Kinderhaus »AtemReich« ist übergangsweise in Haar

Haar · Ein besonderer Gast

Felicitas Hanne (Mitte) mit zwei Betreuerinnen und drei ihrer Schützlinge, die fünfjährige Eila, Jamie und Mark, die sich in Haar sehr wohlfühlen. 	Foto: ikb

Felicitas Hanne (Mitte) mit zwei Betreuerinnen und drei ihrer Schützlinge, die fünfjährige Eila, Jamie und Mark, die sich in Haar sehr wohlfühlen. Foto: ikb

Haar · Die Augen der kleinen Eila glänzen, sie strahlt übers ganze Gesicht: »Hallo, grüß Dich, ich möchte auch fotografiert werden.« Felicitas Hanne, Geschäftsführerin des Kinderhauses »AtemReich«, lächelt und erklärt: »Eila liebt Fotografieren über alles, da lebt sie richtig auf.«

Im Atem Reich werden 15 intensiv pflegebedürftige, mehrfach behinderte, ständig beatmete oder von einer Beatmung bedrohte Kinder bis zur Vollendung des Grundschulalters von 96 Mitarbeitern betreut. Und das rund um die Uhr. Jetzt wird das Gebäude der Einrichtung in Nymphenburg, auf dem Areal der Schwesternschaft des Dritten Ordens, erweitert. Daher ist AtemReich für die kommenden sechs Monate nach Haar ausgewichen, in die Casinostraße 74 auf dem Gelände des Klinikums.

»Nach fast sieben Jahren können wir sagen, dass unser Konzept zur Betreuung beatmeter Kinder aufgeht, wir haben in dieser Zeit viele Erfahrungen gesammelt. Wir erleben bei den Mädchen und Buben, die bei uns ein neues Zuhause gefunden haben, Fortschritte und Entwicklungen, die uns immer wieder begeistern und ermutigen. Doch das Kinderhaus ist voll belegt, wir müssen anfragenden Eltern und Kliniken leider immer wieder absagen, weil wir keinen Platz mehr haben«, erläutert Hanne. Das wird sich bald – »wenn alles klappt, sind wir zum Ende der Sommerferien zurück« – ändern, so erhofft es zumindest die »Atem Reich«-Chefin. Dann stehen 21 Plätze zu Verfügung, das Personal wird entsprechend aufgestockt auf knapp 150 Mitarbeiter.

»Wir haben ganz lange nach einem Ausweichquartier gesucht. In Haar, in dem leerstehenden Haus, haben wir schließlich die passenden Räume dank der Oberbayerischen Heimstätte gefunden. Wir haben uns sofort willkommen gefühlt, von vielen Seiten Unterstützung erhalten, bei den elektrischen Installationen und anderem haben uns die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Haar immer wieder geholfen«, erzählt Hanne.

Das ganze Projekt mit Erweiterungsplänen und -bau, Umzug der Kinder, Ausbau, Transport und Anschluss vieler lebenswichtiger medizinischer Geräte sowie die Einrichtung der Einzel- und Gemeinschaftszimmer war ein wahrer Kraftakt für alle Beteiligten. Dazu kommt der finanzielle Aspekt. Der Ausbau der ersten und zweiten Etage am Standort in der Franz-Schrank-Straße sowie Um- und Rückzug verschlingen »etwa 1,9 Millionen Euro«. Wie wird das alles finanziert? »Vor allem durch Spenden und Mittel der Regierung von Oberbayern«, erklärt die stets optimistisch wirkende Chefin und lacht auf einmal ganz freudig und erleichtert zugleich. Den Grund erzählt sie sofort: »Den Restbetrag, ein ganz dicker Batzen, mehr als 900.000 Euro, steuern die »Sternstunden« bei, die Hilfsaktion vom Bayerischen Rundfunk. Das wurde mir vor ein paar Stunden mitgeteilt.«

Das 2005 gegründete Kinderhaus »AtemReich« ist eine GmbH mit vier Gesellschaftern – dem Blindeninstitut München, der Mobilen Ambulanten Pflegepartner-Gesellschaft, dem Prinzessin Rupprecht Verein für kranke Kinder und der Stiftung Pfennigparade. Ziel der Einrichtung ist laut Schirmherrin Beatrice Prinzessin von Bayern »den Kleinen ein kindgerechtes, familienähnliches Zuhause zu schenken, einen Ort, an dem sie zum ersten Mal in ihrem jungen Leben erleichtert aufatmen können.« Dazu gibt es in zwei Gruppen – »Sonnengelb« und »Meeresblau« bezeichnet – Einzel- und Doppelzimmer »ohne den typischen Krankenhauscharakter, mit Platz für die Privatsphäre der Kinder, für ein so weit wie möglich normales Leben«, erläutert die Geschäftsführerin.

Eila, die stets ein Beatmungsgerät bei sich tragen muss, ist vom Schicksal schwer getroffen. Seit Kurzem ist sie zusätzlich zur ihrer Behinderung querschnittsgelähmt. Doch die Lebensfreude der umtriebigen Fünfjährigen, die ein rosafarben gestrichenes Zimmer haben wollte und auch bekommen hat, die alles, was rosa ist, liebt und beflügelt, ist ungebrochen. Felicitas Hanne erklärt warum: »Seit einer Woche besucht sie den Kindergarten nebenan.« ikb

Artikel vom 16.04.2013
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