Rettung für Schleißheims historisches Kanalsystem

»Ein faszinierender Plan«

Oberschleißheim · »Mit der Gondel von Nymphenburg nach Schleißheim und weiter nach Dachau. Die historische Verbindung mit Wasserstraßen der Schlösser Nymphenburg, Schleißheim und Dachau wieder aufzuzeigen ist eine faszinierende Aufgabe!«

Deshalb zeigte sich Finanzminister Kurt Faltlhauser sehr aufgeschlossen für die Idee einer Er- neuerung des historischen Schleißheimer Kanalsystems zwischen Dachau und Schleißheim. Die Bürgermeisterin der Gemeinde Oberschleißheim, Elisabeth Ziegler, händigte im Finanzministerium in München eine Machbarkeitsstudie des Vereins Dachauer Moos e.V. zur Renaturierung des Kanalsystems aus.

Begleitet wurde sie dabei von dem Verfasser der umfangreichen Studie, Uli Lamey. Nach den Vorstellungen der Initiatoren, Frau Ziegler und Herr Lamey, könnten Teile des historischen Kanalsystems als Denkmäler auf der Bundesgartenschau in München im Jahr 2005 der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Auch deshalb erfordere die Realisierung des einzigartigen Vorhabens eine intensive Zusammenarbeit von Kommunen, Vereinen und dem Freistaat, stellte Faltlhauser fest. Über die Details und den Zeitplan könnte allerdings erst nach dem Vorliegen finanzieller und fachlicher Bestandsaufnahmen gesprochen werden. Die vorgestellte Machbarkeitsstudie bezeichnete Faltlhauser als sehr präzise und interessant. Die historische Grundlage belege die hohe denkmalschützerische Qualität des Kanalsystems. Deshalb seien bereits das Landesamt für Denkmalpflege und der Landesdenkmalrat eingeschaltet, teilte Frau Ziegler mit.

Das historische Schleißheimer Kanalsystem geht im Wesentlichen auf den »blauen Kurfürst« Max Emanuel zurück. Dieser benötigte die Kanäle von Ismaning und Dachau nach Schleißheim, um das Baumaterial für den Bau des Neuen Schlosses in Schleißheim anliefern zu können. Die künstlichen Wasserstraßen dienten später der Hofgesellschaft für Vergnügungsfahrten. So konnten seinerzeit von Schloss Nymphenburg aus per Schiff die Schlösser Schleißheim und Dachau erreicht werden.

Dabei führte das Kanalsystem von Schloss Nymphenburg über den Nymphenburg-Biedersteiner-Kanal zum Schwabinger Bach und von dort über den Dirnismaninger Kanal in den Schleißheimer Kanal nach Schloss Schleißheim. Über den Dachau-Schleißheimer Kanal ging es weiter nach Dachau. Dabei wird im engeren Kanalsystem der Schlösser von Schleißheim Isar- und Würmwasser zusammengeführt. Es umrundet den Park und fließt nach Westen hin ab, um über den Kalterbach in die Amper zu gelangen.

Das circa 50 Kilometer lange historische Kanalsystem steht als gemeindeübergreifendes Baudenkmal uner Denkmalschutz. Nach den Vorstellungen des Vereins, die Frau Ziegler darlegte, soll das Schleißheimer Kanalsystem als gemeindeübergreifendes Baudenkmal von hohem kulturgeschichtlichen Rang sowohl landschaftsprägendes Element in den Moos- und Heidegebieten zwischen Würm und Isar sein, wie auch erlebnisreiches Naherholungsgebiet und ein ökologisch wirksamer Biotopverbund.

Die Erneuerung und teilweise Wiedereröffnung des historischen Kanalsystem zur Naherholung und als Denkmal würde, so Frau Ziegler, auch den Freizeit- und Erholungswert für den Norden Münchens bereichern. So soll neben dem Kanal ein Radweg angelegt werden, der die landschaftlich einmaligen Heide- und Moosflächen erschließt.

Finanzminister Faltlhauser sagte als oberster Schlossherr seine Unterstützung für den »interessanten Plan« zu. Unabdingbare Voraussetzung ist aber nun, einen Finanzplan für eine denkmalorientierte Revitalisierung durch die zuständigen Fachbehörden zu erstellen. Im Anschluss daran könnten dann Experten mit allen Beteiligten über die Möglichkeiten der Realisierung sprechen. »Ein Verfallenlassen dieser historischen Baudenkmäler sollten wir uns in Bayern nicht leisten«, stellte Faltlhauser abschließend fest. N.F.

Artikel vom 20.06.2001
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