Ab in die Bier-Hölle hieß es beim diesjährigen Starkbierfest des Münchner Ostens

Trudering · Engel war gestern beim 13. Truderinger Ventil

Winfried Frey schenkte als Teufel des Münchner Ostens der Polit-Prominenz ordentlich ein. 	Foto: Carolin Krause

Winfried Frey schenkte als Teufel des Münchner Ostens der Polit-Prominenz ordentlich ein. Foto: Carolin Krause

Trudering · Durch die Hölle gingen die Politiker aus dem Münchner Osten am vergangenen Sonntag beim 13. Truderinger Ventil des Vereins Bürgerzentrum Trudering e.V. unter der Leitung von Winfried Frey.

Der Grund: Engel Bonifatius beschloss kurzerhand, dass er im Wahlkampf-Theater fehl am Platz sei und schickte den Teufel höchstpersönlich als seine Vertretung, der der Polit-Prominenz ordentlich einschenkte.

Bevor es mit vielleicht einem One-Way-Ticket in die Truderinger Bier-Hölle ging, lockerte der »Ramersdorfer Isarrider« alias Liedermacher und Musik-Kabarettist Roland Hefter mit seinen Liedern und Geschichten den Saal, der bis auf den letzten Platz belegt war, auf. Gleich im Anschluss wurde es dann auch schon politisch mit dem Singspiel einer realitätsnahen Bezirksausschusssitzung von Tröderling. In gekonnter Art und Weise präsentierten Simon Pearce, Werner Rom, Petra Auer, Yvonne Steiner und Andrea Roßkopf die unterschiedlichen Traumvorstellungen von CSU, SPD, FDP und Grünen, wie die Zukunft Bayerns, sprich Münchens, aussehen soll. Am Beispiel »Wir wollen ein Bürgerhaus für Tröderling« ging es mit geschärftem Berliner Blick zur Feststellung, dass man natürlich ein Bürgerhaus nur mit Fachpersonal im Ausschuss bauen und nicht in Stuttgarter Manier eben mal überirdisch statt unterirdisch bauen will. Zeitlich passte man sich mit der Bauplanung an die Elbphilharmonie an. Und schon hatte man alle Pannenbauprojekte Deutschlands zusammen, die die Politik zu bieten hat. Die Münchner Dixie-Band »Saratoga Seven« gönnte zwischendurch den Lachmuskeln eine Pause.

Bis auf den letzten Platz war die Vorfreude zu spüren, als die Begleitengel vom »Regional-München-Ost-Engel«, alias Engel Bonifatius – der Fastenprediger – im zweiten Teil der Veranstaltung in knappen Höschen, weißen Flügelchen und einem Heiligenschein in das Truderinger Kulturzentrum einzogen. Und dann das: Keine Spur von Engel Bonifatius. Diesem oblag wie jedes Jahr die Aufgabe, Politikern aus dem Stadtgebiet sowie der Truderinger Prominenz einzuschenken und ihnen aus himmlischer Perspektive den kritischen Spiegel vorzuhalten. Mit einer Live-Übertragung aus dem himmlischen Paradies-TV ließ er den Anwesenden mitteilen, dass er den Undank der Münchner-Ost-Politiker, die seine himmlischen Ratschläge der letzten Ventile nicht befolgt hätten, nun leider bestrafen müsse. »Die Politik macht seit zwei Jahren nicht das, was ich sage«, so Bonifatius sichtlich unzufrieden beim Weißwurstessen. So ging es für das Publikum und die Politiker schnurrgerade direkt durch das Höllenfeuer in die Truderinger Bier-Hölle. Dort wurden sie persönlich vom Teufel der Bier-Hölle München Ost, dargestellt von Schauspieler Winfried Frey, schelmisch mit seinen teuflischen Begleiterinnen begrüßt. Und dieser ließ es sich nicht nehmen, den anwesenden und auch nicht anwesenden Politikern ordentlich allerlei bissige, feurig sarkastische Gemeinheiten zukommen zu lassen.

So musste sich Ingo Mittermaier, Vorsitzender des Bürgerzentrums, gleich am Anfang seine Trägheit vorwerfen lassen, dass man ja eigentlich Pyrotechnik auf der Bühne haben wollte. »Bis der das organisiert bekommt, ist die Hölle zugefroren«, mahnte der Fastenprediger-Teufel an. Er lobte ihn aber später damit, dass durch Mittermeiers Einsatz nun endlich die Erzählkugel bombenfest vor dem Kulturzentrum verankert ist. Auslöser dazu waren zwei junge Burschen, die nach einem gemütlichen Abend im Festzelt der Truderinger Festwoche die noch nicht befestigte Erzählkugel zum Fußballspielen missbrauchten. »Mittermeier, der in den frühen Morgenstunden dies mitbekam, löste mit Diplomatie und Sachlichkeit die Entfremdung des Kunstobjektes, indem er lieber den beiden eine Gutenachtgeschichte vorlas«, scherzte der Teufel. Die Truderinger Festwoche hatte es eh in sich. So bekam Franz Risch, ehemaliger Vorsitzender des Truderinger Buam Festrings gleich einen neuen teuflischen Spitznamen – »der Aqua-Franzl«. Nur, weil der »Abkassierer« Peer Steinbrück sich bei seiner Bierzeltfestrede beschwerte, dass man ihm Wasser in den Bierkrug gefüllte hatte, was Risch mit »so hat mich noch nie jemanden blamiert«, kommentierte und der Truderinger Teufel ihm eher unterstellte »Hast dem Fischkopf wohl kein gutes Bier gegönnt.«

Der wechselfreudigen Bezirksausschuss-Vorsitzenden Stefanie Hentschel wurde der teuflische Ratschlag gegeben, doch den Platz der SPD-Stadträtin und stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Claudia Tausend zu übernehmen. »Vielleicht ist dort die Frauenquote angesagter?«. Und Claudia Tausend wurde zu bedenken gegeben, dass – falls sie wirklich nach Berlin gehe – es mit Kronawitter und Co. ungefährlicher sei Fahrstuhl zu fahren, als mit Rainer Brüderle. »Der wird keine unflätige Bemerkung machen.«

Der junge CSUler Dr. Wolfgang Stefinger, der in die Fußstapfen von Herbert Frankenhauser treten will, sollte nach dem Tipp des Teufels ein anderes Lächeln trainieren. »Wenn der Stefinger süß einen anlächelt, hat man nach fünf Minuten Diabetes.« Nicht, dass er seine Wählerschaft verliere. Ist die Frage, ob ihm das Lächeln noch vergeht, wenn am Dr.-Titel gerüttelt wird. »Gibt es da schon ein schwebenes Verfahren?«, wurde er schmunzelnd unter Gelächter der Gäste gefragt. Aber auch die ältere Riege bekam ihr Fett weg. Die kürzlich von CSU-Stadtrat Hans Podiuk initiierte Aktion »Nette Toilette« in München ist dem Höllenteufel nur allzu gut bekannt. War doch schon vor Jahren SPD-Mann Hermann Memmel in den Münchner »Pisel-Krieg« gezogen. »Das ist wohl ein Thema für die gesetzteren Herren.« Und zu guter Letzt kam noch eine Warnung an Eisblume, alias CSU-Landtagsabgeordneter Markus Blume und Rinderwahnsinn, alias SPD-Landtagsabgeordneter Markus Rinderspacher, die sich eher »wie Max und Moritz aufführen«, so die teuflische Beurteilung. Die Einstellung »ich kann es größer, schneller und besser und Hauptsache ich bin immer mit aufm Foto in der ersten Reihe« würde die Wähler zunehmend ermüden lassen, bei den politisch initiierten Mitmach-Aktionen teilzunehmen. ar

Artikel vom 26.02.2013
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