Feldkirchen holt 2013 große Künstler auf die kleine Bühne

Feldkirchen · Mit Kuschelfaktor

Zwei der Höhepunkte im Feldkirchner Kulturprogramm: Der Wiener Kabarettist Alfred Dorfer und 5/8erl in Ehr’n, ebenfalls aus Wien (kleines Foto). Letztere teilen musikalische Watschn aus. Na servas!	 Fotos: Hubert Mican, privat

Zwei der Höhepunkte im Feldkirchner Kulturprogramm: Der Wiener Kabarettist Alfred Dorfer und 5/8erl in Ehr’n, ebenfalls aus Wien (kleines Foto). Letztere teilen musikalische Watschn aus. Na servas! Fotos: Hubert Mican, privat

Feldkirchen · Mit der Neujahrspost haben die Feldkirchner in ihren Briefkästen auch heuer Grüße aus dem Rathaus vorgefunden. Eine Broschüre präsentiert das kleine, aber feine Kulturprogramm 2013.

Mit bewährten Veranstaltungen und überraschenden Gastspielen werden die Bürger bereits im siebten Jahr in das Foyer des klinkerroten Verwaltungsbaus gelockt.
Was viele nicht wissen: Die über drei Stockwerke reichende, lichtdurchflutete Eingangshalle des Rathauses ist keineswegs nur ein Notbehelf für Veranstaltungen, mit denen andernorts die Bürgerhäuser bespielt werden. Das Foyer des mit dem Architekturpreis 2005 ausgezeichneten Entwurfs wurde von dem Kölner Architekten Miroslav Volf bewusst nicht nur für Neujahrsempfänge konzipiert, sondern besitzt nahezu Konzertsaal-Qualität. Das klassische Konzert der Meisterschüler an der Hochschule für Musik und Theater, in diesem Jahr am 18. Oktober geplant, gehört denn auch zu den Klassikern im Feldkirchner Kultur-Jahr.

Das Programm: »Nichts Ausgefallenes, sondern eher allgemein Gefälliges«, sagt der Organisator des Kulturprogramms, Alfred Gleixner. »Wir wollen nicht in Konkurrenz zu den Münchner Konzertsälen treten.« Das ist überhaupt die Maxime der Feldkirchner Programm-Macher: Persönlicher, bürgernäher, individueller soll es in der 7.000-Einwohner-Gemeinde zugehen als in der angrenzenden Millionenstadt oder auch in den umgebenden Bürgerhäusern. »Hier wird jeder Besucher persönlich vom Bürgermeister begrüßt«, sagt Gleixner. Das Getränk in der Pause servieren nicht professionelle Caterer, sondern Rathaus-Mitarbeiterinnen. Und Gleixner steht keinem Kulturamt vor, sondern kümmert sich im Rathaus hauptamtlich um Erschließungskostenabrechnungen und die Pflege der Städtepartnerschaften.

Das heißt jedoch keineswegs, dass der leidenschaftliche Musikant von Tuten und Blasen keine Ahnung hätte. Mit dem Sextett »Otto & Friends« tritt er selbst regelmäßig im Münchner Unionsbräu auf und ist beim Jazz-Frühschoppen, einem weiteren Fixpunkt im Jahr 2006 erstmals aufgelegten Feldkirchner Kulturprogramm, in diesem Jahr am 7. Juli von 11.30 bis 14.00 Uhr auf dem Rathausplatz zu hören. Nach dem Prinzip learning by doing habe er sich das Aufspüren von Trends, das Verhandeln mit Künstlern und Agenturen und das technische Know-How beigebracht, meint Gleixner bescheiden. Mit offenen Augen und Ohren beobachtet er die Kulturszene. So fielen ihm beim Radiohören die »5/8erl in Ehr’n« auf, eine fünfköpfige Band aus Österreich, die mit ihrem Programm »Gut genug für die City« am 20. April in Feldkirchen gastieren wird. Laut Programmankündigung »ein Statement aus Wien: Dafür, dass Musik nicht gefällig sein muss, um zu gefallen«. Eingefallen ist Gleixner dazu auch die Idee, jedem Besucher beim Einlass ein Achterl Grünen Veltliner aus Österreich zu spendieren. Gefallen – aber nicht gefällig sein, das könnte auch über dem Feldkirchner Kulturprogramm stehen.

Ein weiteres Beispiel dafür: der Kabarettist Alfred Dorfer, ebenfalls aus Österreich, ein Wiener Satire-Gastarbeiter in deutschen Landen, Träger diverser Kleinkunstpreise und am 10. März im Rathaus-Foyer zu erleben. Mit seinem Solo »bis jetzt« blickt er auf 25 Bühnenjahre zurück. Bestimmt nicht zu den Gefälligen, aber zu den Großen seiner Zunft gehört Andreas Rebers, mit dem sich die Feldkirchner Bühne am 8. November schmücken wird, ebenfalls ein Kleinkunst-Preisträger. Das Publikum erwartet dabei eine ebenso vergnügliche wie bissige Abrechnung unter der Überschrift »Ich regel das«. »Unangepasst« nennt Gleixner auch die Musik beim Open Air am 21. Juni. Dennoch sei Stimmung garantiert, mit »Mardi Gras« und Titus Waldenfels. Die Kultband spielt Beatles-Sound, Country und Irish Folk, der Münchner Instrumentalist verspricht ein Feuerwerk an Klängen mit der Kraft einer Bluesband und den einfachen Mitteln einer Straßenmusikkapelle. Dazu sollen sich die Besucher in einer Art Arena auf dem Rathausplatz unter Pinienbäumen fühlen wie an Mittelmeer-Gestaden. Alles andere als Mainstream auch die Auftaktveranstaltung am kommenden Samstag, 26. Januar, mit dem Titel »Bayrisch g’rockt!« mit den Bands »Zweckinger« und »Bajuvarix«. »Keine Chance für krachlederne Volkstümelei« heißt es im Programm-Flyer. Aber viel Heiteres, manchmal Skurriles in bayerischer Mundart.

Das Kulturprogramm ist freilich kein Wunschkonzert, bei dem Musikliebhaber Gleixner oder sein Chef, Bürgermeister Werner van der Weck, mit einem Fingerschnippen die jeweiligen Lieblingskünstler auf die Feldkirchner Bühne zaubern können. Dafür sorgt schon der vom Gemeinderat bewilligte knappe Etat von 30.000 Euro, aus dem alle Künstlergagen beglichen werden müssen, wenn auch ohne Gegenrechnung der Einnahmen bei den meist ausgebuchten Veranstaltungen. Gleixner weiß, dass man sich damit nach der Decke strecken und manches selber machen muss. »Die ganz Großen können wir uns nicht leisten«, bedauert er. »Man muss diejenigen finden, die bezahlbar sind und auch ein kleines Haus wie unseres mit 250 Sitzplätzen bespielen.« Die Verhandlungen mit Agenturen seien dabei manchmal schwieriger als mit den Künstlern selbst. »Die echten Großen spielen auch bei den Kleinen«, so seine Erfahrung. »Ein Anruf bei Rebers beispielsweise – und er kommt.« Dabei spielt vielleicht auch ein gewisser »Kuschelfaktor« für die Künstler eine Rolle. Hier gibt es keine ungeheizte Garderobe wie andernorts, und Marion Ohnes vom Vorzimmer des Bürgermeisters, die auch den Kartenverkauf und die gesamte Organisation von der Plakatgestaltung bis zum Sektverkauf im Auge hat, serviert bei Bedarf persönlich Häppchen zur Stärkung vor dem Auftritt.

Von Gemeindemitarbeitern wird für die Jugend auch das 200 Besucher fassende Festzelt im Dornacher Feld aufgestellt, in dem nun schon zum zweiten Mal der »Tanz in den Mai« am 30. April sowie das »Feldkirchner Wiesn-Glühen« am 20. September als Einstimmung aufs Oktoberfest stattfinden. »Im Rathaus ist es dafür einfach zu eng geworden«, sagt Gleixner. Ein Caterer sorgt hier für die Verpflegung mit Steckerlfisch und Rollbraten. Für die noch Jüngeren wurde in diesem Jahr Dr. Döblingers Kasperltheater mit dem Stück »Kasperl in den Ferien oder die warme Wollstrumpfhose« verpflichtet, und zwar am 17. Mai von 14.30 bis 16.00 Uhr.

Bei der Auswahl der Künstler spielen sich Gleixner und der Bürgermeister die Bälle zu. »Einer versucht den anderen zu überzeugen«, sagt der Organisator. Bestimmt keine Diskussionen gab es beim letzten Höhepunkt des Jahres, der »Alpenländischen Weihnacht mit dem Tölzer Knabenchor« am 7. Dezember. Dabei hatte der Zufall die Hand im Spiel: Ein Feldkirchner Bürger ist Vater eines Chorknaben und erkundigte sich, ob die Tölzer nicht einmal in seinem Heimatort auftreten könnten. Alfred Gleixner hat keine Angst vor großen Namen: »Manchmal geht es leichter als man denkt.« Das könnte vielleicht eines Tages auch bei seiner Traum-Besetzung Wirklichkeit werden: dass der Weltstar, Romanautor Hardy Krüger in Feldkirchen liest. »Wenn mir das gelingt, dann robbe ich auf allen Vieren durchs Foyer.«

Karten gibt es im Vorverkauf unter www.feldkirchen.de, an der Rathaus-Information, in der Gemeindebücherei, der Postagentur und der Papeterie Bichlmaier. Restkarten an der Abendkasse. Claudia Schmohl

Artikel vom 22.01.2013
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