Schüler erinnern an Opfer des NS-Regimes

Wartenberg · Schatten des Krieges

In der Aula der Marie-Pettenbeck-Schule ist die Ausstellung zum Thema „Im Schatten des Krieges” zu sehen.	Foto: sy

In der Aula der Marie-Pettenbeck-Schule ist die Ausstellung zum Thema „Im Schatten des Krieges” zu sehen. Foto: sy

Wartenberg · Es ist ein sprödes Thema: Das Kriegsende, der Einmarsch der Amerikaner, die Ankunft der ersten Heimatvertriebenen, aber auch der Widerstand gegen das NS-Regime. Schüler dafür zu interessieren ist nicht einfach, und doch gibt es immer wieder Lehrer, die das schaffen.

An der Marie-Pettenbeck-Schule in Wartenberg ist das gelungen. Der Kulturmarkt, der Kulturverein des Marktes Wartenberg, hat sich das Thema „Im Schatten des Krieges“ auf die Agenda gesetzt und fand gerade in den jungen Wartenbergern engagierte Mitstreiter. Sie haben das getan, was immer schwerer gelingt: Sie haben Zeitzeugen interviewt mit der simplen Frage „Wie war das damals?“ Die Berichte waren teilweise so schwer verdaulich, dass es gut war, dass die Schüler von Lehrern begleitet wurden. Eduard Ertl beispielsweise, einer der profiliertesten Bürger des Marktes Wartenberg, erzählte von seiner schweren Kriegsverletzung, die ihm das Gesicht entstellt hat. Die Spuren der Verletzung sieht man heute noch. Ein Granatsplitter hatte ihm den Unterkiefer total zertrümmert, er wäre beinahe an seinen eigenen Zähnen erstickt.

Altbürgermeister Gustav Weltrich, damals ein Kind, schaute angstvoll aus dem Kellerfenster auf die anrückenden Amerikaner. Die Propaganda der Nazis tat (zunächst noch) ihre Wirkung. Maria Buch berichtete ausführlich von ihrer Vertreibung, ein Schicksal, das sie mit vielen anderen teilte. Die Jugendlichen fassten die Ergebnisse nicht nur auf Schautafeln zusammen, sie drehten auch einen Videofilm. Alles das wurde bei der Ausstellung „Gegen das Vergessen“, die in der Schulaula zu sehen ist und während der Schulzeiten besichtigt werden kann (Die Türglocke ist links an der Tür).

Ergänzt wird diese Arbeit der Schüler durch eine Reihe von Tafeln, die andere Schüler aus Markt Schwaben jahrelang unter der Leitung von Heinrich Mayer zusammengestellt haben. Sie untersuchten den „vergessenen Widerstand“, und fanden Menschen aus dem Kreis Erding: Den Lehrer aus Ottenhofen, der sich weigerte, nach dem „Tag von Potsdam“ eine „vaterländische Veranstaltung“ an der Schule durchzuführen. Oder den Wartenberger Sattler, der nach Dachau kam, weil er seinem Sohn den „Hitlergruß“ verboten hatte. Das alles waren Menschen, die „Nein“ gesagt haben, die nicht mitgemacht haben, obwohl das für sie massive Nachteile bedeutete.

Die Ausstellungseröffnung war für den Kulturmarkt ein gewaltiger Erfolg und nur der Beginn einer ganzen Veranstaltungsreihe zu diesem Thema: So sind öffentliche Vortragsveranstaltungen geplant, einmal in der Klinik Wartenberg mit der Autorin Anna Andlauer mit dem Titel „Zurück ins Leben“ am 30. April, um 16 Uhr, und dann am 7. Mai, um 19.30 Uhr, im Rathausfoyer über „Jüdische displaced Persons im Landkreis Erding“ von Jim Tobias. Tags darauf ist eine Abschlussfeier am achten Mai, dem Tag des Kriegsendes und der Befreiung vom Nationalsozialismus, wiederum im Schulfoyer angesetzt. Die Band „Shepherds Delight“ spielt auf, dazu gibt es amerikanische Snacks. Begleitend zu der Veranstaltungsreihe hat das Medienzentrum Wartenberg eine Buchausstellung vorbereitet. sy

Artikel vom 18.04.2013
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