Verschönerungsvereine Kirchseeon und Ebersberg demnächst zusammenarbeiten.

Allerdings fühlt sich Fuchs, 69, kaum noch in der Lage, solche großen Einsätze zu bewältigen. Auch die zweite Vorsitzende Helga Lorenz, 72, die in Ermangelung eines ersten Vorsitzenden den Verein derzeit kommissarisch leitet, wäre dankbar, wenn bald jüngerer Nachwuchs käme, um sie zu unterstützen. Der ist nur spärlich gesät, Stephanie Wasserer ist eine der wenigen und das jüngste Mitglied. Die 18-Jährige ist dank ihrer Mutter Jane seit ihrem zehnten Lebensjahr dabei und half erst kürzlich beim Ramadama. Aber jetzt hat sie eine Ausbildung begonnen – und dadurch weniger Zeit.

Wer ein paar Stunden seiner Freizeit damit verbringen möchte, seine Heimat schöner zu gestalten, ist zur nächsten Mitgliederversammlung des Verschönerungsvereins eingeladen. Sie findet am Freitag, 10. Mai, um 18 Uhr im Brückenwirt mit Vorstandswahlen statt. Von Sybille Föll

Artikel vom 02.05.2013
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