Vorwürfe wegen trickreicher Baumfällung für Bebauung

Perlach/Waldperlach · Zweifelhafte Praxis

Die alten Baumbestände sind gefällt, Ersatzpflanzungen am Grundstücksrand lassen jetzt Platz für Bauvorhaben. Wo das Zelt steht, könnte die Gaststätte erweitert werden. Der Rest des Areals soll komplett zugebaut werden.	Foto: bus

Die alten Baumbestände sind gefällt, Ersatzpflanzungen am Grundstücksrand lassen jetzt Platz für Bauvorhaben. Wo das Zelt steht, könnte die Gaststätte erweitert werden. Der Rest des Areals soll komplett zugebaut werden. Foto: bus

Perlach/Waldperlach · Eigentlich wünschenswert sind Bauvorhaben für Kinderkrippen, denn es besteht weiter in ganz München hoher Bedarf an Betreuungsplätzen für die Kleinsten.

Was am Waldheimplatz 2 unter dem Motto »Neubau einer viergruppigen Kinderkrippe« geplant wird, scheint aber tatsächlich nur vorgeschoben zu sein. »Die wuchtige Kubatur des Gebäudes lässt bereits jetzt schon deutlich erkennen, dass die spätere Umwidmung der Räume als Wohnungen vorgesehen ist«, urteilt der Bezirksausschuss (BA) 16 Ramersdorf-Perlach und lehnt das Bauprojekt ab. Schon im Vorfeld hatte es massive Einwände gegeben, weil der Eigentümer sich durch die Zerstörung wertvollen, alten Baumbestandes auf dem Grundstück das Baurecht überhaupt erst »erschlichen» habe.

Die ärgerliche Vorgeschichte am Waldheimplatz reicht schon zwei Jahre zurück, beschäftigt und erbost aber weiter alle Parteien im BA. Zuerst wurden Bäume im Biergarten des ehemaligen »Café Waldperlach«, jetzt Terra Kreta, an der Ecke Putzbrunner Straße / Waldheimplatz keilförmig angesägt, angeblich um einen Pilzbefall zu überprüfen. Dadurch wurden die elf großen und alten Kastanien so geschwächt, dass ihre Standfestigkeit nicht mehr gegeben war. Die Stadt, die den Biergarten zwischenzeitlich für Besucher vorsorglich sperrte, ordnete schließlich die Fällungen an. Als dann Platz auf dem Grundstück war, stellte der Eigentümer einen Bauantrag für eine Kinderkrippe und einen Anbau an die Gaststätte. Es gäbe keinen erhaltungswerten Baumbestand mehr, also sei das Grundstück als Bauland anzusehen. »Eine bodenlose Frechheit«, ärgerte sich nicht nur die Baumschutzbeauftragte für Ramersdorf-Perlach, Andrea del Bondio (SPD). Mittlerweile hat das Verwaltungsgericht die zweifelhafte Praxis des Eigentümers inklusive der baufreundlich erfolgten Ersatzpflanzungen durchgewinkt. Der Bauantrag des Grundeigentümers ist somit erfolgreich.

Der BA ist in Sorge, dass derartige Abholzungen alter Baumgruppen Nachahmer finden. Deshalb ist eine seiner wesentlichen Fragen an die Lokalbaukommission, wie diese ähnliche‚ baufreundliche Fällungen und entsprechend neubauverträgliche Ersatzpflanzungen, besonders in den Gartenstädten, verhindert will. Auch möchte man genau wissen, ob es ein Urteil des Münchner Verwaltungsgerichts oder nur einen richterlichen Hinweis zum Waldheimplatz gibt. Und welche Auflagen gab es zur Positionierung der Ersatzbäume beziehungsweise lassen sich hier überhaupt Auflagen machen?

Noch hofft der BA auf Möglichkeiten im laufenden Genehmigungsverfahren, die eine bauliche Nutzung des Grundstücks verhindern. Wenn, dann sollte die Stadt hier Entscheidungsspielräume strikt restriktiv nutzen, um diesen trickreichen Weg zum Bauantrag auf Kosten erhaltenswerter Baumbestände doch noch zu stoppen.

Unabhängig von der Vorgeschichte und der bestehenden massiven Einwände gegen das Bauprojekt am Waldheimplatz lehnt der BA nun auch die Detailplanungen ab. Die vorliegenden Baupläne zeigen, dass das geplante Gebäude das Grundstück nahezu ausfüllt und den vorhandenen, als Ersatzpflanzung fungierenden Bäumen keinen ausreichenden Freiraum für das weitere Wachstum gibt. Damit bliebe auch den Kindern kein Freiraum im Außenbereich als Spielflächen. Ebenso ungeklärt ist die Stellplatzfrage, bisher werden nur Parkplätze im Gaststättenbereich ausgewiesen. Insgesamt sei das ganze Gebäude viel zu wuchtig und füge sich deshalb nicht in die umgebende Bebauung ein, so das Urteil des Unterausschusses für Stadtplanung und Entwicklung unter Leitung von Wolfgang Thalmeir (CSU). Die Lokalpolitiker sind sich sicher, dass die Kinderkrippe nur vorgeschoben ist, um später die Räume schnell umzuwidmen und als Wohnungen zu vermieten oder zu verkaufen. bus

Artikel vom 26.02.2013
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